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Inhalator (1) n. HENRY

 

Ein Inhalator ist ein Gerät, das bei der Behandlung von Asthma, Bronchitis und anderen chronischen oder akuten Atemwegserkrankungen Anwendung findet. Dabei werden durch Inhalieren aerosole Medikamente wirksam in die oberen und unteren Atemwege transportiert. Um bis in die Bronchien und deren Verzweigungen vorzudringen zu können, muss das Medikament möglichst fein vernebelt werden, Bei grober Vernebelung gelangt es nur in die oberen Atemwege. Die einfachste Ausführung funktioniert nach dem Prinzip, dass ätherische Substanzen in heissem Wasser gelöst werden und so über den entstehenden Wasserdampf vernebelt werden.

Etienne Ossian HENRY (1798-1873) war ein talentierter Chemiker, der insbesondere das Chinidin entdeckte: der portugiesische Arzt Bernardino Antonio Gomez (1769 bis 1823) gewann 1811 aus einem alkoholischen Extrakt Kristalle, die er mit Cinchonin bezeichnete - nach heutiger Sicht zu Recht. 1819 vermutete der deutsche Apotheker, Arzt und Fabrikbesitzer Friedlieb Ferdinand Runge (1794 bis 1867), als Erster das wirksame Prinzip der Chinarinde entdeckt zu haben. Mit ziemlicher Sicherheit hat er jedoch ein Alkaloidgemisch gewonnen. Nach den Vorschriften der beiden französischen Apotheker Pierre Joseph Pelletier (1788 bis 1842) und Joseph Bienaimé Caventou (1795 bis 1877) aus dem Jahr 1820 lässt sich tatsächlich fast reines Chinin gewinnen. Ein weiteres Alkaloid - Chinidin - erlangte Bedeutung als erstes Antiarrhythmikum. Es wurde 1833 erstmals von Etienne Ossian HENRY beschrieben, von der Wissenschaft nicht beachtet und 1848 vom Niederländer J. van Heijningen erneut entdeckt.
"pharmacien, membre de l'Académie de Médecine, est surtout connu par ses nombreuses recherches et analyses sur l'action et la composition des eaux minérales. Auteur d'ouvrages estimés, il a fourni également beaucoup d'articles aux Annales de Chimie, au Journal de Pharmacie, et a pris une part importante à la rédaction du Dictionnaire de Nysten (1845)".
Der amerikanische Schriftsteller William S. Porter (1862-1910) nannte sich 1898 um in „O. Henry“ – ein Hinweis auf den Bekanntheitsgrad des Chemikers. Auf diesen Chemiker Etienne Ossian HENRY gehen die Inhalatoren aus Porzellan zurück !

Emmanuel Ossian HENRY (1826-1867), Sohn des Vorgenannten, war Arzt und Pharmazeut und nach 1855 in seiner Geburtsstadt Paris im Quartier Saint-Méry etabliert. Man verdankt ihm Arbeiten über Iod, Brom, Blausäure und das Trinkwasser von Paris und Luxeuil.

Der hier vorgestellte elegante Porzellan-Inhalationsbecher nach Dr.HENRY wurde im August 2003 in Briançon auf einem Flohmarkt erstanden.




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Inhalator (2)

Inhalator "Le PRATIQUE" aus Porzellan, um 1950 

Taschen-Inhalationsgerät "Le Pratique", erworben am 22.5.2005 in Euskirchen (Flohmarkt).

Von hier aus ein Dank an Beate und Hartmut MATTES!




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Inhalator (3)

Tascheninhalator 

Kleiner "Universal Tascheninhalator TRIPLEX" der Bad Emser Inhalatoren-Industrie PRIESTER & GROSS

"Die bisher vorhandenen Vernebler kann man in zwei Arten einteilen: in die grob vernebelnden und in die fein vernebelnden Apparate. Während die grob vernebelnden Apparate bei Erkrankungen der oberen Luftwege mit Erfolg angewandt werden, können bei Erkrankungen der inneren Atmungsorgane nur die fein vernebelnden Apparate Erfiolg versprechen, da nur der hauchfeine Medizinnebel bis zu den kleinsten Verzweigungen der Bronchien gelangen kann. Die Vorteile dieser verschiedenen Arten vereinigt der TRIPLEX in sich. Er liefert je nach Bedarf grobe Zerstäubung, sowie mittelfeine und feinste Vernebelung und ist für wässrige wie für ölige Medikamente gleich gut geeignet" (Werksprospekt)

"Preis komplett 3,85 RM"




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Inhalator (4)

Inhaltionsgerät, um 1940 

Bei vielen Erkrankungen der Atemwege, wie z.B. grippalen Infekten, haben Inhalationen eine positive Wirkung. Durch das Inhalieren soll vor allem der Sekretstau in der Nase, in den Nebenhöhlen und in den Bronchien beseitigt werden. Dabei ergänzen sich die Wirkung des Wasserdampfs und die Wirkung von zugesetzten Arzneistoffen oder Heilpflanzen.

