Laborgerätschaften


Hämometer (1)

1937/39 

 

"Das Blut wurde den betreffenden Individuen durch Blutegel entzogen, um es flüssig zu erhalten. Verf. verdünnte in der Regel einen Kubikzentimeter aus dem Blutegel entnommenes Blut mit 25 Kubikzentimeter einprozentischer Kochsalzlösung. Von einer solchen Mischung nahm er dann, nachdem sie tüchig umgeschüttelt worden, einen Kubikzentimeter und verdünnte ihn bis zu 30-50 Kubikzentimeter mit Wasser, indem er zwei Nachbargefässe bei aufsteigender Verdünnunganfangs von 5 zu 5 und später von 1 zu 1 Kubikzentimeter verglich" (Johann Duncan, in: Zeitschrift der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien, 1869, S.234) – die colorimetrische Hb-Bestimmung kombiniert mit der Blutkörperchenzählung nach Vierordt.

 

Die spektralphotometrischen Methoden zur Bestimmung des Hb-Gehaltes des menschlichen Blutes nach VIERORDT und HÜFNER hatten nur wissenschaftliche Bedeutung - für die Praxis waren sie viel zu aufwendig. Zu klinischen Zwecken reichen colorimetrische Methoden völlig aus: Hämometer nach FLEISCHL, MIESCHER, GRÜTZNER, GOWERS arbeiten mit Blut, das so lange verdünnt wird, bis es die Rotfärbung einer Standardlösung erreicht hat.

 

Bei der von SAHLI 1909 angegebenen Apparatur dient zum Vergleich eine Standardlösung, die salzsaures Hämatin enthält. Das zu untersuchende Blut wird mit der zehnfachen Menge 1/10-normalen Salzsäure versetzt, wodurch der Blutfarbstoff ebenfalls in salzsaures Hämatin übergeführt wird, und mit Wasser solange verdünnt, bis es dieselbe Farbe wie die Vergleichslösung hat
Der Schweitzer Hermann SAHLI (1856-1933) habilitierte sich 1882 für Innere Medizin, 1888 wurde er Ordinarius in Bern. Allgemein bekannt wurden sein Hämometer, das HAYEM-SAHLI'sche Zählmikroskop, sein Arteriometer, Pulsometer und Blutdruckmanometer. Weniger bekannt ist seine pharmakologische Erfindung, einer Assoziierung von Opiaten unter der Bezeichnung "PANTOPON", sowie die Erfindung eines Testes zur Messung der Säure des Magensaftes.

 

Exponate

Vorgestellt werden 2 Geräte, die nach diesem SAHLI'schen Prinzip arbeiteten:
a) ein Hämoglobin-Messgerät von LEITZ / Berlin, das 1937 von der Fa. Franz Bergmann und Paul Altmann K.G. in Berlin NW7 vertrieben wurde, zusammen mit einer Reinigungsbürste, zwei Schneppern zur Punktion der Fingerbeere bzw. des Ohrläppchens und einer Pipette zum Ansaugen des Bluttropfens mit Mundstück.... ["geeicht nach den Vorschriften der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin"].

b) ein Hämoglobin-Messgerät der Fa. ERKA von 1939: "geeicht von der GIM-Prüfungsstelle".

Das Ablesen des Haemoglobingehaltes sollte bei beiden Geräten nur bei Tageslicht erfolgen, in Augenhöhe und im Abstand einer Armlänge "Bei künstlichem Licht erhält man falsche Werte" (Gebrauchs-anweisung).

Sahli

Professor SAHLI, ein Internist, lebte von 1856-1933 in der Schweiz. Hermann Sahli war ein von der Medizin geradezu Besessener. Sahlis Werk stimulierte wesentliche Fortschritte auf dem Gebiet der Kreislaufphysiologie und er bearbeitete in den langen Jahren seiner Unterrichts- und Forschertätigkeit fast alle Gebiete der Inneren Medizin. 1902 stellte er ein Hämoglobinometer (Sahli-Hämometer) mit einer sehr haltbaren Testlösung (salzsaures Hämatin) vor und widmete sich ausführlich dem Studium der Hämophilie (1905, 1910).