Urologie


Beinhalter n. CLOVER

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"So ist der Mensch: für jedes Problem [findet er] eine Lösung - von wohltuend bis brutal" (Medizinalrat Dr. Christoph Neuner, Innsbruck).

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Alternativ zum speziellen gynäkologischen OP-Tisch/Stuhl wurden Mitte des 19. Jahrhunderts Beinhalter entwickelt, die unabhängig von Tischen und Stühlen benutzt werden konnten, ob in einem Hospital oder in einer Privatwohnung:

1860 erfand der Londoner Urologe und spätere Anaesthesist Joseph Clover den hier gezeigten Beinspreizer.

 

"Clover's Perineal Crutch consists of an adjustable steel bar, which can be lengthened or shortened at will. Each end of the bar is provided with a steel leather-covered band, of sufficient size to encircle the leg just above the knee (..) the straps passed underneath the back" (Charles Truax, The mechanics of Surgery, 1899S.110, reprint 1988).

 

"Joseph Thomas Clover (1825-1882) was a surgeon and pioneering anaesthetist. He developed this obstetriccrutch [dtsch. Krücke] to keep the patient in the ‘lithotomy position’. This involved the patient lying on his or her back with the knees bent by attaching one padded leather strap to each thigh. It was most commonly used during childbirth or surgical procedures such as lithotomy. (..) Clover’s crutch was reputedly used between 1860 and 1869 at Liverpool Maternity Hospital".

https://collection.sciencemuseumgroup.org.uk/objects/co96681/clovers-obstetric-crutch-lithotomy-crutch

 

"Joseph Clover designed this device to maintain patients in lithotomy for urological procedures. It was also used for obstetrics and was still being used in the early 20th century".

https://www.pinterest.at/pin/351351208402815899/

https://europepmc.org/backend/ptpmcrender.fcgi?accid=PMC2413810&blobtype=pdf

 

Nachfolgemodelle

wurden angegeben von Von Ott (1855-1929) in St. Petersburg, Max Sänger (1853-1903) in Leipzig, Franciszek Ludwik Neugebauer (1856-1914) in Warschau, Friedrich v. Schauta (1849-1919) in Prag, Koßmann, Dührßen, Olshausen, Ihle, Fritsch, Novakovski.- offenbar eine Spielwiese für Tüftler. 

 

Billiger Ersatz

"Johann Kalabin (Moskau): Ein einfacher Beinhalter. Eine originelle erfreuliche Improvisation, dem Ei des Columbus vergleichbar, wird uns ohne jeglichen Schwulst in schlichter einfacher Weise geschildert. Wer weiss, was ein Schauta’scher Beinhalter kostet und wer denselben nur ein einzigesmal ins Haus der Kranken mitgeschleppt, wer sich ohne Beinhalter und Assistenz mit Hilfe zweier Sessel oder dergl. mit den Beinen seiner Pflegebefohlenen zurechtzukommen bemüht hat — kurzum gerade der Praktiker wird den Werth dieses Beinhalters höher schätzen als manche hochgelahrte Erfindung. Ja, hinterher werden sich alle wundern, dass noch keiner sozusagen aus dem Stegreif darauf gekommen ist, in dieser Weise die Beine festzubinden, und sollte es einmal einer doch gethan haben, so war es nicht schön und unklug von ihm, die Sache der Oeffentlichkeit vorzuenthalten. Auf einen gewöhnlichen schmalen Tisch wird die Kranke in der bekannten Weise derart gelagert, dass das Gesäss und der Damm vor dem schmalen Rande desselben ein wenig hervorragen. Dann werden die Beine der Patientin ihr au den Unterleib gezogen und soweit wie nöthig auseinandergedrückt. Unterdessen hat man 2 oder 3 Handtücher (je nach deren Länge) zu einer langen Binde verknüpft und das eine Ende derselben an den einen — kopfwärts befindlichen — Hinterfuss des Tisches gebunden. Nun wird die so entstandene Binde bis zu dem entsprechenden Oberschenkel gezogen, über denselben oberhalb des Knies geschlungen, zum anderen Beine geführt, an derselben Stelle über dieses geschlungen und hierauf an dem anderen hinteren Tischfuss festgebunden. Wie man sieht — das reine Ei des Columbus! Wir würden uns freuen, die Kenntniss der praktischen und unendlich werthvollen Erfindung recht vielen von jenen Aerzten vermitteln zu können, welche nicht ständige Leser des „Centralblattes“ sind. ln dieser Absicht haben wir den uns zugemessenen Raum in ungebührlicher Weise in Anspruch genommen" (Wiener klin. Rundschau Nr29 vom 21. Juli 1901 S.522).

 

Ab 1905 setzten sich allmählich die schalenförmigen Beinhalter n. Goepel durch, "(..) besser sind die üblichen Beinhalter an den modernen Operationstischen, z.B. diejenigen von Goepel (Hermann Tillmann, Lehrbuch der speziellen Chirurgie, Teil 2: Chirurgie des Unterleibs, Leipzig 1911 S.584), benannt nach dem Leipziger Chirurgen Emil Robert Goepel (1854-1935 in Leipzig), Leiter der Chirurgischen Privat-Klinik in der Leipziger Funkenburgstraße 3.