Pharmazie


Apothekerwaage (5)

 

Apothekergewichte waren - historisch gesehen - seit jeher kleiner als die sonst üblichen Handelseinheiten (je kleiner das Gewicht, um so gepfefferter der Preis...).

Die schweren Gewichte des hier vorgestellten Kastens sind vom Eichamt Luxemburg gestempelt:
- das 100-Gramm-Gewicht: 35, 58, 64.
- das 50-Gramm-Gewicht: 35, 52, 58, 61, 64, 70.

Im Herzogtum Nassau wurde das neue Preussische Medizinalgewicht in Gramm, Dezi- und Centigramm 1868 eingeführt.

Die Gewichte, Masse und Wiegeinstrumente wurden regelmässigen Überprüfungen unterzogen, die je nach Gegenstand, Region und Zeitalter jährlich oder halbjährlich durchgeführt wurden. Um die Durchführung dieser Kontrollen zu bestätigen prägte der Prüfer eine sogenannte "jährliche" Punze oder einen "Jahresbuchstaben" auf dem Gegenstand ein. Dieses jährliche Zeichen ist ein Buchstabe des Alphabets, der jedes Jahr änderte.

Für das Département des Forêts (Luxemburg) fand man z.B. im luxemburgischen Nationalarchiv Bestätigungen für die Jahre: (’H’ für 1809) [Rundschreiben vom 26.11.1808], (’I’ für 1810), (’J’für 1811), (’K’ für 1812) und ab 1813 fortlaufend mit ’L’ usw. [Rundschreiben vom 26.04.1810].

"Art. 5. Als Zeichen der Eichung der geprüften Maße, Gewichte und Wagen wird der Buchstabe C aufgedrückt" (Memorial n°15 vom 4.3.1911).
"Art. 5. Als Zeichen der Eichung der geprüften Maße und Gewichte wird der Buchstabe D aufgedrückt" (Memorial n°17 vom 8.3.1913).

„Art. 13. — Die Gemeindeverwaltung des Ortes, in welchem die periodischen Eichungssitzungen stattfinden sollen, hat zu diesem Zwecke ein passendes, mit den nötigen Möbeln ausgestattetes Lokal zu stellen. Wenn sie dieser Verpflichtung nicht nachkommt, oder die Mitwirkung ihrer Agenten verweigert, so kann der Sitz der Operationen fürderhin in eine andere Gemeinde verlegt werden. Eintretendenfalls ist der Eichmeister zur Abfertigung der einberufenen Beteiligten befugt, auf Kosten der Gemeinde ein Lokal mit dem benötigten Hilfspersonal dringlichkeitshalber anzumieten, nachdem eine mündliche Rücksprache mit einem Mitgliede oder Agenten der Gemeinde-Verwaltung erfolglos geblieben" (Memorial n°17 vom 8.3.1913) - die Eichung war ein kompexes Unterfangen !

Lit.:
Linkenheil, G., 200 Jahre luxemburgische Eichmarken von 1800-2000, oder, die luxemburgischen Eichmarken seit der französischen Revolution. Luxemburg, Ausgabe 1.4/2000.

Der hier vorgestellte Kasten (man beachte die Glasabdeckung der kleinen Blattgewichte) stammt aus dem Nachlass des Apothekers Alphons ENGELDINGER (1912-2003).