Zahnheilkunde


Extraktionszangen (5)

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Zähne wurde anfangs von Baderchirurgen, später von Dentisten und Allgemeinmedizinern gezogen. In Innsbruck bot 1873 der Arzt und Zahnarzt R. KUHN aus Graz Zahnoperationen im „Hotel zur Sonne“ an (Innsbrucker Tagblatt, 31. März 1873) – ein ambulanter Zahnarzt! Fest niedergelassen in Innsbruck war der in der hiesigen Chirurgenschule ausgebildete Arzt und Zahnarzt Magister Josef HRUSCHKA, der 1913 im Alter von 69 Jahren starb. Er praktizierte 1886 in Haus 21 der M.-Theresienstraße (Innsbrucker Nachrichten, 12. Januar 1886) – seine Tochter Emilie, Ehefrau des Innsbrucker Nudelfabrikanten Alois Salcher, konnte bereits eine Ausbildung an der Pariser Dentistenschule vorweisen und wurde 1895 „durch die Gnade Sr. Majestät“ Tirols erste ZahnÄRZTIN …

 

In ländlichen Bezirken hielt sich diese Art der Doppelbegabung naturgemäß länger.

 

Exponat

2 Zahnextraktionszangen aus dem Bestand der aufgelassenen Klinik von Dr. Friedrich STEINER (1873-1967) in Matrei a.Brenner, beide gepunzt J. MATTES/Innsbruck. Auch Fritz STEINER war offenbar „Arzt und Zahnarzt“ – zumindest zog er Zähne, ob er welche flicken konnte ist eine andere Frage.


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Jacob LACHERMAYER (1851), Anton-Johann UNGER (1872). 1874 etablierte sich des Letzteren Mitarbeiter Ernst MAYER auf eigenes Konto. 1900 ging sein Betrieb in den Besitz von Josef Mattes über, der im November 1919 starb. Die Witwe leitete das Geschäft bis zu ihrem Tode im Juli 1931 weiter.

 

Anreize zur Firmengründung

Genau in diese Zeit fällt die Gründung der ersten Zahnklinik Österreichs:
„Wien, 29. August. Die ‚Wiener-Zeitung‘ meldet: Der Kaiser ernannte den praktischen Arzt Dr. Bernhard Mayrhofer in Linz zum außerordentlichen Professor der Zahnheilkunde an der Universität in Innsbruck“ (Innsbrucker Nachrichten, 29. August 1905) – ein praktischer Arzt wurde erster Professor der Zahnheilkunde in Innsbruck ...


1909 entstand in Innsbruck die erste Zahnklinik mit Betten:
„(Von der zahnärztlichen Klinik) Die vor einigen Jahren ins Leben gerufene zahnärztliche Klinik der Universität, welche von Professor Dr. Bernhard Mayrhofer geleitet wird, wird demnächst eine Ausgestaltung erfahren, deren sich bisher kein ähnliches Institut rühmen kann. Der Gemeinderat beschäftigt sich nämlich mit dem Plan, dieser Klinik eine mit Betten ausgestattete Abteilung anzufügen, damit die Kranken, welche der Bettpflege, bezw. der ständigen ärztlichen Kontrolle bedürfen (das sind jene mit Beinhautentzündung, Fisteln, Cysten rc.) solche Pflege in der zahnärztlichen Klinik selbst erhalten können und nicht mehr wie bisher der chirurgischen Klinik überwiesen werden müssen. Die betreffende Abteilung wird im Siechenhause untergebracht werden, wo sich bisher der sogenannte „Zahlstock" des Spitales befand. Für den „Zahlstock" wurde nächst dem Spitalseingange ein eigenes Gebäude erbaut“ (Innsbrucker Nahrichten, 9. Januar 1909).

 

Mit dem „Siechenhaus“ war das 1898 erbaute „Kaiser Franz Josef Jubiläums-Siechenhaus der Stadt Innsbruck“ gemeint, in dem Platz für 60 Patienten war (Innsbrucker Nachrichten, 27. November 1897) – ein Haus, welches noch heute besteht.

 

Zahnklinik Innsbruck, Innrain Nr.53 (Neues Wiener Tagblatt, 7. Januar 1915).

 

„Gerührt über die Ehrung, ergriff Prof. [Bernhard] Mayrhofer [1868-1938] das Wort, dankte Sr. Spektabilität, seinen erschienenen ehemaligen Assistenten und allen Anwesenden, gab einen Rückblick auf seine 22jährige Lehrtätigkeit und hob als seine größte Freude hervor, daß es ihm vergönnt war, an seiner Zahnklinik als erster eine Spitalsabteilung mit einer Anzahl von Krankenbetten zu errichten. Das Beispiel der Innsbrucker Zahnklinik fand an vielen Kliniken des Deutschen Reiches Nachahmung und blüht dort noch fort. Leider wurde diese bahnbrechende Neuerung in Innsbruck selbst nach zehnjährigem Bestände, angeblich aus finanziellen Nöten, aufgehoben und mußte einem Notbehelf weichen, während man doch meinen sollte, für Kranke darf es keine Finanzschwierigkeiten geben“ (Innsbrucker Nachrichten, 21. Januar 1928).

 

MAYRHOFER verwendete viel Mühe auf die von ihm an der Univ. Innsbruck erstmals aufgenommenen med.-historischen Vorlesungen und auf die Anlage einer Sammlung für Geschichte der Med., die er nach seiner Pensionierung (1933) der Fakultät schenkte.