Pharmazie


Rot-Kreuz-Koffer

 

Johann Friedrich August von ESMARCH (1823-1908) wurde 1857 zum Professor für Chirurgie und Augenheilkunde in Kiel berufen und übernahm dort als Direktor das Hospital. Von 1846 bis 1849 war er Adjutant des Chirurgen Stromeyer im Feldlazarett Flensburg. 1870 hatte er die Position des Generalarztes und beratenden Chirurgen im Deutsch-Französischen Krieg.

 

Verbandspäckchen und Dreieckstuch – was heute selbstverständlich in jeden Erste-Hilfe-Koffer gehört, hat ESMARCH eingeführt. Die Erste Hilfe hatte er bereits in seiner vielfach aufgelegten Schrift »Der erste Verband auf dem Schlachtfelde« von 1869 propagiert. Esmarch entwickelte zwei wichtige Verfahren, die bis heute angewandt werden und seinen Namen tragen: den Esmarch-Heiberg-Handgriff und die Esmarch’sche Blutleere. Der berühmte Esmarch’sche Handgriff ist auch heute noch wichtig in der Rettungsmedizin. Durch das von ihm beschriebene Schieben des Unterkiefers vor den Oberkiefer werden die oberen Atemwege von bewusstlosen bzw. narkotisierten Patienten freigehalten. Damit kann dann sowohl deren noch vorhandene Spontanatmung, als auch deren künstliche Beatmung mit Maske oder Atemspende ermöglicht werden. Ebenfalls auf Esmarch geht der Begriff der Blutleere zurück: Beine oder Arme eines Patienten werden gehoben und mit druckvollem Streichen wird Blut aus den Gliedern getrieben. Von außen nach innen wird die Extremität mit einer Gummibinde umwickelt oder mit einer Druckluftmanschette versehen, um Blutungen bei Verletzungen oder einer Operation zu vermindern. Die von ihm propagierte Anwendung der Eiskühlung zur Behandlung von Prellungen oder Abszessen trug ihm den liebevollen Spitznamen "Fiete Isbüddel" (Friedrich Eisbeutel) ein.

 

Im Sommer 1881 hielt sich Esmarch in London auf und lernte die »St. John’s Ambulance Association« kennen. Diese Rettungsorganisation hatte überall in England Sanitätsschulen eingerichtet und freiwillige Helfer für den Rettungs- und Sanitätsdienst ausgebildet. Nach seiner Heimkehr begann Esmarch Anfang 1882 mit den Vorbereitungen zu einem ersten deutschen Samariterkursus in Kiel. Am 5. Mai 1882 erfolgte die Gründung des »Deutschen Samariter-Vereins« in Kiel. Damit gab ESMARCH den entscheidenden Anstoß zum Aufbau von Unfall- und Krankenhilfsdiensten in anderen Städten Deutschlands.

 

An Notfalltexten schrieb er
Verbandplatz und Feldlazarett, (2. Aufl., Berl. 1871)

  • Der erste Verband auf dem Schlachtfeld, (2. Aufl., das. 1870; mehrfach übersetzt)
  • Über Vorbereitung von Reservelazaretten, (Berl. 1870)
  • Die erste Hilfe bei Verletzungen, (Hannov. 1875)
  • Die erste Hilfe bei plötzlichen Unglücksfällen, (Leipz. 1882)

1882 wurde der erste „Erste-Hilfe-Kasten“ produziert. Verwendet wurde er bei der "Bergisch-Märkischen Eisenbahn" [deren Verstaatlichung lt. Gesetz am 28.03.1882 beschlossen wurde, deren "Königliche Direktion" am 01.09.1882 in das Eigentum der Königlich-Preußischen-Eisenbahn-Verwaltung über ging (de facto-Verstaatlichung des Betriebes)].

 

Zur Geschichte der luxemburger Pfadfinder
Im Frühjahr 1914 gründete Professor Joseph Tockert (1875-1950) die Truppe „Les Eclaireurs de l’Athénée“, die ersten Pfadfindergruppen in Luxemburg. Weitere Truppen folgten. 1915 entstanden die ersten Pfadfinderinnen-gruppen in Luxemburg. Während des Ersten Weltkrieges unterstützten Luxemburger Pfadfinder, wie dies auch gleichgesinnte Gruppen im Ausland (Tirol) taten, das Rote Kreuz bei der Betreuung von verwundeten Soldaten.
- 1914 sprang die katholische Kirche auf den fahrenden Zug: Gründung einer Gegenbewegung, der «Wanderfreunde, les jeunes touristes».
- 1916 Mitten im ersten Weltkrieg schlossen sich die 12 nicht konfessionell gebundenen Pfadfindergruppen am 16.7.1916 zur Fédération Nationale des Eclaireurs du Luxembourg (FNEL) zusammen.
- 1916 Gründung der «Boy Scouts de la jeunesse catholique».
- 1919 gründeten katholische Pfadfindergruppen die Lëtzebuerger Scouten (Fédération Nationale des Scouts du Luxembourg - FNSL).

 

1932 waren in Luxemburg die Pfadfinder mit Erste-Hilfe-Kästen ausgestattet (Foto aufgenommen am 10.7.1932 vor der 1643 erbauten "Chapelle de la Trinité" auf der Strecke Mersch-Larochette) – die Ausbildung „am RK-Kasten“ gehörte seit dem 1. WK zum regulären Programm der „Scouten“ jedweglicher „couleur“...
Auflösung der Pfadfinderverbände durch den deutschen „Stillhaltekommissar“ im August 1940: das Material wurde konfisziert ...