Zahnheilkunde


Zahnzement (1)

Zement von ASCHER 1
 

 

Frühe Zemente

Der Franzose Stanislas SOREL (1803-1871) hatte um 1850/60 aus Magnesiumoxyd und Magnesiumchlorid ein Zement entwickelt, das sich besonders für Schleifsteine, Fliesen und Kunststeine (!) eignete. Erst sein Landsmann Sylvestre Augustin ROSTAING (1794-1866) gab 1877 ein zahntaugliches Zement an, diesmal aus Zinkoxydchlorid.

"Als Zement wurde 1858 ROSTAING's Präparat empfohlen, das aber damals noch nicht aus phosphorsaurem Zink war, sondern Zinkoxydchlorid, ebenso wie SOREL's Zement, das 1859 erwähnt wurde. Auch JUNG in Braunschweig bot ein Zement an" (Julius Parreidt, Geschichte des Central-Vereins Deutscher Zahnärzte 1859–1909, Springerverlag 1909 S.13). 

 

Ascher's Erfindung

Mit deutlicher Verspätung wurde auch in deutschen Landen an der Entwicklung von Spezialzementen gearbeitet.

"Der Gedanke, Porzellanfüllungen dadurch zu imitieren, daß man den Zementfüllungen ein porzellanähnliches Aussehen verleiht, wurde von dem Dentisten Hugo Ascher verwirklicht, als er 1903 die transparenten oder Silikatzemente erfand (Curt Fritzsche Porzellanfüllungen und deren Imitationen: Eine Studie, Berlin 1908)

 

Zur Person Ascher's

Der aus Naugard in Hinterpommern stammende Hugo ASCHER (Naugard 27. Juli 1859 – 18. August 1922 Berlin) studierte von 1887 bis 1888 in den USA an der University of Pennsylvania School of Dental Medicine, die internationalen Ruhm erlangt hatte unter James Truman (1826-1914), der technische Methoden prothetischer Zahnarztkunde in die Lehre eingeführt hatte. Truman hatte zwischen 1876 und 1880 erst in Frankfurt (bis 1877) und dann in Hannover gelebt und Prinz Albrecht, den Neffen von Kaiser Wilhelm II. und in Folge viele deutsche Adelige behandelt. Ascher graduierte am 1. Mai 1888 zum "Doctor of Dental Surgery", zusammen mit drei anderen Deutschen: Hans Ludwig KUND aus Essen, August LOHMANN aus Kassel und Paul SCHWARZE aus Leipzig. Ab 1889 lebte er wieder in Deutschland. Hugo Ascher zog nach Berlin, und am 27. September 1891 heiratete er Minna Luise Schneider (Berlin, 17. Januar 1867 – 17. Oktober 1938), eine Enkelin von Louise Bleichröder, einer älteren Schwester des prominenten Bankiers Gerson von Bleichröder (sie waren acht Geschwister). Sie wird beschrieben als feine und elegante Frau, die in späteren Jahren ihr Haar immer im „Dutt“ zusammennahm.

 

Ascher's Kinder

Fritz Ascher wurde am 17. Oktober 1893 geboren, gefolgt von seinen Schwestern Charlotte (Charlotte Hedwig, Berlin, 8. Oktober 1894 – 6. Dezember 1978, München), die der Künstler zeitlebens „Mondbraut“ nannte, und Grete (Margarete Lilly, Berlin, 11. Juni 1897 – 15. Januar 1973, München). Die Familie lebte 1889 in der Friedrichstraße 192/193 in der 2. Etage, später in der Keithstraße 10 und ab 1895 in der Jägerstraße 61 in der 2. Etage. Hugo ASCHER (1859-1922) entwickelte zusammen mit dem Chemiker Paul Steenbock einen künstlichen Zahnschmelz aus Aluminium-silikatglas und Phosphorsäure. Er produzierte und verkaufte diesen Schmelz ab dem 24. Dezember 1904 durch die "Ascher GmbH". Das Unternehmen war sehr erfolgreich, und schon bald konnte die Familie eine repräsentative Villa auf einem 3000 qm großem Grundstück im damals noch nicht zu Berlin gehörenden Zehlendorf in der Niklasstraße 21–23 (1935–1947 genannt Chamberlainstraße 21–23) beziehen. Das Anwesen mit Herrschafts-, Wirtschafts-, Gärtnerhaus und Garage, das der Prominentenarchitekt Professor Paul Schultze-Naumburg 1908 baute, gehörte zu den frühesten seiner etwa 300 repräsentativen Landhäuser.

 

Aber

Warum werden nicht alle Löcher mit Zement ausgefüllt? Leider halten Füllungen auf Zementbasis dem Kaudruck nur schlecht Stand und brechen leicht.

 

Exponat

Eine der Schachteln, die ASCHER's Wohlstand begründeten - erstanden 6/2017 auf dem Flohmarkt "Am Hafen" in Innsbruck.

 

Lit.:

Ascher, Künstlicher Zahnschmelz. Arch f. Zahnheilk. 1903, S.1

Ascher, Erwiderung an Herrn Dr. Richard Breuer. Österr. Zeitschr. f. Stomatologie 1904, Heft 12 S. 436-441