Paediatrie


Fehlbildungen (05)

Craniopagus 

Zwillinge mit Verschmelzung des Kopfes nennt man Kraniopagen. Berühmt sind die sog. Wormser Zwillinge (*1495), die ein Alter von 10 jahren erreichten. Sie waren an der Stirn verwachsen. In den Niederlanden wurde 1578 ein Fall publik, bei dem die Zwillinge sowohl im Gesicht als auch im Bauchbereich verwachsen waren.

In den letzten Jahren haben die Fortschritte der Chirurgie immer wieder Chirurgenteams dazu verleitet, Craniopagen zu trennen , zum Teil mit desaströsen Ergebnissen. Nicht nur fehlt oft das nötige Gewebe, um den Defekt zu decken. Oft haben die Zwillinge entscheidende Hirnpartien gemeinsam. 1987 wagte der Neurochirurg Benjamin CARSON am Johns Hopkins Hospital in Baltimore eine erste Trennung von "Craniopagi", am Kopf zusammengewachsenen Zwillingen. Die aus Ulm stammenden Brüder Benjamin und Patrick Binder verließen das Hospital geistig behindert - es das erste Mal, dass Kraniopagi einen chirurgischen Trennungsversuch überlebten. 1994 ein weiterer Versuch. Bei Pretoria operierte CARSON mit südafrikanischen Kollegen die sechs Monate alten Makwaeba-Zwillinge. Beide Mädchen starben. "Gemischte Gefühle" habe er darum gehabt, als er 1997 im selben Krankenhaus ein weiteres Paar trennen sollte, bekannte Carson. Doch Joseph und Luka Banda überlebten nicht nur. Fünf Jahre später waren sie wieder zu Hause in Sambia, gingen in die Vorschule und spielten mit den Nachbarskindern. 2003 nahm CARSON in Singapur an der Operation von Ladan und Laleh Bijani teil, den beiden erwachsenen Iranerinnen, die um jeden Preis getrennt werden wollten - und bei dem Eingriff beide ums Leben kamen. All diese Erfahrungen standen im Hintergrund, als CARSON 2004 der Operation von Lea und Tabea Block aus Lemgo zustimmte und kurz nach Pfingsten zum ersten Mal das fast 80-köpfige Team zusammenrief. Der Eingriff wurde schliesslich am 11. September durchgeführt: ein Mädchen (Lea) schaffte es (schwerbehindert), das andere nicht.

Vorgestellt wird eine Ansichtskarte des Siamesischen Zwillingspaares Emilie und Elisabeth Stoll, geboren in Vilbel bei Frankfurt am 17.1.1912. Sie waren im Schädelbereich verwachsen, wobei ihre Körper in entgegengesetzter Richtung lagen. Die Eltern führten das "Monster mehrere Monate von Kirmes zu Kirmes, bis zum Tode der Kinder im July 1912. Die genaue Todesursache ist unbekannt, doch darf man davon ausgehen, dass die Kinder durch den Kirmesstress und Zugluft auf den Fahrten über Land zu Tode kamen.