Pharmazie


Laudanum-Saft

WINSLOW 1850
 

Mrs. Winslow's Soothing Syrup

war ein medizinisches Produkt, das um 1835 von Mrs. Charlotte Newman Noyes (1789-1850) erfunden wurde, die Ärztin und Hebamme resp. Krankenschwester war und 1804 in Maine einen Joseph Winslow (1773-1851) geheiratet hatte. Ihre gemeinsame Tochter Lucy (1809-1899) heiratete 1829 den Apotheker Jeremiah Curtis (1804-1883), der den Beruhigungssaft ab 1845 (1849?) zusammen mit seinem Handelspartner Benjamin A. Perkins in Bangor, Maine, USA in den Handel brachte. 1855 zog sich dieser Perkins aus dem Geschäft zurück.

Der Sirup setzte sich zusammen aus Morphium-Sulphat (65 mg pro Unze Syrup), Natrium-Karbonat, spirits foeniculi und aqua ammonia. Ein Teelöffel des Syrups entsprach 20 Tropfen Laudanum, einer für Säuglinge tödlichen Dosis – nur 2 bis 3 Tropfen Tagesdosis wurden für bedenkenlos gehalten, einmal abgesehen von dem Suchtrisiko.

 

Insbesonder als Hilfe beim Zahnen fand der Syrup reißenden Absatz, sowohl in den USA als auch im Vereinigten Königreich. 1868 rühmte sich Curtis, jährlich mehr als 1,5 Millionen seiner Fläschchen zu verkaufen – 25 cent das Fläschchen. Hergestellt wurde der Syrup in New York und in Haus 498 der Oxfordstreet in London.

 

1911 wurde „Mrs. Winslow's Soothing Syrup” von der US-Ärztekammer öffentlich angeprangert, doch der Verkauf ging noch bis 1930 weiter.

 

Ersatzdroge

Die aus dem 1. WK zurückkehrenden Soldaten benutzten den Zahnungssirup als Ersatz für das unerreichbare Morphium: "It is also said that some wounded civil war soldiers while returning home from the war and who were often addicted to morphine, purchased this Soothing Syrup when morphine was not readily available" (www.dreamresearchgroup.com/2015/05/mrs-winslows-soothing-syrup.html).

 

Exponat

Fläschchen (H. 12.8 cm, Durchmesser 3.2 cm).

prägeschrift (engl. embossed wording): CURTIS & PERKINS (also vor 1855 entstanden).

PROPRIETORS

MRS WINSLOW SOOTHING SYRUP

Boden der Flasche: die Zahl 21