Ophthalmologie


Augenspiegel (1)

NAMUR 2
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die planparallelen Glasplatten von Hermann von HELMHOLTZ (1821-1894) aus dem Jahre 1850 waren eine erste geniale Idee, um den Augenhintergrund sichtbar zu machen. Doch erwies sich das HELMHOLTZ'sche Ophtalmoskop in der Praxis als relativ lichtschwach, da die vom Augenhintergrund reflektierten Strahlen am Spiegel geteilt wurden und nur ein Teil des Lichtes das beobachtende Auge erreichte.


Daher die Idee von Christian Georg Theodor RUETE (1810-1867), den Hohlspiegel zu durchbohren, um das gesamte vom Augenhintergrund reflektierte Strahlenbündel auf das Auge des betrachtenden Arztes vordringen zu lassen. RUETE hatte 1833 in Göttingen promoviert, war dann Assistent bei HIMLY. Von 1841-52 war er Professor der Medizin in Göttingen. Die RUETHE'sche Apparatur war ein Tischmodell, gut für ein Forschungsinstitut, unhandlich hingegen für den niedergelassenen Arzt.

 

Vorgestellt wird ein Ophthalmoskop von 1895, welches dem luxemburgischen Arzt Max NAMUR gehörte: Fehlen jeglicher Korrekturlinsen!

 

Ophtalmologie


Augenspiegel (2) n. RUETE

um 1930 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Von Andreas ANAGNOSTAKIS (1826-1857) stammt der handlichere, mobile, auf einem langen Handgriff montierte Hohlspiegel - Statussymbol vieler Augenarztgenerationen. ANAGNOSTAKIS war auf der Insek Antikythera zur Welt gekommen, die wegen der hier gefundenen Zahnradmaschine später Weltruhm erwarb, Er studierte in Athen, Berlin und Paris und promovierte 1849. Er wurde Leiter eines Ophtalmologische Institutes in Athen, 1855 Professor, 1877 Rektor der Universität Athen.


Einen entscheidenden Nachteil hatte die "direkte Ophtalmoskopie" immer noch: Arzt und Patient sassen sich Nase-an-Nase gegenüber, nur wenige Zentimeter trennten sie! RUETE führte daher schon 1852 die "indirekte" Ophtalmoskopie ein, bei der er eine Sammellinse in den Lichtgang einführte. Mit dieser Methode steht das Bild zwar "auf dem Kopf" und ist kleiner als bei der direkten Methode. Dafür hat der Arzt eine bessere Übersicht über den Augenhintergrund, und kann sich endlich in angemessener Entfernung von seinem Patienten bewegen... Prompt wurde RUETHE als ordentlicher Professor an die Universität und als Leiter der Augenheilanstalt Leipzig berufen!

 

Der hier vorgestellte Kasten enthält sowohl den durchbohrten Spiegel als auch zwei Sammellinsen mit unterschiedlichem Brechungsindex (13 resp. 20 Dioptrien)(erstanden in Metz-Grigy am 29.10.2005).




Ophthalmologie


Augenspiegel (3)

LIEBREICH
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

"Weite Verbreitung fand das von Richard Liebreich (1830-1917) um 1860 konstruierte Modell, das durch seinen geringen Preis besonders interessant für Praktiker und Studierende war. Das Ophthalmoskop nach Liebreich bestand aus einem Hohlspiegel, der auf seiner Rückseite eine Gabel trug, in die Korrekturlinsen eingesteckt werden konnten. Zusammen mit den Korrekturlinsen und zwei Umkehrlinsen war der Hohlspiegel in einem Etui untergebracht, was den Transport erleichterte. Zu Beginn der 1870er Jahre ersetzte man den Metallspiegel durch eine verspiegelte Glasplatte. Zu dieser jüngeren Generation von Spiegeln gehört auch unser Modell.

 

"Liebreichs Augenspiegel wurde bis ins frühe 20. Jahrhundert eingesetzt" (zit. Ruhr-Uni-Bochum, Internet).

 

Ophthalmologie


Augenspiegel (4) n. FOLLIN (1865)

Ophthalmoskop 1
 

Bei der direkten Augenspiegelung setzt der Arzt das Ophthalmoskop ein, einen Augenspiegel, der mit einer Lupe ausgestattet ist. Durch die weite Pupille blickt er mit Hilfe des Gerätes in den Innenraum des Auges. Dabei wird das Gerät ganz dicht an das Auge herangeführt, so dass zwischen Arzt und Patient nur wenige Zentimeter Abstand sind.

