Pharmazie


Blechdose (1), bedruckt

um 1940 

Mit der industriellen Fabrikation verschwand auf den meisten Verpackungen der Name der Apotheke. Nur auf Blechdosen finden wir gelegentlich den Namen des Apothekers oder Drogisten vermerkt, der das Mittelchen verkauft hatte.

Echte Apotheken fanden es unter ihrer Würde, Halspastillen mit eigenem Namen zu verkaufen. Drogisten aber setzten ihren Namen gerne unter ihre Mittelchen.

Vorgestellt wird eine Blechdose, in welcher der Apotheker-Drogist Arthur HURT aus der Philipps-Gasse (Haus 7) in Luxemburg seine Halspastillen verkaufte.

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Blechdose (2), bedruckt

Blechdose Drogerie MULLER
Blechdose, um 1940 

In dieser Dose verkaufte der Apotheker-Drogist Nicolas MULLER aus der Grossgasse (Haus 56) in Luxemburg ein vermutlich sehr ähnliches Präparat bestehend aus

  • Menthol 0,02
  • Borate de soude 0,10
  • Cocain 0,001

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Blechdose (3), bedruckt

Blechdose, um 1940 

Ab dem 17. Jh. hatte man Papier-Etiketten auf Spanschachteln geklebt, später auf die robusteren Blechdosen. Mit der zunehmenden Technisierung wurde die Aufschrift schliesslich in die Blechdose eingebrannt.

 

Speziell für den luxemburger Markt waren diese Pastillen abgepackt, die von der Firma FARVIL in Luxemburg vertrieben wurden

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Blechdose (4), bedruckt

Werks-Packung, um 1940 

Das "Wohlfahrtswesen" der Hütte Differdingen verteilte diese Dosen an die Belegschaft - vermutlich während des 2. Weltkrieges, als sich das Werk in deutscher Hand befand:
Lakritzbonbon(?)-Dose des Stahl- / Walzwerkes Differdingen.

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Blechdose (5), bedruckt

 

Ganz im Jugendstil ist diese Blechdose der Apotheke L. SCHMIT aus Remich gehalten.

Léon SCHMIT *8.4.1864.
"Hr. THILGES von Niedersgegen hat das erste Kandidaturexamen in den Naturwissenschaften mit der grössten Auszeichnung, die HH. GREDT aus Luxemburg und SCHÜTZ aus Fels haben dasselbe Examen mit Auszeichnung und die HH. METZLER aus Kauthem und SCHMIT aus Mersch mit Befriedigung bestanden" (Escher Volkszeitung vom 1.11.1884). Léon SCHMIT absolvierte seine letzten Examina am 8.6.1889 (Memorial 1901) und führte 1900 und 1913 laut Memorial eine Apotheke in Remich.

Zinkpaste ist seit ewigen Zeiten DIE Abdeckpaste, die bei leichten Verbrennungen und anderen großflächigeren Hautabschürfungen gute Heilungsergebnisse erzielt. Der Wirkungsmechanismus beruht vermutlich auf dem für die Haut essentiellen Zink. So finden wir Zinkoxyd als Hauptbestandteil der Penaten Wundschutzcreme...

In der Therapie des Dekubitus ist die Zinksalbe heutzutage obsolet. Mit der Zinkpaste verhinderst man in der Tat wichtige Vorgänge die zu einer optimalen Wundversorgung nötig sind. Zum Beispiel wird verhindert oder stark verzögert, dass sich kleine neue Gefässe bilden (diese werden immer vom Wundrand aus gebildet) um den Gewebe-pH zu normalisieren und mit Sauerstoff zu versorgen. Warum ist der Gewebe-pH verschoben? Fibroblasten wandern in das Fibrinnetz (Matrix die bei der Blutgerinnung entsteht) ein und synthetisieren dort aus den Aminosäuren die die Makrophagen zurückgelassen haben, das Kollagen und andere Substanzen, wie Elastin u. Proteoglykane. Das Fibrinnetz wird in dem Maße abgebaut wie das Kollagen eingebaut wird. Kollagen ist ein Basisprotein des Körpers. Makrophagen u. Thrombozyten geben die Impulse zur Neovaskulation (Gefässneubildung). Wiederherstellung u. Neubildung der Gefäße geht von den bestehenden Gefäßen vom Wundrand aus. Die Neubildung dient der Normalisierung des Gewebs pH-s, durch vermehrte Versorgung mit O2. Natürlich wird es immer auch Wunden geben die unter Zinkpaste heilen aber es gab auch chronische Wunden die unter Eisen und Fönen geheilt wurden und ich denke, dass keiner auf die Idee kommen würde diese veraltete und gefährliche Methode anzuwenden.

