Pharmazie


Apotheke Welschbillig  Esch/Alzette 

Baby-Puder 

Pflanzliche Produkte beherrschten lange Zeit den Markt. So wurden Club-Moos Sporen als Streupulver in der Chirurgie, als Babypuder und verschiedene Hautkrankheiten benutzt.

Seit der Antike ist Ameisensäure bekannt. Meyers Konversationslexikon von 1903 meinte zu Formalin, es sei ein "sehr wirksames desinfizierendes und antiseptisches Mittel, das auch zerstäubt werden kann und auf Möbel etc. nicht zerstörend wirkt" – Streupulver, das auf Möbel gestreut wurde … In chemisch komplexer Verbindung taucht das Formalin immer wieder auf: A. Reuter, Ameisensäure als Heilmittel, Kurzer Leitfaden für ihre Anwendung, 1930.

  • Georg August Richter (1829) schrieb über Salpeter "Er wirkt auch bedeutend antiseptisch, wird daher wohl als Streupulver bei fauligen Geschwüren , kaltem Brande empfohlen".

Ab 1900 wurde ihnen der Rang von komplexeren Chemikalien abgelaufen:

  • H Büchner, Ueber die Theorie der antiseptischen Wundbehandlung, in: Langenbeck's Archiv der Chirurgie, Volume 10, Nr. 1-2 (1878), 91-109.
  • Max Silber, Salubrol, ein neues antiseptisches Streupulver, in: Deutsche Medizinische Wochenschrift, 22(1896), Heft 52, S. 843-845.
  • Walther Schmidt, Die Desinfektionskraft antiseptischer Streupulver und Bemerkungen über die Fernwirkung des Jodoforms, Jena, Gustav Fischer 1897.
  • Adolf Schuftan, Über Phenyform ein neues antiseptisches Streupulver, in: Therapeutische Monatshefte, Band 20 Seite 249, Verlag J. Springer., 1906.
  • R. Schnitzer, Untersuchungen zur Desinfektion staphylokokken-infizierter Wunden mit Rivanol-Carbamid-Streupulver, in: Langenbeck's Archive der Chirurgie Volume 184, Nr. 3-4 (1924), 166-180.
  • Ernst J. Feilchenfeld, Alfa Antar, ein neues antiseptisches Wundpulver, in: Deutsche Medizinische Wochenschrift, 52(1926), Heft 41, S. 1733-1734.

    Ob Formalin, Jod, Salpeter oder Zink – leider verrät uns die Dose nicht, welches Prinzip Welschbillig in Esch einsetzte!

    Stephan Welschbillig aus Echternach hatte 1870 die Apotheke von François Rothermel in Esch a.d. Alzette übernommen. Er starb 1895 sodass sein 1873 geborener Sohn Guillaume den Betrieb (nach einer kurzen Zeitspanne, die mittels eines Apothekerstudenten Eugène Weiss als Provisor überbrückt wurde), übernehmen konnte, als er 1897 zugelassen wurde. Guillaume leitete die vom Vater ererbte Apotheke bis 1937, als er sie seinerseits an seinen Sohn Georges weiterreichte. Er starb 1948 im Alter von 74 Jahren.

    Typisch für frühere Apotheker ist ihre Tätigkeit als Erfinder und Fabrikanten von Medikamenten. Vorgestellt wird ein Baby-Pulver aus der Offizin dieses Guillaume Welschbillig.

    Genauso typisch ist ihre Treue zu ihrer Apotheke. Kaum vorstellbar, dass kein Sohn den Betrieb hätte übernehmen können! Zu dieser Sippenmentalität passt auch das Bestreben, eine Ehefrau aus Apothekerkreisen zu heirateten. So tat auch unser Guillaume Welschbillig, als er 1901 eine Tochter des Hosinger Apothekers Paul Prüssen heiratete - so hatte es schon sein Vater gehandhabt, als er 1870 eine Tochter des Remicher Apothekers Michel Schmit heiratete ...

    Von dieser Stelle aus ein besonderer Dank an Herrn Apotheker Marc Hary (Pharmacie de Belvaux), dem ich dieses schöne Sammlerstück verdanke - ein Dank auch an Herrn Erny Schockmel aus Beles für die Vermittlung.