Zahnheilkunde


Zahnbürste (6)

Zahnbürsten mit geschwungenem Haaren 

In frühen Schriften aus Mesopotamien finden sich Hinweise auf einen SIWAK, eine Art hölzernen Zahnstocher bzw. büschelförmig aufgespaltener Zweig, der vor mehr als 5000 Jahren benutzt wurde und an einem Ende zu einer Art Bürste aufgefächert war. Die Mesopotamier bewunderten saubere Zähne, und ihre Ärzte kannten schabende Techniken mit besonderen Stäbchen. Diese Stäbchen hatten religiöse Bedeutung, und während der Zahnreinigung wurden Gebete gesprochen. Auch in ägyptischen Gräbern haben die Archäologen Zahnstocher aus der Zeit um 3000 v. Chr. gefunden, und von den vornehmen Römern wissen wir, dass sie sich die Zähne von Sklaven reinigen ließen.
In arabischen Ländern werden seit über tausend Jahren die Wurzeln des Arak-Baumes (Salvadora persica) zum Zähneputzen verwendet. Darum heisst der Baum auch Zahnbürstenbaum. Seine Wurzeln werden zu Stöckchen geschnitten. Das eine Ende wird ein paar Stunden lang in Wasser eingeweicht und danach zurechtgekaut, bis es ausfranst. Mit diesem pinselartigen Gebilde reinigt man die Zähne und massiert zugleich das Zahnfleisch. Eine Zahnbürste, die sich selbst entsorgt! Nach 1 bis 2 Wochen schneidet man den gebrauchten Teil ab und weicht das Stöckchen wieder ein. Nach rund 2 Monaten ist die Zahnbürste aufgebraucht ohne Plastikabfall zu hinterlassen. Für diese Zahnputzmethode braucht es weder Zahnpasta noch Wasser, man kann sich also überall die Zähne reinigen. Neue Studien haben sogar gezeigt, dass das MISWAK genannte Zahnhölzchen bei richtiger Anwendung den modernen Zahnbürsten ebenbürtig ist. Man findet bei den Islamischen Sitten zur Gebetsverrichtung folgende Erwähnung: "... Die erforderlichen Vorschriften des Gebetes nach der Rechtsschule Hanefi sind im folgenden: Zahnbürste aus Zahnbürstenbaum zu benutzen. ...".
Wie agiert diese Naturbürste ? Getrocknete Äste und grüne Zweige von Salvadora persica wurden im Rasterelektronenmikroskop und mittels energiedispersiver Mikrosondenanalyse auf ihre Bestandteile untersucht. Im Mark älterer Zweige beobachteten wir rhomboedrische Kristalle von etwa 15-16 µm. Diese bestehen aus Kalzium und Schwefel. Es handelt sich um Kalziumsulfat, welches unter den ariden Bedingungen im Verbreitungsbebiet von Salvadora persica nicht als Gips (CaSO4x2H2O), sondern als Halbhydrat (CaSO4x½H2O) auskristallisiert und als natürliches Mineral-Bassanit vorkommt. In den grünen Zweigen von Salvadora persica fanden sich kugelförmige Gebilde, die vorwiegend aus Kalium, Aluminium und Phosphor bestehen. Die Bassanit-Kristalle können bei der Zahnreinigung als Putzkörper wirksam werden.

Vorgestellt werden Bürsten aus der ehemaligen Drogerie BERTOGNE am Krautmarkt in Luxemburg, diesmal mit beschwungenem Haarprofil.

Diese Anpassung an die Anatomie der menschlichen Mundhöhle erlaubte eine bessere Pflege insbesondere der Backenzähne.
Die unterschiedlichen Farben haben nichts zu tun mit Eitelkeit. Vielmehr widerstrebt es, die Bürste eines Fremden in den Mund einzuführen – in der Tat sind Bürsten vielfach mit Bakterienrasen überzogen…