Innere Medizin


Phonendoskop (2)

Phonendoskop 2
 

"Phonendoskop. Die Verdauungszeit der verschiedenen Getränke im menschlichen Magen kann neuerdings durch das „Phonendoskop" genau festgestellt werden und finden wir über diese jüngste sensazionelle Erfindung auf medizinischem Gebiete einen reich iIlustrirten Artikel in dem soeben ausgegebenen Heft 25 der bekannten illustrirten Familienzeitschrift „Für Alle Welt" (Deutsches Verlagshaus Bong u. Ko., Berlin W." (Prager Abendblatt, 4. Juli 1898).

 

Der Nutzen des neuen Gerätes lag, wider Erwarten, NICHT bei der Auskultation der Lungen, sondern bei der Vermessung der inneren Organe: "Die wissenschaftlichen Beobachtungen bei dem 72-Stunden-Radrennen in Paris wurden von den Aerzten Regnault und Bianchi der Akademie: der Wissenschaften mitgetheilt, und um zu zeigen, so berichtet der „Frankf. Gen.-Anzg", daß diese unsinnige Menschenquälerei fin se siècle wenigstens ein ernsteres Interesse gefunden hat, seien dieselben Ihren Lesern nicht vorenthalten. Die Untersuchungen wurden mit dem Phonendoskop, dem gegenwärtig besten Apparate zur äußerlichen Körperuntersuchung, an dem Sieger Miller, dem Zweiten Frederik und dem Vierten Fauvre vorgenommen, und zwar vor Beginn des Laufes, unmittelbar nach und dann noch einige Tage nach Vollendung desselben. Von der Lage der inneren Hauptorgan- wurden Zeichnungen aufgenommen, die folgende Schlüsse ergaben: Die meisten Organe der Rennfahrer waren durch das Rennen wesentlich verkleinert, besonders die Unterleibsorgane: Milz, Leber und Magen. Das Fett unter der Haut war in gleichem Grade vermindert. Diese Aenderungen waren eine Folge der ungenügenden Ernährung während des Rennens, des außerordentlichen Kräfteverlustes, erhöht durch die Erhitzung, des Mangels an Schlaf und der Aufregung der Rennfahrer. Herz und Lungen hatten sich jedoch in Folge des durch die körperliche Arbeit vermehrten Blutzuflusses kaum verkleinert. Die fortgesetzte Bewegung der Schenkel und der Beckengelenke in vorgebeugter Haltung hatte alle Unterleibsorgane gehoben, und diese hatten wieder auf die Lungen und das Herz hebend gewirkt, besonders hatte die Leber die rechte Lunge in die Höhe gehoben. Durch die Hebung des unteren Magenausganges hatte dieses Organ die Form eines Quersackes angenommen und war so in den Stand gesetzt worden, die aufgenommene Nahrung länger zu bewahren. Die Verschiebungen der Organe waren zum Theil sehr bedeutend: die Unterleibsorgane waren 2-4 cm, das Herz 2-5 cm gehoben. Aus diesen Wirkungen läßt sich der heilsame Einfluß des Radfahrens bei Brustfell -entzündungen und bei Magenerweiterungen in vertikaler Richtung erklären. Das Herz und die übrigen Organe waren bei den Siegern des 72-Stunden-Rennens außerordentlich widerstandskräftig, wodurch sie in der Lage waren, das Rennen bis zu Ende auszuhalten, während andere mit einem weniger kräftigen Herzen es schon nach den ersten Stunden aufgeben mußten. Nach den jetzt vorliegenden Erfahrungen wird der Arzt besser als früher in der Lage sein, einem Radfahrer vorauszusagen, ob er für ein Dauerrennen körperlich befähigt ist. Besser wird es freilich sein, daß eine solche Schinderei überhaupt nicht wiederholt wird" (Fremdenblatt, Organ für die böhmischen Kurorte, 25. Sept. 1898).

 

 

Exponat

"Verbessertes Phonendoskop n. Bazzi-Bianchi mit Radschieber nach Dr. SMITH

           

Herkunft: Flohmarkt Hafen / Innsbruck 9/2018

(22.00 RM Waarenkatalog S.2).