Nachtgeschirr


Urinal, chinesisches

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Zur Vervollständigung der Urinal-Sammlung hier ein chinesisches Urinal, wie es im 19. Jh. im Gebrauch war.

 

Nicht seine Funktion als Nachttopf ist interessant, sondern der ganz besondere Wert, den die alten Chinesen dem Urin beimaßen.

 

Seit dem 12. Jh. ist die Behandlung von Alterserscheinungen mit Extrakten aus Urin von jungen Menschen bekannt, mit den sog. "autumn minerals", so genannt, weil die in einem komplizierten Trocknung- und Extraktionsverfahren aus dem Urin gewonnenen weißen Kristalle dem Herbstfrost ähnelten.

 

Diese Kristalle aber waren nichts anderes als männliche (wenn aus Knabenurin gewonnen) und weibliche (wenn aus Mädchenurin gewonnen) Sexualhormone.

 

Vielleicht benutzte man aus diesem Grunde so wundervoll verzierte Urinale (Porzellan). Wieso man aber für die  absonderliche viereckige Form für die Öffnung entschied ist mir schleierhaft.

 

Die Preise für diese Urinale gehen von 20 bis 1000 Euro, je nach Epoche. Für mich als Laien sehen sie alle gleich aus. Mir kommt es auch weniger auf den Wert als auf den medizinhistorische Hintergrund an  - und der lehrt uns, daß  chinesische Pharmazeuten schon im Mittelalter dazu fähig waren, kristallin reine Sexualhormone herzustellen. 

 

Lit:

Lu Gwei-Djen, Joseph Needham, Medieval preparation of urinary steroid hormones, in: Med Hist. 1964 Apr; 8(2): 101–121.