Zum Inhalieren kann man eine Schüssel mit heißem Wasser verwenden in welches man das Inhaliermittel eingegeben hat. Man hält den Kopf über die Schüssel, verhüllt beides mit einem Handtuch und atmet tief durch.

Die Nachteile dieser Methode liegen auf der Hand: Es besteht immer die Gefahr, daß das Gefäß umkippt und das heiße Wasser schweren Schaden anrichtet. Deshalb soll man auch Kinder auf keinen Fall so inhalieren lassen. Ein weitere Nachteil besteht darin, daß auch die Augen dem ätherischen Öl ausgesetzt sind. Dadurch können die Schleimhäute der Augen gereizt werden, insbesondere bei Verwendung von Eukalyptus- oder Pfefferminz-Inhalationen.

Auf Flohmärkten ist das hier vorgestellte Modell recht häufig anzutreffen, in verschiedenen Grössen und Farben. Auffallend an diesem Inhalator ist die Tatsache, dass die Atmungsöffnung horizontal zur Tischplatte verläuft, sich der Patient also weit vornüber beugen muss, um die Nase in die Öffnung zu versenken...




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Inhalator (5) n. NICOLAY

 

Bei dem hier vorgestellten Gerät ist die Atmungsöffnung geneigt - was für den Patienten eine wesentliche Erleichterung darstellt.
"Das Inhalieren von pflanzlichen Aromastoffen ist eine altbewährte und verbreitete Therapieform zur Behandlung von akuten und chronischen Atemwegserkrankungen. Verwendet werden meist ätherische Öle aus Blättern, Blüten, Früchten und Wurzeln. Unter den wirkungsvollsten ätherischen Ölen finden wir Eukalyptus, Nelke, Niaouli, Thymian oder auch Zimt. Thymol beispielsweise ist ein ausgezeichnetes Antiseptikum. Durch das gezielte Inhalieren von gewissen ätherischen Ölen wird die Bronchialschleimhaut angeregt, was zu einer schnelleren Abheilung der Erkältung führt. Das Inhalationsmittel Inhalant mit wertvollen natürlichen ätherischen Ölen wie Niauliöl oder Thymianöl (Thymol) ist dank seiner ausgewogenen Zusammensetzung ein beliebtes Inhalationsmittel für die ganze Familie. Besonders bewährt hat sich das Wasserdampfinhalieren mit dem praktischen Dampfinhalator Nicolay. Dieser Inhalant schafft mit jedem Atemzug spürbare Linderung, löst den Schleim, beruhigt und beschleunigt die Heilung. Bei Kindern unter 6 Jahre mit Vorsicht anwenden".

Link
www.volksstimme.ch/Online-Ausgabe. 68+M5ac8e1c4282.0.php

Den "NICOLAY" findet man schon im "Catalogue général d'instruments de chirurgie" der "Maison J. de la Croix [ancienne maison A. Le Carpentier]" von 1925, in weiss und in blau. Vorgestellt wird ein 23 cm hohes, 13 cm im Durchmesser messendes französisches Inhalationsgefäss in 2 Teilen, emailliert, weiss, leicht bestossen. Aus der Zeit um 1920-40.

Erworben auf dem Flohmarkt Luxemburg am 13.5.2006.




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Inhalator (6)

Inhalator Feidt - 1
 

 

Inhalator "LINHALGOUTTE" der "Emaillerie Parisienne G.O.".

Höhe 26 cm, Durchmesser des Topfes 12 cm. Im "Catalogue général d'instruments de chirurgie [chirurgie, médecine, accessoires de pharmacie] der "Maison J. de la Croix [ancienne maison A. Le Carpentier], 131 r. Vaugirard in Paris" [BIUM] lesen wir S. 198:

"Appareil inhalateur en tôle émaillée disposé de façon à pouvoir verser l'essence à inhalation que goutte à goutte".

In der Tat finden sich auf dem Topfaufsatz mehrere Öffnungen, insbes. eine ganz oben, durch die man die Essenz tropfenweise zugeben konnte...

