Pharmazie


Tabletten der Fa. Bayer

um 1930 

Am häufigsten wird heute als einzeldosierte Arzneiform die Tablette verwendet. Es handelt sich bei Tabletten um gepresste Formlinge, die großindustriell aus Pulvern oder Granulaten hergestellt werden. Mit der Erfindung der Tablettenpresse 1843 begann ihre Ära.

Luxemburg gewöhnte sich nur allmählich an Medikamente in Pillenform. Als sich der Arzt Mathias REISEN (1893-1984) im Jahr 1921 in Hosingen etablierte und sein ländliches Klientel mit dieser neuen Darreichungs-form bekannt machte, heimste er sich den Spottnamen "Pöllemetti" ein.

Das bekannteste und am meisten verkaufte PillenPräparat des 20. Jahrhunderts wurde ASPIRIN®. Am 1.2.1899 wurde der Name beim Berliner Patentamt eingetragen - der Name ergab sich aus A für Acetyl und spirin für Spiraea ulmaria, das Mädesüsskraut.
Acetylsalicylsäure wurde 1853 erstmals erwähnt als es von dem französischen Chemiker Charles Frederic GERHARDT synthetisiert wurde. Die chemisch reine Darstellung aber gelang erst Felix HOFFMANN, einem seit 1894 im Werk Elberfeld angestellten Chemiker der Firma Bayer (10.8.1897), der, eigenen Angaben zufolge die Arbeiten von GERHARDT aufgriff, um ein Mittel gegen das Rheuma zu finden, das seinen Vater plagte. In Wirklichkeit erhielt er den Auftrag zu dieser Forschung von seinem Vorgesetzten, dem Laborleiter Arthur EICHENGRÜN. EICHENGRÜN testete als Erster das neue Produkt am eigenen Leib und nahm zwei Wochen lang täglich 5 Gramm ein; es folgten klinische Tests in Berlin unter Prof. WOHLGEMUT und in Halle unter Prof. WITTHAUER. Das Mittel bestätigte sich als wirkungsames und Nebenwirkungsfreies Schmerz- und Fiebermittel.
Auf Drängen des Dentisten GOLDBERG begann Carl DUISBERG, Leiter der Bayer-Forschung, daraufhin mit umfangreichen pharmakologischen Untersuchungen, die schliesslich zur Vermarktung des Produktes führten.
1918 konfiszierten die Amerikaner Namen und Vermögen der Firma Bayer als "Feindvermögen" - erst 1994 gelang es Bayer, die Rechte am Bayer-Kreuz und am Namen ASPIRIN (gegen die horrende Summe von einer Milliarde US-Dollar) zurückzukaufen.

Das Produkt wurde zunächst in 250-Grammflaschen an die Apotheken ausgegegeben, die das Pulver für den Verkauf grammweise in Tütchen abfüllten. Ab 1904 wurde es ab Werk in Tablettenform gepresst - ASPIRIN® war eine der ersten "Tabletten" auf dem Markt.

Die hier vorgestellten Originalpackungen stammen alle aus Beständen der Deutschen Armee, und waren nach dem Rückzug der Besatzungstruppen 1945 in Luxemburg liegengeblieben:
a) Karton mit 20 Tabletten zu 0.5 g, in Papier eingerollt: "Spezialpackung für Deutschland. Die Ausfuhr dieser Packung ist untersagt, da für Export ungeeignet. Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. Leverkusen b/Köln.
Der Name "Aspirin" ist gesetzlich geschützt in Deutschland und den meisten übrigen Industrieländern".
b) und c) Karton mit 20 lose eingepackten Tabletten zu 0.5 g: "Spezialpackung für Deutschland. Die Ausfuhr dieser Packung ist untersagt. "Bayer" Leverkusen, I.G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft" (Charge /G1396/ 103/32). (sog. "gray cardboard box").