Nachtgeschirr


Urinal, weiblich (5)

Urinschiffchen, um 1940 

Vorgestellt werden zwei Bettpfännchen [engl. "Spoonbill urinals" (Entenschnabel-Urinale)], die Merkmale sowohl des Bordeloue aufweisen (längliche Form) als auch der Bettpfanne (eingekrempelter Oberrand und Auslaufstutzen):

a) links im Bild ein grösseres mit 26 cm Pfannenlänge, von Villeroy & Boch (Werk Wallerfangen) - ähnliche Pfännchen im Werk Dresden....
b) rechts im Bild ein etwas kleineres mit 24.5 cm Pfannenlänge (ohne den Auslaufstutzen) mit schmalerem Rand.


An dieser Stelle möchte ich kurz die
Geschichte des Familienbetriebes Villeroy-Boch
skizzieren.
1748 begann François BOCH damit, in Audin-le-Tiche im heutigen Lothringen Töpferware zu produzieren, eine banale Irdenware mit einsenhaltiger Glasur.
1767 eröffnete er eine Fabrik in Septfontaines bei Luxemburg, in der Kalksteingut sowie porzellanähnliches Steingut produziert wurde.
1809 erwarb Jean-François Boch die Alte Abtei in Mettlach an der Saar. In der Abtei Mettlach richtete er eine Steingutfabrik ein [ähnlich der Familie Dondelinger, die eine Porzellanfabrik in der Abtei Echternach einrichtete], wo zu Anfang eine Ware produziert wurde, die sich stark an diejenige in Luxemburg anlehnte. Später kamen Kupferdruck, Schablonentechnik und Buntdrucktechnik hinzu sowie echtes Porzellan und sog. Knochenporzellan.

1790 hatte der Geschäftsmann Nicolas VILLEROY eine Fabrik in Vaudrevange an der Saar eröffnet, dem heutigen Wallerfangen. Über die Saar wurden die Rohstoffe der Firma herbeigeschaffen, die Wälder im Hinterland gewährleisteten eine durchgehende Befeuerung der Brennöfen mit Holzkohle. Das Werk produzierte bis 1931.

1836 wurden beide Unternehmungen unter dem Namen Villeroy & Boch vereinigt. Eine Eheschliessung konsolidierte das Unternehmen: 1842 heiratete Eugen Boch, ein Sohn von François Boch die junge Oktavia, Tochter von Nicolas Villeroy.

Der Familienbetrieb wurde steinreich und investierte künstlerisch in der Region. 1864 hatte eine Madame Thiery geb. von Lasalle in Wallerfangen eine Klosterkapelle erbauen lassen, eine bescheidene Replik der Sainte Chapelle in Paris. Die Kapelle erwies sich als unpraktisch und wurde 1879 von Eugen von Boch Stein für Stein abgetragen und 1882 über der Familiengruft der Boch's in Mettlach wieder aufgebaut .

Ein Keramikmuseum
In dem 1878 von Edmond v. Boch erbauten Schloss Ziegelberg, einem historisierenden Bau im Stile der Neurenaissance, ist seit 1979 ein Keramikmuseum eingerichtet. Die Familie Boch hatte selber Kollektionen angelegt mit Produkten der Konkurrenz! 1821 hatte Jean-François Boch damit begonnen, in Frankreich und später auch in England Keramik aufzukaufen, 1851 kaufte Eugen von Boch eine grosse Sammlung in Gent an. Die Sammlung wurde 1939 in den Kellern der Alten Abtei von Mettlach in Sicherheit gebracht, wo sie bis 1979 blieb. Sie kam nun nach Schloss Ziegelberg, das zum repräsentativen Firmensitz (mit Museum, Restaurant und Tagungsräumen) eingerichtet worden war.

Nota:
Der Hersteller RUSSKA empfielt, das Schiffchen "nach Entleerung mit heißem Wasser auszuspülen und mit einer Urinflaschenbürste gründlich zu reinigen". Für Deutsche Staatsbürger gilt:
"Pflegebedürftige haben im Rahmen des Paragraph 40 SGB XI u. a. Anspruch auf Pflegehilfsmittel zur Körperpflege/ Hygiene, die zur Erleichterung der Pflege dienen oder zur selbständigeren Lebensführung beitragen. Produkte zur Hygiene im Bett, die keine Leistungen der GKV sind, z. B. Urinflaschen, Urinschiffchen, können jedoch zu Lasten der Pflegeversicherung abgegeben werden".