Pharmazie


Acetanilid

aced
 

 

Die Darstellung von Anilin aus natürlichem Indigo gelang 1826 dem deutschen Apotheker Otto Paul UNVERDORBEN (1806-1873). Durch Einwirkung von Acetylchlorid auf dieses Anilin entdeckte der Straßburger Liebigschüler Charles Frédéric Gerhardt (1816-1856) 1843 das Anilin-Derivat  A c e t a n i l i d.

 

Durch eine zufällige Verwechslung wurde um 1886 im Arbeitskreis von Adolf KUSSMAUL (1822-1902) an der Universität Straßburg von den Assitenzärzten Arnold CAHN (1858-1927) und Paul HEPP die fiebersenkende und schmerzstillende Wirkung von Acetanilid festgestellt, als sie einem "Wurmpatienten" versehentlich Acetanilid anstatt von Naphtalen gaben: da der Patient nicht nur Würmer, sondern überdies Fieber hatte, stellten sie eine ungewohnte Senkung dieses Fiebers fest!

 

Unter dem Namen ANTIFEBRIN® wurde die Verbindung ab 1887 als Antipyretikum und Analgetikum von der Fa. Kalle aus Biebrich vermarktet - der erste Anilin-Abkömmling, der in der Medizin als schmerzlindernder und fiebersenkender Wirkstoff eingesetzt wurde.

 

Acetanilid wurde früher häufig verwendet, heute wird es wegen seiner Methämoglobin-Bildung nicht mehr eingesetzt.

 

Exponat

20 cm hohes, weithalsiges, 1Liter-Apothekerglas. Durchmesser der Basis 10 cm, Durchmesser der Öffnung 4.5 cm. Deckel vorhanden, nicht abgebildet. Mundgeblasen mit Luftbläschen; blau/grün getönt; im Boden, in einer viereckigen Vertiefung mit abgeschrägten Ecken, die Zahl 1000 (für ein Fassungsvermögen von 1000ml). Aus einem Apotheken-Nachlaß in Oldenburg, um 1900.