Zahnheilkunde


Zahnprothese (1)

Zahnprothese, um 1920 

 

Hatten allzuzahlreiche Zähne den Weg in die Schachteln gefunden, wurde das Anpassen einer Prothese unumgänglich.

 

1851 hatte Nelson Goodyear, ein Bruder des Gummispezialisten Goodyear, gelernt, Gummi zu härten. Seinem Hartgummi gab er den Namen Vulkanit. 1881 erlosch das Patent auf diesem Vulkanit, was zur Folge hatte, dass die Zahnärzte die Substanz nun benutzen konnten, ohne die zuvor beachtlichen Patentgebühren von durchschnittlich 50 Dollar pro Arzt und Jahr an die Firma "Goodyear Dental Vulcanite Company" (GDVC) entrichten zu müssen.

Schnell verdrängte nun Vulkanit das zuvor benutzte Gold beim Aufbau der Gebissgrundlage - nach 1881 wurden die meisten Gebiss-Basen komplett aus VULKANIT hergestellt, die neuen Prothesen kosteten nur ein Drittel der herkömmlichen Goldprothesen und führten zu einer Demokratisieung der Zahnprothetik.

 

Auffallend selten findet man Goldzähne auf Trödelmärkten. Offenbar haben die Händler sie alle aus den Prothesen ausgebrochen und eingeschmolzen. Dass es um riesige Mengen Gold geht, erhellt aus folgendem Artikel, den wir einer luxemburger Zeitschrift entnommen haben

"Gold im Munde. Wenn nachstehende statistische Zahlen sich bewahrheiten, so hat die „Morgenstunde", die nach einem Sprichworte bisher allein Gold im Munde trug, in den Amerikanerinnen eine mächtige Concurrenz erhalten. Nach einer im Dental Laboralory' veröffentlichten statistischen Aufstellung wird nämlich jährlich in den Vereinigten Staaten eine halbe Tonne reinen Goldes im Werthe von 500,000 Dollars zum Plombiren von Zähnen gebraucht, und aller Wahrscheinlichkeit nach zu denselben Zwecken eine viermal so große Quantität billigerer Materialien, wie Platina, Silber u.s.w.. Nach einer von dem betreffenden Statistiker gemachten Berechnung dürfen nur 300 Jahre verstreichen, um den Werth der jetzt im Lande in Circulation befindlichen Goldmünzen (150.000.000 Dollars) in plombirten Zähnen auf den Friedhöfen zu vergraben. Bezeichnend für den Umfang der zahnärztlichen Thätigkeit ist der Umstand, daß in den Vereinigten Staaten 12,000 Zahnärzte thätig sind und jährlich 3,000,000 künstliche Zähne fabricirt werden" (Luxemburger Wort, 20.6.1881).

 

 

Exponat

Vorgestellt wird eine Oberkieferteilprothese, die in Luxemburg getragen wurde - Vulkanit mit eingesetzten Porzellanzähnen.

 

"Eine Fabrik für künstliche Zähne in Grevenmacher, in: Luxemburger Wort, 9.2.1951" - Luxemburg hatte endlich seine "Zahnindustrie".