Zubehör


Milchhandpumpe (1), 18 /19. Jh.

Glaspumpe, 8 cm Höhe, 7.5 cm Durchmesser 

Häufigste Komplikation des Stillgeschäftes ist seit jeher der Milchstau – er führt nicht nur zu einer schmerzhaften Anschwellung der Brust, sondern zu einer bisweilen lebensgefährlichen Entzündung des Drüsengewebes. Das Leerpumpen gehörte zur Therapie des Milchstaus, gehörte auch in die Endphase des Stillens, das Abstillen: „auch wird es gut sein,, die Brüste mittels eines Ziehglases erst von ihrem Inhalte zu entleeren“ (F.A. Günther, Homöopathischer Hausfreund, Bd. III, Frauenkrankheiten 1881 S. 213).
Die Bäuerin legte früher einen warmen Pfannkuchen auf, machte einen Umschlag mit Kohl, Milch oder weissem Brot, Eigelb, Weinstein, zerstossenen Kürbisblättern – oder, in Rotwein aufgekochten Pfingstrosenblüten (1). Ein kleiner Hund, eine Nachbarin, ausnahmsweise auch mal ein Mann, konnte angehalten werden, die überschüssige Milch anzusaugen. Weniger ausgefallen waren Milchpumpen, von denen es die unterschiedlichsten Modelle gab.

Die Milchpumpe ist eine (Mehrfach-)Erfindung des 18. Jahrhunderts; sie wird u.a. im September 1785 von G. Bianchi im 'Journal de physique' beschrieben. Die hier vorgestellte Glaspumpe ist seit dem 18. Jahrhundert nachweislich im Gebrauch – die Patientin saugte die anstehende Milch selber über das lange Mundstück – die meisten der im Handel erhältlichen Pumpen leiden unter einem gebrochenen Saugrohr…

Noch im 19. Jahrhundert wurden diese Pumpen vertrieben (Warenkatalog der Glashütten Flühli und Hergiswil, 1857/1872). Das vorgestellte Exemplar wurde in Deutschland gefunden (Antiquitätenhandel Fabrice Pagand, Wiesenstr. 31; D-72469 Messstetten ). Eine typengleiche (2) Pumpe findet man in der Ausgabe von 1745 des chirurgischen Lehrbuches von Lorenz HEISTER (1683-1758) abgebildet – eines unter vielen chirurgischen Instrumenten, die der grosse Chirurg, Buch- und Instrumentensammler in seinem Lehrbuch abbildete. Die Sammlung des Arztes DUFOUR in Fécamp (Musée Municipal) enthält fünf dieser „pipes“ (Inventar-N°1360-1364; Katalog des Museums S. 227)…

Lit.:

  • B. Fontanel, Baby, Säugling, Wickelkind, Gerstenberg-Verlag, Hildesheim, 1998 S.112 (ohne Abbildung!).
  • A.S. Lyons, Die Geschichte der Medizin im Spiegel der Kunst, DuMont Buchverlag Köln, 1980 S. 483.