Diverses


Badeglas (1)

 

Zur Inneren Therapie gehören die Trinkkuren, wie sie nochheute in zahlreichern Bädern angeboten werden. Im 19. Jahrhundert wurden Badegläser als Erinnerungsstücke von der Reise ins Kurbad mitgebracht. Meist stammen die Gläser aus böhmischen Glashütten. Deshalb sieht man auch besonders viele Gläser aus Karlsbad, Marienbad und Teplitz. Die Gläser wurden meist entweder vor Ort in Böhmen in den Glashütten (nach Vorlage von Stichen mit den Ansichten der Kurorte) graviert oder aber Glasschleifer brachten die Rohware in die Kurorte und versahen sie dort mit geschliffenen Ansichten (nach Wunsch der Kunden oft auch mit Widmung und Datierung). Nur selten wurden die Gläser vor Ort in der Badestadt produziert.


Zwei solcher Trinkgläser wollen wir hier vorstellen:


a) ein sehr häufiges, frühes Glas aus dem französischen Bad VITTEL in den Vogesen.

b) ein äusserst seltenes Glas mit einer Gravur, die das Staatsbad MONDORF in seiner Frühphase darstellt. Es handelt sich dabei um ein Souvenirglas, da im Bad selber keine speziellen Gläser benutzt wurden - auf allen älteren Ansichtskarten sieht man die Kuristen mit farblosen Henkelgläsern.
Datierung: 2. Hälfte des 19. Jh.
Material: Glas, in Rotbeize überfangen (sogen. Rotbeize) und ausgeschliffen.

Zwei ähnliche Gläser wurden 2006 im Auktionshaus Danneberg angeboten:

  • Bäderbecher. Farblos. Leicht konische, facettierte Wandung mit angesetztem Ohrenhenkel und gravierter Maßeinteilung. Schauseitig floral gerahmte, rubinierte Reserve mit Ansichten ´Sprudel Karlsbad´ im Mattschliff. Böhmen um 1860. H. 12,5 cm".
  • Henkelglas. Farblos. Zylindrisch mit angesetztem Ohrenhenkel, schauseitig rubinierte Reserve mit Ansicht 'Colonade Marienbad´ (so bez.) im Mattschliff. Böhmen, 19.Jh.. H. 7 cm.


    Erinnern wir uns, dass neben Mondorf, auch andere Orte der Gegend über wundersame Bohrungen verfügen, so die Stadt Longwy. Bei einer 1907 im heutigen "Parc des Récollets" (Rotonde) angestrengten Bohrung, bei der man hoffte auf Kohlelager zu stossen, erschloss man eine Wasserader, aus der ein mächtiger artesischer Brunnen hochschoss. Der Comte de Saintignon liess das Wasser in Flaschen abfüllen und unter der Bezeichnung "Eau des Récollets" in den Handel bringen. Er hoffte sogar, die medizinischen Eigenschaften des Wassers zur Speisung eines Thermalbetriebes nutzen zu können, ein Projekt, das den Wirren des 1. Weltkrieges zum Opfer fiel und 1921 beim Tode des Promotors dann endgültig aufgegeben wurde...