 

Um die Aberration der Sehschärfen (sowohl des Untersuchten als auch des Untersuchenden) auszugleichen, wird ein Korrekturglas in den Fokus des Spiegels geschoben. Da dies lästig und umständlich war, brachte man die Linse (bis zu 24 Stück) auf einer Drehscheibe an - in dem hier vorgestellten Modell aus der Werkstatt von Camille Sébastien NACHET (1799-1881) - ein Ensemble von gerade mal 4 Linsen (2 Plus- und 2 Minuslinsen), die man vor die nicht verspiegelte Mitte des Gerätes bringen konnte.

 

Der französische Augenarzt und Chirurg Eugène FOLLIN (1823-1867) gab das Gerät 1865 bei dem Pariser Optiker Nachet & Fils in Auftrag. 

Er schrieb:

Leçons sur l'exploration de l'oeil et en particulier sur les applications de l'ophtalmoscope au diagnostic des maladies des yeux, Paris, Adrien Delahaye,‎ 1863, 268 S.

 

Zum Exponat: Spiegelfläche intakt, KEINE zentrale Bohrung, nur fehlende Versilberung - Glas durchgehend! Herkunft des (nicht signierten) Spiegels: La Frette sur Seine / Île-de-France, 2015.

Ophtalmologie


Augenspiegel (5) n. MAY

 

Praktischer und handlicher wurden die Handaugenspiegel, als es der Industrie gelang, Batterien resp. Akkumulatoren in den Griff zu integrieren.

Vorgestellt wird ein Handaugenspiegel (Ophtalmoskop) mit eingebauter elektrischer Lichtquelle und verstellbarer Optik nach MAY, hergestellt um 1960 von der englischen Firma Gowllands.

Aus dem Nachlass des Kollegen Norbert KETTER jun.




Ophthalmologie


Augenspiegel n. Babbage

Babbage
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus meiner (aus der Zeit um 1900 stammenden) "Metzer Wunderkiste" stammt dieses Gerät, für das ich lange Jahre keinerlei Hinweis auf seine Verwendung fand. Dabei handelt es sich ganz simpel um ein früher Ophthalmoskop, nahe verwandt mit dem Ophthalmoskop von Babbage. Deshalb die etwas frechte Überschrift  (Ich weiss sehr wohl, dass es keinen erhaltenen Babbage gibt!).

 

"The first ophthalmoscope was invented in 1847 by Charles Babbage (1792-1871), an English mathematician. Babbage gave the device to a physician for testing, but it was laid aside and forgotten. Four years later, German physician and physiologist Hermann von Helmholtz (1821-1894) developed his own version of the ophthalmoscope. Helmholtz was unaware of Babbage's instrument. Because he had better luck making his device known, Helmholtz is often credited as the sole inventor. (...) Swedish ophthalmologist Allvar Gullstrand (1862-1930), who also studied physiological optics, developed another version of the ophthalmoscope" (Internet).

"Charles Babbage, the mathematic genius and inventor of what many consider to be the forerunner of today's computer, his analytical machine, was the first to construct an instrument for looking into the eye. He did this in 1847, but when showing it to the eminent ophthalmologist Thomas Wharton Jones he was unable to obtain an image with it and, discouraged, did not proceed further. Little did he know that his instrument would have worked if a minus lens of about 4 or 5 dioptres had been inserted between the observer's eye and the back of the plane mirror from which two or three holes had been scraped. Some seven years later it was his design and not that of Helmholtz which had been adopted" (Internet).

 

Ein metallenes Rohr, an einem Ende mit einer Optik verschlossen, am andern Ende offen. Ein durchlöcherter schrägstehender Spiegel ... beim Originalbabbage dreifache Durchlöcherung und fehlende Optik! Sollte jemand wissen, von wem dieses Gerät stammt, so bitte ich ihn, es mir mitzuteilen.

Ophthalmologie


Augenspiegel (7)

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Von einem Innsbrucker Flohmarkt kommt dieser handliche Augenspiegel, dessen zwei Anteile aufeinander gesteckt wurden:

 

- der Anteil, der vor das Auge des Patienten gehalten wurde,

 

- der Anteil, der vor das Auge des Arztes kam.

 

Keine Angaben zum Hersteller.

Ophtalmologie


Brille (1)

 

Ohrbrille, englisch, um 1820


Ophtalmologie


Brille (2)

Scharfschützen-Sonnenbrille, um 1865 

 

   In der Antike empfahlen die Gelehrten bei ermüdeten oder kranken Augen auf grünes Glas oder grünen Stein zu sehen - der Smaragd des Nero ist legendär.

