Karikaturen


Frau, den Puls tastend

 

Da auf Karikaturen immer wieder der Zylinder als standesgemässe Kopfbedeckung auftaucht, wollen wir in ein paar Zeilen die Geschichte dieses Hutes skizzieren.

"Der heute als Zylinder bezeichnete Hut entwickelte sich entweder aus einem um 1780 getragenen hohen Hut aus Wollfilz oder aus dem so genannten Biberhut des englischen Landedelmannes. Dieser galt bis 1850 als unelegant und wurde von den höheren Ständen allenfalls als Reithut getragen. Der hohe Hut war die Kopfbedeckung der französischen Revolutionäre.
Im Januar 1797 wurde erstmals ein Seiden-Zylinder von dem englischen Hutmacher John Hetherington öffentlich getragen, wofür er wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses bestraft wurde. Populär wurde er erst in den 1820ern, als er zum Hut des Bürgers avancierte, ja zum Symbol des Bürgertums schlechthin: so weigerte sich Adolph von Menzel bei der Verleihung des preußischen Adlerordens - umgeben vom uniformierten Hochadel - aus Bürgerstolz, seinen Zylinder abzunehmen.
Die frühen Zylinder wurden noch aus hellgrauem oder hellbeigem Filz hergestellt, seltener aus schwarzem, und mit einem schmalen Band versehen. Nach 1830 kam der Chapeau Claque auf; in dieser Zeit wurde der Zylinder auch zum Reithut der Frau. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt diese Kopfbedeckung vor allem als eleganter Abendhut in schwarzer glänzender Seide und mit farbigem, meist rotem Futter. Der graue Zylinder war ein Tageshut für festliche Anlässe.
Schon im 19. Jahrhundert wurde der Hut Bestandteil bestimmter Berufstrachten, zum Beispiel der Schornsteinfeger und Kutscher" (cit. Wikipedia).

Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts trugen die luxemburger Ärzte Frack und Zylinder. In seinen Memoiren (T'ass en alen Dokter, den elei schwätzt, in: Bull.Soc.sc.méd.Lux. 1948, S. 87-102) beschreibt der Arzt François DELVAUX (1872-1964), wie er 1902, mit Zylinder und Handschuhen ausgestattet, seinen Kollegen einen Antrittsbesuch abstattete. Es gehörte damals zum guten Ton, daß der Arzt auch bei Hausbesuchen einen Zylinder und eine weisse Kravatte trug.
Der Zylinder ist auch heute noch die klassische Kopfbedeckung des Bräutigams und wird, bei der Hochzeitsfeier, zum Frack oder Cut getragen, zum Stresemann dagegen trägt man eine Melone. Entsprechend der Etikette wird der Hut oder Zylinder nur außerhalb des Hauses getragen.