Pharmazie


Chevrette

um 1850 

Die sog. „chevrette“ oder "caprette" entwickelte sich im 16. Jahrhundert vom mittelalterlichen Oelkrug der Hausfrau zum Standardgefäss des Apothekers – nur er durfte schliesslich diese Art von Gefässen in seinem Schaufenster aufstellen. Gewürzhändler oder Chirurgen, die die „chevrette“ benutzten, erwartete in Frankreich eine saftige Geldbusse.

Die ersten „ApothekenChevretten“ entstanden in Italien, sie hatten ein Fassungsvermögen von 1 bis dreieinhalb Liter. Der obere Rand zeigte stets einen Hals, um das Gefäss abschnüren zu können: verschlossen wurde sie in der Tat nicht mit einem Deckel, sondern mit Papier, Stoff, Leder oder Pergament. Auch die Tülle wurde mit einem Stück Kork oder Holz abgedichtet, um das Aroma des Sirops, Öles oder Honigs zu konservieren. Diese vorstehende Tülle – ihre Form erinnert ein klein wenig an das Horn eines Zickleins - gab dem Gefäss im Übrigen seinen Namen, der soviel bedeutet wie „kleine Ziege“.

Wollte man den zähfliessenden Inhalt ausschenken, tat man gut daran, die „chevrette“ zuerst in warmem Wasser zu erhitzen – daher die gelegentlich anzutreffenden zusätzlichen Ringe, durch die eine Kordel gezogen wurde, um das Gefäss aus dem Bad zu heben...

Als den Apothekern dieses Hin und Her zu kompliziert wurde, ersetzten sie die "Chevrettes" durch abgeflachte Flaschen, die einfacher zu verschliessen waren. Dafür wanderten die "Chevretten" – die Deutschen bezeichnen sie etwas plump als „Sirup-Standgefäss“ - nun in die Ausstellungsvitrinen, pardon, in die „Repositorien“, wo sie in langen Reihen als dekorative „Vorzeigeobjekte“ fungierten ...


Zum Inhalt des Kruges
Unter dem Begriff „Laurus“ versteht der Botaniker vier völlig unterschiedliche Gewächse:

  • Laurus nobilis L., im französischen « Laure d’Apollon » oder « Laure royal »:

    1) das schön grüne Öl der Früchte (bacae lauri) ist ein schön grünes, salbenartiges Gemenge von fettem und etwas ätherischem Öl, das insbesondere am Gardasee zubereitet wird. Bei normaler Temperatur hat das Lorbeeröl (Lohröl, oleum laurium) schmalzartige Konsistenz, es schmilzt bei 36°C. Man benutzt es für Einreibungen bei Muskelschmerzen und Verstauchungen. In wärmeren Gegenden wird es zum Anstreichen der Fleischerläden benutzt, da es, bei angenehmem Geruch, die Fliegen vertreibt!

    2) die Blätter enthalten ätherische Öle und Bitterstoffe. Äusserlich angewandt wirken die Öle hautreizend und sind stark allergisierend. Die ätherischen Öle haben eine deutlich psychotrope Wirkung…

  • Laurus persea, der Avokatbaum.
  • Laurus oleander, nerium oleander L., hochgiftig.
  • Laurus officinalis, Prunus laurocerasus, im französischen „Laurier-cerise“. Der kleine Kirschlorbeerbaum ist seit 1576 in Europa bekannt…
    100 Kilo Beeren liefern 1 kg Öl, 100 kg. Blätter 2,4 kg Öl : „huile de laurier“. In einer Dosierung von 1-2 Tropfen ist es leicht schmerzstillend, hustenstillend, sedierend und beruhigend.

    Beschriftung
    U[nguentum] e[x] b[accis] Laury: Schmalz aus Lorbeer-beeren.