Pharmazie


Glas für Mutterkorn

um 1900 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mutterkornes ist seit dem 18. Jahrhundert europaweit sowohl bei Hebammen als auch bei Ärzten im Gebrauch.

Mutterkorn (lux. RUED, RAD, männl.; auch "Dronkekaar, Klongelkuer, Schartz") war auch unsern luxemburger Vorfahren als Verunreinigung der Feldfrucht wohlbekannt. Auch wussten sie, dass der Apotheker das Mutterkorn gegen teures Geld aufkaufte, um es dem Mediziner bzw. Patienten noch teurer weiter-zuverkaufen: "t'ass vill RUED am Wees" - meinte der Bauer und benachrichtigte den Apotheker, der auf dieses Zeug scharf war. Ein einheimischer Spruch lautete:

"RUED mécht dem Bauer kee Schued [da er das Mutterkorn teuer beim Apotheker verkaufen kann]
mee kaal Féiss um Maartt" [aber kalte Füsse auf dem Markt, da er die Frucht hier nicht absetzen konnte].

 

In Deutschland wurden Anfang des 20. Jh. jährlich 40 Tonnen Mutterkorn gebraucht, von denen nur 1% aus Deutschland stammten. Noch 1938 war natürliches Mutterkorn in Gebrauch, Russland und Spanien waren die klassischen Lieferanten. Die Kriegswirren sollten diese Importe erschweren - die Suche nach Ersatzstoffen setzte ein.