 

Im 15. Jh. tauchten die grünen Brillengläser wieder auf als Blendschutz, Mitte des 19. Jh. kamen mittels Kobaltoxyd blaugefärbte Gläser dazu.

 

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden in Luxemburg grüne Gläser angeboten:

„Bellieni der Jüngere, Opticus und Brillenfabrikant, Chimay-gasse N°468, verkauft und fabriziert alle Gattungen Brillen und Conservationsgläser für jedes Auge. Stets findet man bei ihm ein vollständiges Lager der allerfeinsten Gestelle und Gläser für jede Art Brillen, und empfielt er ganz vorzüglich seine grünen Brillen für kranke oder schwache Augen“ (Luxemburger Wochenblatt vom 26.5.1821).

 

Der französisch Augenarzt FIEUZAL (1837-1888) aber konnte nachweisen, dass diese Grüntönung in keiner Weise die gefährlichen, kurzwelligen UV-Strahlen wegfilterte - und empfahl daher gelbliche Gläser als Schutz für empfindliche Augen. Er wurde durch Untersuchungen des Stockholmer Augenarztes Johann WIDMARK (1850-1909) in dieser Ansicht bestärkt. Eine Lichtschutzbrille mit gelben Gläsern, aus der Zeit um 1885, wird im "National Museum of American History, Smithsonian Instituton" in Washington gezeigt.

 

Exponat

Wir stellen hier eine ähnliche Brille vor mit gelben, im Aussenbezirk mattierten Gläsern, die in Luxemburg auf dem Antikmarkt erstanden wurde. Von manchen Forschern werden diese Brillen als Hilfe für Scharfschützen (Militär, Sportjäger usw.) angesehen.


"This very treasure is a Civil War Sharp Shooting Glasses used by the best shooter and best rifle in the 1860s. They are truly an amazing piece of Civil War History from 150+ years ago. These War Glasses have special tiny amber lenses with frosting on outside to focus on shooting the 50 Caliber Bullet about to be sent and blasted into opponent. The best shooters of the time were issued these glasses in their original case and seldom found today. In the middle 1800s an elite special selected group of highly accurate shooters were assigned to surround many battlefields during the battles (Note – Civil War was only fought during the day and often day brightness required sunglasses or these amber glasses with special focus)."




Ophtalmologie


Brille (3)

Pince-nez 




Ophtalmologie


Brille (4)

Fingerklemmer 

 

1851 liess sich Ernest Joseph Philippe REY aus Bourges seinen Fingerklemmer patentieren, bei dem sich auf Druck die „Nasenstege“ öffneten.

 

Exponat

Vorgestellt wird ein halbstarrer „Fingerklemmer“, den mein Grossvater Albert Henri Schwachtgen (1893-1965) um 1910 trug.

In einzelnen Berufen wurde das Tragen von Brillen sogar obligatorisch, sofern eine Sehschwäche vorlag:
"Elektrische Trambahn. Die Direktion hat angeordnet, dass sämtliche Beamten, deren Augen irgend einen Mangel aufweisen, eine entsprechende Brille zu tragen haben" ("Luxemburger Bürgerzeitung" vom 10.2.1914).

Lit.:

Emil Bock, Die Brille und ihre Geschichte, Wien 1903.
Günther Döderlein, Zur Geschichte der Brille, Tuttlingen 1978.
Frank Rossi, Brillen, vom Leseglas zum modischen Accessoire, Callwey München 1989.
Emil-Heinz Schmitz, Die Sehhilfe im Wandel der Jahrhunderte, Stuttgart 1961.





Ophtalmologie


Brille (5), blaue Sonnengläser

 

Brille mit blauen Gläsern, Schatulle vermutlch jünger, aus dem Optikerladen Robert WIES in Esch/Alzette.
19.8.1947: Geburt von Christiane-Helene-Julie, f.d. Robert Wies-Van den Bulcke (Luxemburger Wort vom 22.8.1947.
17. 11.1948: Geburt von Danielle Ida, f. d. Robert Wies-Van den Bulke, opticien, Esch-Alz (Escher Tageblatt vom 25.11.1948).

Stahlgestell, Sport- (Spiral)bügel. Fehlen von "Pads" (Schuhe, mit denen das Gestell auf der Nase aufliegt), daher Datierung um 1930...

 

Erstanden auf einem Antikmarkt in Luxemburg, September 2007.