Flaschen              


Flaschen mit Steigrohr

Frankreich um 1900 

Sogenannte Rohrfläschchen erfreuten sich ab 1860 bei den Müttern grosser Beliebtheit. Ein Steigrohr im Innern der Flasche machte das schräge Hochhalten der bis dahin gängigen Flaschenmodelle entbehrlich. So konnte das Kind die Flasche selber halten, während die Mutter ihrer Arbeit nachging - eine Erfindung, die mit der in den Industriegebieten zunehmenden Frauenarbeit korreliert...

 

Ab 1870 etwa belieferte die Glasindustrie den Markt mit Flaschen, die von dem Ingenieur Edouard ROBERT aus Dijon erfunden worden war. 1873 wurde der "biberon ROBERT" in Paris auf der Weltausstellung prämiert.

Bekannte Imitationen wurden der "biberon DARBOT", der "biberon Galant", der Monchovaut ...

 


Kuriosum: die französische Subkultur übernahm das Wort "Robert" ins "argot" und bezeichnet damit die weibliche Brust ["montre voir tes roberts"].

 

Im 19. Jh. starben noch 7 von 8 Säuglingen, denen die Flasche anstelle der Brust gegeben wurde, dennoch wurde oft die Flaschenernährung der Ammenbrust vorgezogen, weil das Kind nicht Gefahr laufen sollte, die schlechten Charaktereigenschaften der Amme mit deren Milch aufzunehmen ... Viele Flaschenkinder erkrankten an z.T. tödlichen Magendarmkatarrhen "biberonite aiguë" - in den langen Rohren sammelten und vermehrten sich die pathogenen Keime in so grosser Menge, dass sich die französische Regierung 1910 gezwungen sah, die Rohrfläschchen zu verbieten.