Pharmazie


Pulverschiffchen

 

Zu Zeiten, als Apotheker noch mehr waren als weissbekittelte Verkäufer der Pharma-Industrie, gehörte er zur Grund-Ausstattung einer jeden Apotheke: der Pulver-Portionierer. Der Apotheker füllte in den oberen Trichter das Medizinal-Pulver ein, das er nach dem Rezept des Arztes zusammen gemischt hatte Dann stellte er die Pulver-Menge pro Einzelportion (z.B. Tagesration) am Gerät ein und hielt eine kleine, weisse Papier-Tüte unter Ausfüll-Stutzen. Jetzt nur noch am Abzug ziehen, und schon ist die gewünschte Menge in der Tüte. Die Tüten zwei, drei, usw. folgen - einfach, billig, umweltfreundlich.

Einfacher ging das Aufteilen der Pulver mit den „Schiffchen“. Um einzelne Dosen der Pulver abzuteilen, wurde die Pulvermischung auf sogenannten Pulverschiffchen nach Augenmaß verteilt (ausgeworfen). Mit Hilfe der Pulverschiffchen wurden sie dann in kleine gefaltete Papiertütchen, die sogenannten Pulverkapseln eingefüllt.

Die „Schöffelcher“ wurden benutzt, um Pulver umzufüllen. Insbesondere dienten sie dazu, Aspirinzitrat-Pulver (gegen Migräne verschrieben unter der Bezeichnung „Migränspäckelcher“ resp. „Migränin“) abzufüllen. Das Pulver wurde gleichmässig (grob visuell geschätzt) auf die zehn bereitliegenden Schiffchen verteilt, von diesen dann in die bereitstehenden zehn Tütchen umgefüllt…

Vorgestellt werden drei Schiffchen aus der Apotheke von Beles (Belvaux) im Minettebassin/Luxemburg, 10.5 cm Länge, aus Horn. Horn war sozusagen der Vorläufer des Plastik, es wurde kaum angegriffen von Chemikalien, war preiswert und leicht, fast unzerbrechlich - ein idealer Massenartikel.