Zahnheilkunde |
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Zahnschlüssel (1) n. GARENGEOT |
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Der Chirurg René-Jacques Croissant de GARENGEOT (um 1688-1759) in Vitré (Bretagne) als Jean de Croissant geboren. Den Vornamen René Jacques legte er sich erst später zu. Ausbildung bei seinem Vater, der Chirurg in Vitré war und am Hospital von Angers. Als Schiffsarzt begleitete er mehrere Seezüge in die Antillen. 1717, im Alter von 23 Jahren, kam er nach Paris, wo er die Ecole de Médecine besuchte und Koryphäen wie WINSLOW, MARECHAL und PETIT hörte. Er wurde "démonstrateur royal" und begleitete später - im Rang eines Chirurg-Majors - die königlichen Truppen im Feldzug nach Prag und im sog. Siebenjährigen Krieg. Als angesehener Chirurg wurde er Mitglied der "Académie de chirurgie de Paris" und der "Société royale de Londres". Er starb am 10.12.1759 in einem Kölner Hospital an den Folgen eines Schlaganfalls.
Er schrieb: - Traité des opérations de chirurgie, Paris, 1720 - Nouveau Traité des Instruments de Chirurgie les plus Utiles, 1723, - Myolomie humaine et canine, 1724, - Splanchnologie, ou Anatomie des viscères, 1728, - Opération de la taille par l'appareil latéral. 1730.
Sein Schlüssel Eine extrem seltene Form der Hernie ist nach ihm benannt (eine Schenkelhernie mit dem Blinddarm als Inhalt) ... ebenso wie eine Strasse in Vitré. Sein Name ist vor allem verbunden mit einem Instrument zum Ziehen von Zähnen, das er verbessert - nicht erfunden - hatte. Obwohl er in keiner Weise Zahnmedizin gelernt hatte und von diesem Métier nur wenig verstand, beschrieb GARENGEOT 1725 mehrere zahnärztliche Instrumente - aber keinen Zahnschlüssel. Warum also die Bezeichnung "clef de Garengeot"? Der Instrumentenhersteller Jean-Jacques PERRET (1730-1784) gab 1772 als Erklärung, Garengeot habe den klassischen Pelikan (den sog. "davier") verbessert, indem er den Haken so anbrachte, dass er wahlweise nach rechts oder nach links zeigte - eine wesentliche Erleichterung in der Handhabung.
Am Stemmstangenende (Schlüsselbart) befindet sich meist ein kleiner Einschnitt, in dem je nach Bedarf, einer von mehreren (4-6) austauschbaren Hakenansätzen mittels einer Stellfeder befestigt wurde. Bei der Anwendung im Unterkiefer wurde der Schlüsselbart möglichst tief an der der Zunge zugewandten Seite (lingual) des zu extrahierenden Zahnes angelegt, der Haken dann über diesen Zahn geschlagen und seine Spitze von der Wangenseite (bukkal) in die Wurzelbifurkation gedrückt. Während ein Finger der linken Hand das Instrument in dieser Position festhielt, platzierte der Arzt die Stütze so tief wie möglich auf der gegenüberliegenden Seite des Zahns. Mit seiner Rechten musste er dann so viel Kraft aufwenden, dass sich der Zahn bewegte. Indem er den Griff kräftig drehte, konnte fast jeder Zahn auf einen Zug gezogen werden. Im Oberkiefer wurde der Schlüssel an der bukkalen Seite angelegt, beim Drehen die äußere Wand des Zahnfaches (Alveole) gesprengt und anschließend der Zahn herausgewälzt. Berüchtigte Komplikationen beim Herausdrehen eines Zahnes mit dem Schlüssel waren Zahnfleischverletzungen, aber auch Zahnkronenfrakturen durch den scharf angreifenden Haken ... und Kieferbrüche! Woher also kam die grosse Beliebtheit des Zahnschlüssels bei Dentisten? Der Zahnschlüssel konnte auch bei nicht korrekt geöffnetem Mund eingesetzt werden, konnte also auch bei verkrampften, missmutigen und ängstlichen Patienten zum Einsatz gebracht werden. Der Eingriff war kurz, ein gewichtiges Argument in den Zeiten, wo es noch keine Betäubung gab ...
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Exponat Vorgestellt wird eine 13 cm lange, ziemlich verkommene "clef de GARENGEOT" aus dem frühen 19. Jahrhundert mit (noch) geradem Schaft und einem Griff aus Ebenholz.
Hier das Zeugnis einer luxemburger Dame, die ein ähnliches Besteck besitzt: "Dest zänngeschier misst ongefeier em d/joeren 1850 sin et ass vu mengem ururgrouspapp vu schmatte jang vu bieckerich hien war schmatt aubergiste an huet de leit zänn gerappt hei de beweis op de fotoen wat war dat eng zait".
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