Pharmazie


Wurm-Mittel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am 11. September 1908 bat eine Tochter ihren Vater, den Eisenbahnangestellten Nic. Junio, in der Apotheke Eich zu passieren:

"Lieber Papa, die Tante wünscht dass du in der Apoteke (Wirmkepercher) für Aline mitbringen sollst u. Zwetschenbranntwein 1 l. wenn sie dessen noch haben. Cécile kann bei Steffens schauen, ob die Strümpfe von M. Reuter fertig sind. Sie hätte sie gerne für den 15. Du könntest sie auch mitbringen. Also bis Samstag. Tausend Grüsse u. Küsse für alle von eurer Suzanne".

Nicolas Junio (*1863) hatte am 9.7.1891 in L.-Papierberg Anne Gehlen geheiratet, mit der er 4 im "Pabeierbierg" geborene Kinder hatte:

  • Berthe *um 1890
  • Anne-Cécile *28.5.1892
  • Henriette-Suzanne *24.5.1893
  • Victor-Robert (1899-1951) - der Bahnmeister wurde.

Offenbar lebten die Kinder 1908 bei einer Tante (in Ulflingen?, wo die Karte aufgegeben wurde). Nicolas J. war der Sohn von Pierre J. und Madeleine Marchand, die 10 Kinder hatten. Emile Neyens war Landwirt und betrieb 1908 eine Gastwirtschaft in Gonderange, das heutige Café de la Gare.

Im Luxemburger Wörterbuch kommt der Ausdruck "Wirmkepercher" nicht vor, ebensowenig in "Luxemburger Pflanzennamen" (Henri Klees, 1983). Wir glauben, dass es sich um eine Verballhornung von "Wiirmkraut" und "Knäppercher" als Kurz- und Diminutivform von "Gölle Knäpp" handelt, der gute Mann also Rainfarn kaufen sollte.

 

Rainfarn

(lat. Tanacetum vulgare, Chrysanthemum vulg.; dtsch. Drusendrud, Kraftkraut, Kraftkrud, Milchkraut, Pompelblume, Gemeiner Rainfarn, Dreifuss, Jesuswurz, Revierkraut, Matkraut, Muttergottesrute, Peerknöppe, Pressblume, Rainfeldblume, Regenfahn, Reinfaren Regenfarn, Reifen, Renfarn, Revierblume, Revierkraut, Rienfaren, Rinfert, Rainfart, Seefkesaat, Sauersaat, Weinfaren, Weinwermut, Wurmkraut, Deutsches Wurmkraut, Woßstickenkrut, Wurmsamen; lux. Boxeknäpp, Gëlle Knäpp, Haartknäpp, Kollisknäpp, Wirem-, Wuremkraut, Wuremsom). Blühphase im Hoch/Spätsommer; der Rainfarn fällt mit seinen dunkelgelben, knopfartigen Blüten auf. An Wegrändern ist er häufig die letzte Blütenzierde des Sommerhalbjahrs. Der Duft ist kräftig würzig, aber an ihm scheiden sich die Geister, manche Menschen riechen ihn gern, andere meiden den Geruch. Da manche Rainfarne giftig sind, wird er heutzutage kaum noch als Heilpflanze verwendet.
Es ist strittig, ob der Rainfarn eine einheimische Art ist oder ein Archaeophyt (in vorgeschichtlicher und historischer Zeit bis 1500 eingewandert und seitdem eingebürgert).

Rainfarn in der Medizin
Seit dem 8. Jahrhundert wird der Farn zu Heilzwecken genutzt

  • Früher war Rainfarn ein beliebtes Wurmmittel und wurde auch zur Stärkung der Verdauung eingesetzt: im 16. Jahrhundert führte man das Öl als Wurmmittel in den Arzneischatz ein: "Tanacetum vulgare L., Rainfarn. Sowohl das Kraut, als die Blumen desselben (Herba et Flores Tanaceti) sind ein beliebtes Volksmittel gegen Intestinalwürmer. Man nimmt von den pulverisierten, getrockneten gelben Blumen zwei- bis dreimal täglich einen halben bis einen Teelöffel voll mit Honig und Wasser ein, oder man gießt auf zwei Lot des Krauts vier Obertassen kochendes Wasser, lässt es am Feuer eine halbe Stunde infundieren und nimmt davon drei- bis viermal täglich einen Esslöffel voll" (zit.: Georg Friedrich MOST, Enzyklopädie der Volksmedizin, 1843).
  • Ein Infus der frischen Blätter und Blüten wurde bei Menstruationsverhaltung getrunken.
  • Als Breiumschlag oder mit fettem Oel vermischt wurde Rainfarn bei Quetschungen, Rheuma und Krampfadern angewandt.
  • Da Rainfarn die Wehen ankurbelt, wurde er als Abortivum eingesetzt, da er die Wehen anregt! Nebenbei führt er auch zu Fehlbildungen.

Rainfarn wurde für die Konservierung von Leichen verwendet und steht heute noch für Langlebigkeit und Unsterblichkeit.