Laborgerätschaften


Uroskopie (2) anno 1698

 

Christoph Weigel d. Ä. kam am 9. November 1654 in Redwitz im Egerland zur Welt ; er starb am 5. Februar 1725 in Nürnberg. Weigel war ein deutscher Kupferstecher, Kunsthändler und Verleger, der die Kunst des Kupferstechens in Augsburg erlernt hatte. Nach verschiedenen Stationen, unter anderem in Wien und Frankfurt am Main, erwarb er 1698 das Bürgerrecht in Nürnberg. In seinem Verlag sind zu seinen Lebzeiten ungefähr 70 Bücher und Stichfolgen erschienen.

Eines seiner wichtigsten Werke ist das Ständebuch von 1698 "Abbildung der gemein-nützlichen Haupt-Stände von denen Regenten und ihren so in Friedens- als auch Kriegs-Zeiten zugeordneten Bedienten an biß auf alle Künstler und Handwerker/ Nach Jedes Ambts- und Beruffs-Verrichtungen/ meist nach dem Leben gezeichnet und in Kupfer gebracht/ auch nach Dero Ursprung/ Nutzbar- und Denckwürdigkeiten/ kurtz/ doch gründlich beschrieben/ und ganz neu an den Tag geleget". Darin schilderte und beschrieb Weigel zweihundertzwölf Handwerks- und Dienstleistungsarten, jeweils illustriert durch einen Kupferstich nach dem Leben. Denn Weigel besuchte fast alle Werkstätten selbst, zeichnete und beobachtete vor Ort, stimmte den Inhalt seiner Artikel mit den Handwerksmeistern ab und zeichnete wichtiges Gerät vom Original ab. Auch das Bild des Arztes mit seinem Patienten ist in diesem Buch von 1698 vorhanden! im "Ständebuch" waren auch Kupferstiche abgedruckt, die in Amsterdam von Jan LUYKEN (1649-1712) und dessen Sohn Caspar LUYKEN (1672-1708) für Weigel gestochen worden waren - Berufe, die im süddeutschen Raum ungewöhnlich waren: See-Admiral, Schiff-Pompenmacher (Bombenmacher) und Ancker-Schmied. Stilistisch weichen diese Stiche von den anderen ab (zit. Michael Bauer, Christoph Weigel (1654-1725), Kupferstecher in Augsburg und Nürnberg. Sonderdruck. Frankfurt a.M. 1983 S. 839 ff.).

Weigels Plan war, den Holzschnitten in früheren Werken zur Beschreibung der Berufe und Stände die feinen Kupferstiche entgegenzusetzen, zumal sich von den gehärteten Metallplatten erheblich höhere Auflagen ohne Qualitätsverlust drucken ließen.
Weigel arbeitete besonders brillant in der Schab- und Linienmanier. Er war der erste Kupferstecher, der für den Untergrund eine Art Maschine verwandte. In Nürnberg arbeitete er bei der Anfertigung seiner Landkarten sehr eng mit dem kaiserlichen Geographen und Kartografen Johann Baptist Homann (1664-1724) zusammen. Weigels Verlag wurde nach 1725 von seiner Witwe weitergeführt, die noch etliche Arbeiten ihres verstorbenen Ehemannes herausgab - z. B. sein Wappenbuch erst im Jahr 1734.

Nach Seite 120 des "Ständebuchs" war das Bild "Der Doctor" eingebunden: ein in einen langen Mantel eingehüllter Arzt, den ein Patient aufsucht, und ihm einen Korb mitbringt, in dem eine Matula steckt (Germanisches Auktionshaus, Zürich) ...

Wenn ein historischer Laie das Bild betrachtet, kommt folgender Kommentar bei heraus:
"Der Arzt sitzt in der Praxis, umgeben von Regalen mit Büchern und Arzneiflaschen, vor sich ein aufgeschlagenes Kräuterbuch. Neben ihm steht sein Assistent und bereitet Arznei in einem Mörser" (Bookseller: L.G. Röth Sächsisches Buch- und Grafikka). Ein Mörser mit daran baumelndem Deckel? Unsinn!

Unter dem Bild der sinnige Text:

Wenn dieses Leben matt und kranck,
so greifft man bald zum bittern Tranck
dem Leib verlangte Krafft zu geben.
Doch spreist (=sträubt) man sich für Bitterkeit,
die Gott einschenckt in dieser Zeit,
dort ewiglich gesund zu leben.


Auftraggeber des im folgenden Jahres erschienenen Buches war Abraham a Santa Clara. Hatte er schon das Ständebuch von 1698 veranlasst? Er wurde am 2. Juli 1644 in Krähenheimstetten am Südrand der Schwäbischen Alb geboren als Johann Ulrich Megerle, Er starb am 1. Dezember 1709 in Wien. Er war ein katholischer Geistlicher, Prediger und Schriftsteller.
1699 publizierte er: 
"Etwas für Alle/ 
Das ist: Eine kurtze Beschreibung allerley Stands- Ambts- und Gewerbs- Persohnen/ 
Mit beygeruckter Sittlichen Lehre und Biblischen Concepten. 
Durch welche der Fromme mit gebührendem Lob hervor gestrichen/ der Tadelhaffte aber mit einer mässigen Ermahnung nicht verschont wird; 
Allen und Jeden heilsamb und leitsamb, auch so gar nicht ohndienlich denen Predigern/ verfertiget 
Durch P. Abraham a S. Clara, Augustiner Barfüssern/ Kayserl. Predigern/ und der Zeit Definitorem Provinciae.
Verlegt, und mit Kupfern vermengt Durch Christoph Weigel in Nürnberg/ auch in Wien zug finden Bey Johann Carl Hueber/ Buch- und Kunst-Händlern.
 Mit Römisch-Kayserl. Majestät Freyheit.
Würtzburg
Gedruckt bey Hiob Hertzen. 1699".