Pharmazie


Schlangenserum

um 1920 

Im Laufe des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der Apotheken in Limoges beträchtlich an - ein Grund für die Apotheker, zu Beginn des 20. Jahrhunderts aggressive Werbekampagnen zu starten. Auf diesem Hintergrund beglückte die "Grande Pharmacie universelle" von Michel LEGROS seine ärztliche Kundschaft mit einer modernen Errungenschaft, dem Schlangenserum. Angeblich war LEGROS sogar an der Entwicklung dieses Serums beteiligt:
"Le docteur en médecine et pharmacie, Michel Legros, l'un des inventeurs du vaccin contre les piqûres de serpent, venait passer ses vacances au début du xxe siècle dans l'ancienne maison Roche (famille de sa mère), face à l'entrée de l'hôtel de Lur, appelé le château de Saint-Jean-Ligoure" (Internet, Ortschaft Saint-Jean-Ligoure).
Das Präparat versprach "Guérison des morsures de serpent". Die auf dem Fläschchen aufetiquettierte Gebrauchsanweisung besagte:

"Médaille d'Argent Exposition Universelle 1900
Injecter une pleine seringue de solution, divisée en trois injections profondes, faites, l'une sur la morsure, la seconde à la limite de l'enflure, la troisième sur un point quelconque du corps".

Gegen Fliegenstiche reichte die Applikation von einigen Tropfen ...

Offenbar handelte es sich um ein breitgefächertes Sérum, ein Antidot gegen mehrere Schlangengifte.

Zur Behandlung von Schlangenbissen
Crates aus Pergamus erzählt, bei Parium am Hellespont habe es eine Gattung von Menschen gegeben, die er Ophiogenen nennt, welche Schlangenbisse durch bloße Berührung zu heilen und durch Auflegen der Hand das Gift aus dem Körper herauszuziehen pflegten. Auch Varro gibt an, es gebe dort noch einige Menschen, deren Speichel den Schlangenbiß heilt. In Afrika (im heutigen Lybien) lebte, nach Agatharchides, ein ähnliches Volk, die Psyller, so genannt von ihrem Könige Psyllus. Glaubt man Plinius (Historia naturalis VII 2/14) so enthielt Ihr Körper ein für die Schlangen tödliches Gift, durch dessen Geruch diese in Schlaf versetzt wurden. In den Armee-Hospitälern (valetudinarien) gab es eine besondere Gruppe von Hilfspersonal, die "marsi", die in der Tradition besagter Psyller auf die Behandlung von Schlangen- und Skorpionbissen spezialisiert waren ...
Die ungeheure Zahl der früher üblichen mehr oder weniger geheimnisvollen Mittel und Behandlungsarten legte nicht gerade ein beredetes Zeugnis für deren erfolgreiche Wirkung ab. So konnte der englische Arzt Sir Joseph Fayrer (1824-1907) über diese Therapie noch folgendes sagen: „Würde ein Mensch von einer Schlange gebissen und erfolgt nach Anwendung irgendeines jener vielgerühmten Mittel nicht der Tod, so würde der Patient auch ohne diese Behandlung am Leben geblieben sein.“
Von 1890 bis 94 arbeitete der französische Forscher Albert Calmette (1863-1933) am Institut Pasteur in Saigun, wo er Seren gegen die Tollwut entwickelte und sich mit Fragen der Schlangen-, Bienen- und Fischgifte abgab. 1894 kehrte er nach Paris zurück, wo er die ersten Seren gegen Schlangengift aus dem Blut immunisierter Pferde zubereitete. Seit der Einführung des Schlangengiftserums durch Calmette haben Schlangenbisse viel von ihrer Gefährlichkeit verloren. Allerdings bleibt die Therapie im Einzelfall eher hasardös:
"Es ist nicht einfach Schlangengifte zu deklarieren. Eiweisse bestimmen 90% bis 95% des Trockengewichtes der Giftzusammensetzung und sind auch für den Grossteil der biologischen Schäden verantwortlich. Der Rest setzt sich aus unzähligen Toxinen, Proteinen und Enzymen zusammen. Das gefährliche dabei ist, dass die Gifte immer anders zusammengesetzt sind. So kann es unter anderem auch vorkommen, dass Ein und die Selbe Schlangenart auf einmal unterschiedliche Giftzusammensetzungen hat, was eine Bissbehandlung mit Seren sehr kompliziert werden lässt" (https://www.exoterra.ch/html/venom1.html).
Wenn man in Afrika oder Asien unterwegs ist, sollte man immer ein Schlagenserum mit sich führen. Der Biss einer schwarzen Mamba etwa ist tödlich, wenn man kein Serum dagegen hat.