Pharmazie |
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Chevrette |
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Die sog. „chevrette“ oder "caprette" entwickelte sich im 16. Jahrhundert vom mittelalterlichen Oelkrug der Hausfrau zum Standardgefäss des Apothekers – nur er durfte schliesslich diese Art von Gefässen in seinem Schaufenster aufstellen. Gewürzhändler oder Chirurgen, die die „chevrette“ benutzten, erwartete in Frankreich eine saftige Geldbusse. Die ersten „ApothekenChevretten“ entstanden in Italien, sie hatten ein Fassungsvermögen von 1 bis dreieinhalb Liter. Der obere Rand zeigte stets einen Hals, um das Gefäss abschnüren zu können: verschlossen wurde sie in der Tat nicht mit einem Deckel, sondern mit Papier, Stoff, Leder oder Pergament. Auch die Tülle wurde mit einem Stück Kork oder Holz abgedichtet, um das Aroma des Sirops, Öles oder Honigs zu konservieren. Diese vorstehende Tülle – ihre Form erinnert ein klein wenig an das Horn eines Zickleins - gab dem Gefäss im Übrigen seinen Namen, der soviel bedeutet wie „kleine Ziege“. Wollte man den zähfliessenden Inhalt ausschenken, tat man gut daran, die „chevrette“ zuerst in warmem Wasser zu erhitzen – daher die gelegentlich anzutreffenden zusätzlichen Ringe, durch die eine Kordel gezogen wurde, um das Gefäss aus dem Bad zu heben... Als den Apothekern dieses Hin und Her zu kompliziert wurde, ersetzten sie die "Chevrettes" durch abgeflachte Flaschen, die einfacher zu verschliessen waren. Dafür wanderten die "Chevretten" – die Deutschen bezeichnen sie etwas plump als „Sirup-Standgefäss“ - nun in die Ausstellungsvitrinen, pardon, in die „Repositorien“, wo sie in langen Reihen als dekorative „Vorzeigeobjekte“ fungierten ...
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