Antike


Krontrepan

Trepan, um 300 n.Chr.
Fundort: Trier, Ortsteil Feyen.

 

 

Der chirurgische Trepan stellt eine Sonderform des Trepans dar - auch andere Berufe wie die Bildhauer, bedienten sich der Trepane um rundliche Strukturen, wie Augen, Lockenfrisuren usw. darzustellen.

 

Der chirurgische Trepan

Die in praehistorischen Zeiten so verbreitete Trepanation wurde bei den alten Ägyptern und Römern eher selten - vermutlich hatte sich die Indikation zu diesem wagemutigen Eingriff drastisch verändert. Laut der hippokratischen Schrift "Verletzungen am Kopf" war das Aufsägen des Schädels ausdrücklich auf diejenigen Fälle beschränkt, bei denen der Knochen gesplittert war (Kap. 9). Um diese Diagnose abzusichern, musste der Chirurg den Schädelknochen zunächst grossflächig freilegen und sauberschaben. Blieben Zweifel, so konnte eine schwarze Paste aufgetragen und anschliessend weggewischt werden, um feine Haarrisse im Knochen sichtbar werden zu lassen (Kap. 14).

 

HIPPOKRATES beschrieb 2 Sorten von Trepan:
- den Trepan "à tarière" (mit Bohrer)
- den Trepan "à couronne avec pyramide" (Krontrepan)
Zur Zeit GALEN's war letztere Sorte in Vergessenheit geraten. Um zu verhindern, dass der "trépan à tarière" zu tief durchsackte, fügte man einen zirkulären Wulst an und nannte den Trepan nun "abaptison" = der nicht eintaucht (vgl. Taufe durch Eintauchen in ein Baptisterium).

 

Bei CELSUS wird die Trepanation beschrieben für kleine Infektionsstellen (für ihn galt die "Infektion" des Knochens als Indikation zur Trepanation) wurde der sog. Kron-trepan genommen, den CELSUS modiolus nennt, was soviel bedeutete wie "Zylinderchen". Der eigentliche Trepan war in der Tat ein Metallzylinder, dessen unterer Rand sägeartig gezahnt war. Die Mitte wurde durch einen herausnehmbaren Dorn markiert, der den Trepan fixierte, bis die Zähne im Knochen gefasst hatten. Der Trepan wurde durch einen kleinen Fidelbogen in Bewegung gehalten. Er rotierte unter leichtem Druck, sodass er sich allmählich in den Knochen einfräste. Während des Vorganges sollte das Operationsfeld häufig mit Wasser gekühlt werden. Die durch den Trepan umzirkelte "entzündete" Stelle wurde schliesslich mit einem Knochenmeissel abgetragen. Vor und während des Vorganges musste immer wieder mit einer feinen Sonde der Zustand des Knochens geprüft werden.

 

Exponat
Der hier vorgestellte Trepan hat einen Durchmesser (am Zahnkranz gemessen) von 29 mm. Die Länge der Zähne beträgt im Mittel 4 mm. Ein kleiner Wulst von 0,5 mm verhinderte ein unkontrolliertes Einbrechen des Bohrers in den Schädelraum. Unser "abaptison" unterscheidet sich damit wesentlich von den berühmten Krontrepanen aus Bingen, die über keine derartige Schutzvorrichtungen verfügten und plötzlich mitsamt Rondelle in die Hirnmasse einbrechen konnten.

 

Lit.:
Antony Chipault, Chirurgie opératoire 1894 S. 20.