 

"L’usine de l’Emaillerie Parisienne Odelin, qui employa 300 personnes, vint là en 1892 ; elle avait été construite avec des pierres de démolition du Château de Saint Cloud. Vendue en 1940 à Renault pour agrandir son usine de la S.M.R.A. (société moteurs Renault aviation), c’est depuis 1945, un établissement de la S.N.E.C.M.A." - die Emaille-Fabrik am "Quai du Point du Jour" resp. auf der Nummer 21 in der r. Breguet (Katalog von 1938) schloss ihre Tore 194o...

 


Zum Schloss von Saint Cloud
Louis-Philippe liess das Schloss im 17. Jahrhundert erbauen, 1784 kaufte Louis XIV das Schloss und schenkte es Marie-Antoinette, damit diese ihre Kinder in der frischen Landluft grossziehen könne. 1804 wurde Napoleon hier zum Kaiser ernannt. 1852 äffte Louis Napoléon Bonaparte alias Napoleon III seinen Ahn nach und liess sich im gleichen Schloss zum Kaiser küren. Von Frühjahr bis Herbst installierte sich die kaiserliche Familie fortan im Schloss. Beim Sturz Napoleon's III richteten sich die Preussischen Truppen auf der Höhe von St. Cloud ein, was zur Folge hatte, dass das Schloss während der Bombardierung vom 13. Oktober 1870 und der Kämpfe vom 28. Januar 1871 in Brand gesetzt wurde; die Ruinen ragten jahrelang gegen Himmel, bevor sie 1892 eingerissen wurden - die Steine kamen wie gerufen für den Bau der Emaillefabrik!

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Inhalator (7)

Tischmodell 

Neben der Langzeitbefeuchtung (Vernebelung) von Räumen kennen wir die kurzzeitige Applikation von Medikamenten, die mittels eines Zerstäubers in die Atemwege eingebracht werden können. Der Inhalator verschafft durch die feine Zerstäubung des Medikamentes rasche und gezielte Erleichterung beim Atmen. Um bis in die Bronchien und deren Verzweigungen vorzudringen zu können, muss das Medikament möglichst fein vernebelt werden, bei grober Vernebelung würde es nur in die oberen Atemwege gelangen.
Die einfachste Ausführung funktioniert nach dem Prinzip, dass ätherische Substanzen in heißem Wasser gelöst werden und so über den entstehenden Wasserdampf vernebelt werden, ein Prinzip das vermutlich auf den Chemiker Etienne Ossian HENRY (1798-1873) zurückgeht.

Durch die Betätigung der Gummi-Handpumpe wird ein Luftdruck erzeugt, durch den die Flüssigkeit vernebelt wird. So können Medikamente, Medikamentenlösungen oder Solelösungen vernebeln.


frz. "atomiseur", "microniseur". Ein Gerät zur Langzeitbefeuchtung von Räumen nennt der Franzose "brumisateur", "nébulisateur".

dtsch. "Zerstäuber". Geräte im Dauerbetrieb werden eher als "Vernebler" bezeichnet. engl. "atomizer", "sprayer".

Vernebeln kann man alle erdenklichen Substanzen: Bronchospasmolytika, Sekretolytika, Kortison, Antibiotika, Pfefferminz-, Latschenkiefer-, Eucalyptus-, Fenchel-, Fichtennadel- und Kamillenöl ... Manche Geräte, wie das hier vorgestellte, arbeiten mit kaltem Wasser oder physilogischer Kochsalzlösung als Lösungsmittel (Vernebler), andere, wie aetherische Öle, benötigen warmes Wasser (Verdampfer). Moderne Kliniksgeräte benutzen Ultraschall, um besonders kleine Partikel zu erzeugen, die bis in die kleinsten Alveolen eingeatmet werden können.

Ein Dank an Sabine und Thomas Kugener für diesen schönen Inhalator, den sie im Sommer 2008 auf einem Trödelmarkt in Innsbruck/A (für mich) aufgetrieben haben - keine Herstellerangabe, Höhe ü.a. 20 cm. Bei diesem Gerät wurde das Glasteil abgehoben, um die zu zerstäubende Komponente in den Metallbehälter einzufüllen. Befremdend wirkt auf den ersten Blick der Doppelballon, der heutzutage eher bei der Dünndarmendoskopie benutzt wird ! In der Tat funktionierten "alte" Gebläse um 1900 nach dem Prinzip des "Richardson'schen Gummigebläses" (soufflerie de Richardson) mit 2 Ballons (von denen einer oft von einem Häkelfilet umschlossen war) - siehe Thermokauter nach PAQUELIN im Kapitel Chirurgie ...

