Nachtgeschirr


Nachttopf

 

Der Nachttopf bewahrte den Bedürftigen davor, des Nachts auf den Hof oder hinter das Haus schleichen zu müssen, und dort seinen Hintern dem Regen und der Kälte auszusetzen.

Der Nachttopf, im süddeutschen und ostösterreichischen Raum auch Brunzeltopf genannt, heisst auf Luxemburgisch "Potschamp" oder kurz "Potti" - womit die Richtung feststeht, aus der dieses Requisit zu uns kam: Frankreich...

Kacktöpfe gibt es nachweislich seit dem Mittelalter – keine Darstellung eines Schlafgemaches ohne dieses pikante Detail. Sie waren aus Ton, aus Holz, später aus Porzellan oder emailliertem Metall, auch mal aus Zinn wie der folgende Bericht belegt:
„une pot de Chambre d’étain adjugé à la femme Blum pour dix sols et trois deniers“ (ANLux, Notar J.J. Conter 1786 n°13).

Der Nachttopf stellt u.E. kein medizinisches Gerät sensu strictu dar, wurde es doch in der Hauptsache von Gesunden benutzt. Dennoch wollen wir ein einheimisches Exemplar vorstellen, belegt es doch eine wichtige Etappe in der Entsorgung der menschlichen Abfälle : die Privatisierung des « Geschäftes ».
In der Tat vollzog sich das „Kacken“ in der Antike und im Mittelalter durchaus im öffentlichen Rahmen – Gemeinschaftsanlagen waren gängig. Erst das 18. Jh. entdeckte die Intimsphäre: Klosetts wurden nun „heimliche Örtchen“, in die man sich still und heimlich verzog.

Auch nach der Einführung der Abortanlagen blieb der Topf beliebt – in Frankreich gab lange Zeit die „Hochzeitstöpfe“. Warum der Franzose von seinem "Thomas" spricht und in der Region Bordeaux von seinem "Jules", wenn er den "pot-de-chambre" meint, entzieht sich meiner Kenntnis. In der bescheidenen Hütte wie bei Hofe gab es die Töpfe:
"Le pot de chambre de l’impératrice Elisabeth d’Autriche, dite «Sissi», n’a pas trouvé preneur au cours d’une vente aux enchères à Munich le 16 octobre 1998" (Zeitungsmeldung ARTCULT).

War der im Hospital untergebrachte Sieche des nachts zu schwach, den langen und dunklen Weg zum Abort anzutreten, erhielt er von der Siechenmagd eine „Harnkachel“ gereicht… Meist gab es im Schlafgemach einen Topf pro Schläfer. Doch gab es auch „Abtritts-eimer“, in denen sich mehrere Schläfer entsorgen konnten.

Anfänglich stand der Topf unter dem Bett. Ab 1720 begegnet man dem Nachtschränkchen, in dem der Pinkelpot diskret untergebracht werden kann.

Vorgestellt wird ein „Pottschamp“ der Fa. Villeroy & Boch, Septfontaines (einem Vorort von Luxemburg), erstanden im Mai 2004 auf einem Flohmarkt in Diekirch. Auch andere Werke von Villeroy & Boch haben Nachttöpfe hergestellt, z.T. sehr esthetische Gebilde mit floralem Muster: Dresden, Mettlach ...


Besuche:

  • Manfred KLAUDA, Deutsches Nachttopfmuseum München, Zentrum für auβergewöhnliche Museen (ZAM), Westenrieder Strasse 41, D-80331 München (tägl. geöffnet von 10-18°°) www.zam-museum.de.
  • Museum für Historische Sanitärobjekte, Gmunden, Österreich.