Laborgerätschaften


Zählkammer von Zeiss

Zählkammer 1
 

 

 

    1852 führte Karl VIERORDT (1818-1884) das Prinzip der Blutkörperchenzählung ein - für eine einzige Zählung benötigte er anfänglich ganze drei Stunden. Es drängten sich methodische Verbesserungen auf, schliesslich kam die Zählkammer nach Richard THOMA, die 1878 von Ernst ABBE erstmals vorgestellt wurde.

 

 

Richard THOMA (1847-1923) stammte aus Bonndorf im Scharzwald. Medizinstudium in Berlin und Heidelberg. Ab 1877 war er Professor für Pathologie in Heidelberg, 1881 stellte er hier eine Apparatur zur Zählung von roten und weißen Blutkörperchen in definierten Blutvolumina vor. 1884 nahm er einen Ruf nach Dorpat an. kehrte der zunehmend russischen Universität 1894 den Rücken und landete schließlich 1906 als Privatgelehrter in Heidelberg, wo er 1923 starb.

 

Ernst ABBE (1840-1905) stammte aus Eisenach, wurde 1870 in Jena Prof. der Mathematik, Physik und Astronomie sowie Direktor der Sternwarte. 1891 gründete er die Car-Zeiss-Stiftung. Er ist der Erfinder des nach ihm benannten Kondensors sowie der homogenen Immersion, wodurch die Leistungen der heutigen Bakteriologie erst möglich wurden. 1881 konstruierte er das stereoskopische Okular. Das hier verwendete Prinzip eines in den Boden der Kammer eingeritzten Gitternetzes war deutlich performanter als die zuvor benutzte Teilung im Okular - die Zählkammer (engl. "counting chamber") setzte sich durch und wird noch heute in allen Laboratorien benutzt insbesondere bei speziellen Fragestellungen:

- Zellzählung im Liquor und Erguss,

- Zählung von Wurmeiern

- Zählung von Bakterien und Pilzsporen

- Zählung niedriger Thrombozytenmengen.

 

"Nach Einführung automatisch arbeitender Zählgeräte in den 60er Jahren des 20. Jh. wurde das von dem Pathologen Richard THOMA (1847-1923) eingeführte Verfahren" in Grosslaboratorien mehr und mehr verlassen (zit. nach Heinz Goerke, Medizin und Technik 1988 S. 26). Hier irrt Goerke: Richard T. hat das Mikrotom erfunden, nicht aber die Zählkammer!

 

Die Idee war denkbar einfach: verdünntes Blut (1:200) wurde auf ein Gitternetz gebracht, der Tropfen wurde dann mit einem geschliffenen Deckglas abgedeckt, welches durch zwei Glasbalken zum Boden der Zählkammer einen Abstand von exakt 0,100 mm einhielt. Man liess nun die Blutkörperchen sedimentieren und zähhlte sie nach und nach in den einzelnen Rechtecken des Gitters aus. Die Grundfläche jedes Rechteckes betrug 0,0025 mm2 - durch die bestimmte Anzahl von Körperchen in einem Feld konnte man mithin eine Aussage treffen wieviele Körperchen sich in der 0,100 mm hohen Flüssigkeitssäule über dem Quadrat ursprünglich befunden hatten.

 

Exponat

Der hier vorgestellte Kasten kostete 1910 im "Medicinischen Waarenhaus Berlin" 25 Mark. (Zählkammer n. THOMA, Carnforth, Royaume-Uni)