Laborgerätschaften


Sedimeter n. LINZENMEIER (2)

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Apparat: Höhe ca. 9 cm, Länge ca. 18 cm
Herkunft: Kötz/Bayern 

 

 

Seit der Antike beobachtet der Mensch, wie sich austretendes Blut in einen dunklen, festen Klumpen und einen durchsichtigen, flüssigen Teil trennen. Wie schnell ging diese Trennung von Blutkörperchen und Serum vor sich? Die Moderne hat die Mittel dafür, diese Geschwindigkeit exakt zu messen.

 

Bei der von dem schwedischen Arzt Robin FAHRAEUS (1888-1968) im Jahr 1916 eingeführten Methode der "Blutsedimentierung" lässt man Blut in einem graduierten Kapillarrohr nach Westergren* stehen, wobei eine Trennung in Blutkuchen und Blutwasser eintritt. Die Phasengrenze wird nach einer und nach 2 Stunden abgelesen und als "Blutsenkung" angegeben. Seine Entdeckung gab den Anstoß zu einer ganzen Reihe von Verbesserungsvorschlägen.

*Der in Stockholm/ Schweden geborene Arzt Alf Vilhelm Albertsson Westergren (1891-1968).

 

Exponat
1924 stellte Georg Linzenmeier in Leipzig ein Gerät vor, bei dem binnen spätestens 120 Minuten ein Ergebnis vorlag.

 

LINZENMEIER gab 2 Methoden an: eine sog."Makro"- und eine "Mikromethode". "Während bei der Makromethode die Zeit gemessen wird, in der die Plasmasäule einen gewissen Streckenabstand, die Marke 18 mm) erreicht, wird bei der Mikromethode L.-Raunert wohl noch diese Ablesungsart als möglich offen gelassen, oder aber, genau wie bei der Mikromethode Westergren, die Höhe der Plasmaschicht nach Ablauf eines Bekannten Zeitintervalles festgestellt" (E. Berndt, Chemisch-physikalische Blutunter-suchungen, ihr Wert, in: Abhandlungen des Institutes für Tierzucht und Milchwirtschaft an der Universität Leipzig, Leipzig 1929 S.686).


Lit.:
Johannes Zwar (1900-1955), Die klinische Brauchbarkeit der Mikrosedimentrie nach Linzenmeier-Raunert, Inaug.-Diss. Greifswald 1926.
Kunin B., Ein neuer Blutkörperchensenkungsapparat. 1928

 

Zur Person des Erfinders
Georg LINZENMEIER *30.6.1882 in St. Martin (Pfalz), Student an der Uni Marburg, 1909/10 an der Ruprecht-Karls-Universität Uni. Heidelberg. 1909 promovierte er hier zum Dr.med. mit der Dissertation: Über innerliche Anwendung von g-Strophanthin Thoms, Klinische und pharmakologische Untersuchungen. Ab 1.10.1910 bis 1913 war er Assistent an der Universitäts-Frauenklinik in Kiel. Hier Zusammenarbeit mit König, Assistenzarzt an der Psychiatrischen und Nervenklinik "Über die Bedeutung gynäkologischer Erkrankungen und den Wert ihrer Heilung bei Psychosen", in: Arch.f.Psychiatrie und Nervenkrankheiten, Bd.51 Berlin 1913 S.1002-54).


https://books.google.at/books?id=yCDMBgAAQBAJ&pg=PA53&lpg=PA53&dq=linzenmeier+frauenklinik&source=bl&ots=3zz2YY-jRz&sig=ACfU3U1kRrTO-Jaeqrx2gK0aDgTI3U9w_A&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwje96fa-7zyAhVu_7sIHevQBx04HhDoAXoECA4QAw#v=onepage&q&f=false


Am 6.3.1914 habilitierte er an der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität Kiel für Geburtshilfe und Gynäkologie mit einer Arbeit: "Der Verschluss des Ductus Botalli nach der Geburt", am 31.8.1921 nichtbeamteter außerord. Professor. Am 12.1.1923 habilitierte er nach Leipzig um. 1924 Priv.-dozent und Assistent der dortigen Universitäts-Frauenklinik, verließ Leipzig jedoch schon 1924 im Rang eines a.o. Professors der Gynäkologie, um am 15.2.1925 in Karlsruhe die Stelle des Direktors der dortigen "Badischen Lehr-Landes-Frauenklinik" und Direktors der Hebammenlehranstalt anzutreten.
Am 30.6.1951 trat er in den Ruhestand, starb 1971.

 

Er schrieb:
- Georg Linzenmeier & Margarete Raunert, Eine Mikromethode zur Messung der Senkungsgeschwindigkeit der Roten Blutkörperchen, Klinische Wochenschrift vol. 3 April 1924, S.766-67.
- Über Mikrosedimetrie, Angabe einer Mikromethode zur Bestimmung der Senkungsbeschleunigung der roten Blutkörperchen, in: Emil Abderhalden, Leon Asher, Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden, Teil 4; Abt. 4., Angewandte chemische und physikalische Methoden 1927 S.1409.

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