Naturmedizin


Einlauf, gegeben von der Mutter

Messing-Figurine aus dem Benin , um 1999 

Mutter knieend, den Mund auf den Darmausgang des Kindes gepresst (a). Ob unbehandeltes Wasser eingeblasen wurde oder aber besondere Zusätze verwandt wurden, ist nicht bekannt.

Gewusst ist, das viele afrikanische Mütter, die ihr Kind mit zur Arbeit nehmen wollen, ihrem Kind allmorgendlich einen Einlauf (meist mit "piment", d.h. mit Nelkenpfeffer) verpassen, um den Darm auf der Stelle zu entleeren und so tagsüber auf der Arbeit sich nicht mit vollen Windeln herumplagen zu müssen. Und das Kind ?? - man denke an das massive Reizkolon, das sich auf Dauer entwickelt...

Béatrice Fontanel(*) beschreibt eine ähnliche Einlauf-Szene: ".. am andern Ende des Körpers bläst die Mutter ein wenig Wasser in den After des Babys - hier schützen die Waschungen vor Verstopfung. Ausserden können die Mütter so die Sauberkeit ihrer Kinder, die keine Windeln kennen, kontrollieren und Medikamente verabreichen".

Dass die Indikation zum täglichen EInlauf, insbesondere im Burkina-Faso, sehr viel weiter gehen, lesen wir im folgenden Internetbeitrag:
www.jle.com/fr/revues/sante_pub/ san/e-docs/00/03/5B/61/article.md

Die hier vorgestellte Messingfigur wurden nach der Technik der "cire perdue", des "verlorenen Wachses", gegossen und auf einen Untersatz aus Messingblech aufgenietet. Derartige Skulpturen sind charakteristisch für das Volk der TUSSIAN (Tusia), die im Südwesten der Obervolta leben.

Ähnliche Figürchen mt Darstellung alltäglicher Szenen dienten ehemals als Gewicht beim Abwiegen von Goldstaub, insbesondere im heutigen Ghana. Im Benin wurden sie von Gronzegiessern hergestellt, die früher "ausschliesslich für den Hof der FON-Herrscher arbeiteten, später haben sich daraus die bekannten kleinen Genrefiguren mit langen, dünnen Gliedern entwickelt, die bis heute für den Touristenmarkt hergestellt werden" (**).

Die Postkarte der Jahrhundertwende (b) zeigt, dass die Technik des "geblasenen Einlaufes" in Afrika weitverbreitet war - wenn sie auch von europäischen Photographen als derart abwegig angesehen wurde, dass sie sich nicht scheuten, Mütter bei diesem Eingriff abzulichten!

(*) B. Fontanel und Cl. d'Harcourt, Babys in den Kulturen der Welt, 2007 S. 37
(**) E. Herold, Afrikanische Skulptur 1989 S. 99