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Blechdose (6), mit Papieretikett

Blechdosen mit geklebtem Etikett, um 1950 

1827 war eine Apotheke in Remich entstanden. Die Besitzer wechselten mehrfach (CHEVALIER, SCHMIT Vater, SCHMIT Sohn, BRAUN) und wurde über längere Zeit von einem Provisor geleitet. Ab 1936 war sie im Besitz des im Oktober 1930 zugelassenen Apothekers Nicolas THILL (*1909).

In dieser unscheinbaren Blechdose (Durchmesser 70mm) verkaufte er in seiner "Pharmacie des Vignerons" in Remich Pastillen gegen Schnupfen, Erkältung und Bronchitis - 8 bis 10 Pastillen pro Tag für Erwachsene, die Hälfte der Dosis für Kinder.

Man bemerke die französische Beschriftung der Dose, obwohl Remich an der deutschen Grenze liegt.

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Blechdose (7), gestanzt

Blechdose mit gestanztem Text, um 1900 

Die kleine Dose (65x44x14mm) scheint speziell für die MohrenApotheke gestanz worden zu sein. Die "Mohrenapotheke" gehört zu den alteingesessenen Apotheken der Hautstadt. Ab 1899 gehörte sie der Familie KLEES, die sie um 1918 an die Famile BOS veräusserte.

219° — Mohrenapotheke N. Klees-Kneip, Luxemburg. — Apotheke. — Inhaber: Nicolas Klees-Kneip, Luxemburg Du 21 avril 1910" (Firmenregister; Memorial n°26 vom 7.5.1910).

Typisch luxemburgisch an der Dose ist die Zweisprachigkeit: "Kraftpillen" einerseits, "régénérateur du sang" andererseits.
Nicht bekannt ist, ob es sich bei den "KNEIP'schen Kraftpillen" um ein Patent der Familie KLEES-Kneip handelte...

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Pastilles des Ardennes

Blechdose mit Papieretikett 

Die Apotheke MOLITOR am Place d'Armes in Luxemburg hatte die Alleinvertretung für die "Pastilles des Ardennes" - harmlose Dinger, von denen der Halskranke bis zu 15 Stück am Tag zu sich nehmen konnte ...

Dass die Pastillen "balsamiques" waren, hiess, dass ihre Wirkung derjenigen von echtem Balsam gleichkam - konnte aber auch bedeueten, dass sie beim Zergehen im Mund nach Naturkräutern (der Ardennen !) schmeckten und den Hals beruhigten, d.h. Husten stillten und Kratzen im Rachen linderten ...

Felix MOLITOR *8.7.1901 wurde am 14.10.1922 als Apotheker zugelassen. Er übernahm die ehemalige Einhornapotheke, die von seinem Vorgänger Camille HUBERTY aus dem Hause 5 r. du Curé in das Eckhaus Chimeygasse/Place d’Armes verlegt worden war, und die MOLITOR nun unter dem Namen „Grande Pharmacie“ weiterführte - unter Beibehaltung des goldenen Einhornkopfes in der Hausfassade. MOLITOR starb in Luxemburg am 30.4.1972 ...

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BENELUX-Pastillen

Benelux-Pastillen
Blechdose (9)  

Lucien THEVES (1903-1981) wurde 1929 als Apotheker zugelassen, wartete  jahrelang auf eine Konzession, Jahre, die er im Belgischen Kongo verbrachte. Als ihm 1950 die Konzession einer Apotheke in Rambrouch zugesprochen wurde, kehrte er in die Heimat zurück.

1953 wurde ihm die Konzession einer neuen Apotheke im Wohnviertel "Brouch" in Esch/Alzette zugesprochen. Nach dem Platz, an dem die Apotheke in Betrieb genommen wurde, benannte er sie "Benelux-Apotheke". Den gleichen Namen gab er Husten-Pastillen, die er in seiner Apotheke verkaufte - wir wissen nicht, wo er sie herstellte.

Wir zeigen eine kleine, ziemlich verramponierte Blechdose (Durchmesser 7.0 cm), erstanden auf dem Weihnachtsmarkt in Bartringen 2013.

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Blechdose (10), mit Papieretikett

Blechdose FRANCOIS
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch der im Bahnhofsviertel in der Hauptstadt niedergelassene Apotheker Victor FRANçOIS (*1884) verkaufte Pastillen gegen Halsschmerzen in einer etikettierten Blechdose - auch in der Hauptstadt treffen wir auf französische Beschriftung, hier allerdings verwundert dies weniger, ist die Metropole doch kulturell seit langer Zeit nach Frankreich ausgerichtet.

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Blocmalt-Dosen (1)

um 1945 

Schon 1869 bot das Unternehmen medizinische Bonbons an:
"Système breveté, dépot chez H. Richard à Diekirch
Bonbon pectoral. Cette préparation faite avec des extraits de différentes plantes et approuvée par les premiers médecins de la Belgique, est supérieure à tous les autres bonbons pectoraux inventés jusqu'à ce jour. Il facilite l'expectoration, et est surtout efficace dans les rhumes, catarrhes, grippes, coqueluches etc. pour les maladies de poitrines il est d'un effet infaillible"
(Anzeige in "Der Volksfreund vom 18.11.1869).

Wenige Jahre später gründete RICHARD sein eigenes Unternehmen. Er starb in Luxemburg am 30.1.1918: "Sterbefall. Bei seinem Schwiegersohn, Hrn. Prof. Edm. KLEIN in Luxemburg, starb im Alter von 77 Jahren Herr Rentner Jean RICHARD-Reuter. Er war der Gründer und langjährige Inhaber der bekannten Diekircher Zuckerwarenfabrik Richard, der bedeutendsten des Landes. 1910 zog er sich von den Geschäften zurück, und kam nach Luxemburg, um hier seinen Lebensabend zu beschliessen" (Luxemburger Wort vom 30.1.1918).

Vorgestellt werden zwei Blechdosen der 1873 gegründeten "Manufacture de Bonbons Anglais" Auguste RICHARD & Cie in der heutigen r. Muller-Fromes in Diekirch.
Die kleine Dose misst 121x90x68 mm
Die grosse Dose misst 182x252x128 mm.

Malzextrakt ist ein leicht verdauliches Nahrungsmittel, mit dem man die Ernährung wesentlich unterstützen kann: ein Esslöffel (20 g) Extrakt enthält soviele Wärmeeinheiten wie ein Ei. Man gab es in Fleischbrühe, Wasser gelöst einige Male pro Tag. Die nährende und allgemein stärkende Wirkung des Malzes machte sich seit Jahrzehnten die Fa. Liebig mit den bekannten Suppen zunutze. RICHARD sprang auf den Karren und produzierte in seiner "Kammellefabrék" das Stärkungsmittel BLOCMALT.

Die RICHARD'schen Malzplätzchen wurden angepriesen als "Aliment réconfortant pour Enfants, Convalescents et vieillards" - die abgebildete Krankenschwester bürgte für die Seriosität des medizinischen Angebotes...
1933 annoncierte RICHARD in der Tagespresse: "Mütter, gebt euern Kindern bei Husten und Heiserkeit BLOCMALT und DIAMALT der Firma Aug. Richard & Cie aus Diekirch".

Die Diekircher Malzbonbon-fabrik überlebte die Machenschaften in der Branche nicht: der Betrieb schloss seine Tore um 1950.

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Blocmalt (2)

Ein "Schmankerl" für unsere Diekircher Freunde. Umschlag 4.8.1931.