Zwei gepflegte Internet-Museen:
www.hno.org/historische-poster/ATT00617.pdf
www.medpulcollect.ch/sammelobjekte/inhalationsgeraete.html




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Kehlkopfkürette

Kürette, Detail und Übersicht 

Der erste Bericht über einen Kehlkopfkrebs stammt von MORGAGNI (1732, Sektionsbericht). 1798 wurde erstmals die Entfernung eines Fremdkörpers über die Laryngofissur durch PELLETAN bekannt. Die Einführung der Spiegeluntersuchung des Kehlkopfes in die Klinik durch Türck und Czermak (1858) klärte auch das Krankheitsbild des Kehlkopfkrebses.
Das gynäkologische Beispiel von RECAMIER machte alsbald Schule: die HNO-Ärzte trugen Ende des 19. Jahrhunderts mit ihren Küretten Infiltrate und pachydermische Wucherungen der hinteren und vorderen Kehlkopfwand ab, Papillome an Stimm- und Taschenbändern, an der laryngealen Fläche der Epiglottis u. am lig. aryepiepiglotticum.

Um 1900 gab es im Handel (Medicinisches Waarenhaus Actien-Gesellschaft Berlin) eine weite Palette von Kehlkopfküretten. Vorgestellt wird ein Import aus den USA, ein Fabrikal von Georg Tiemann/NewYork, eine sog. scharfe Kürette nach KRAUSE „horizontal schneidend“. Anders als bei den gynäkologischen Küretten, schabte diese Kürette mit einem flachen Ringmesser (die gynäkologischen Küretten arbeiten alle nach dem Prinzip der „vertikalen Schneide“.

Für die Therapie entstand eher zunächst eine Zweigleisigkeit: Die lebensbedrohlichen Formen machten rettende Operationen erforderlich, welche ausschließlich in den Händen der Chirurgen blieben. Die Laryngologie beschränkte sich lange Zeit auf Diagnose, Festlegung der Prognose und endolaryngeale Eingriffe von der Biopsie bis zur Entfernung von Polypen.
Die erste Kehlkopftotalexstirpation bei einem Kehlkopfkrebs gelang BILLROTH l873 (publiziert durch Gussenbauer). Die erste Pharynxquerresektion gelang LANGENBECK. Mit den verbesserten Operationsmethoden von Gluck und Soerensen, die bis heute gültig geblieben sind, verschwand schließlich die primäre Operationsmortalität (anfänglich 80% , heute weniger als 1%). Das neunzehnte Jahrhundert endete mit der Entdeckung der Röntgenstrahlen und des Radiums. Das erste Viertel des zwanzigsten Jahrhunderts bringt praktisch schon fast alle Kehlkopfoperationen durch die Laryngologie und auch die Einführung der Strahlentherapie. Die Strahlentherapie war zunächst nicht erfolgreich wegen der zahlreichen Versager und wegen ihrer katastrophalen Folgen. Besserung erreichte man dann die fraktioniert-protrahierte Bestrahlung und die Radiumkontakt-bestrahlung. Das zweite Viertel des zwanzigsten Jahrhunderts brachte die Entwicklung der funktionserhaltenden Teilresektion, das dritte Viertel schließlich zahlreiche Techniken zur funktionellen Rekonstruktion nach Total-exstirpation. In der Strahlentherapie begann jetzt die Nutzung der Fortschritte der Kernphysik mit Übergang auf Teleradium, Telekobalt, schnelle Elektronen, Hochvolt-Röntgentherapie, Neutronen und Protonen sowie die Präzisierung der Dosimetrie unter Hinzunahme der Computer-tomographie.




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Kompressorium n. BOETTCHER

 

Bei Nachblutungen aus dem Tonsillenbett hilft nur eine massive Kompression. BOETTCHER gab dazu ein Komprssorium an, dessen innerer Teil mit einem Tampon überzogen wurde, dessen äusserer Teil im Bereich der Karotis aufgesetzt wurde, bevor mit der Schraube beide Branchen gegen- einander gedrückt wurden...

"It is engraved "CRW" from Dr. C.R. Watson's collection (many instruments date to 1902). Ratchet is stamped "Carstens USA". A very interesting piece,a near exact resemblance to the photo in KNY Scheerer's 1926 Catalog, excepting the inner blade is encircled by original gauze, and has not been removed to reveal inner blades" (Information des Verkäufers).

Herkunft des Objektes: Bakersfield in Kalifor- nien/ USA. Grund für die Anschaffung: die Ähn- lichkeit mit dem Aortenkompressorium...

Lit.:
Friedrich Noltenius, Zur Technik der Tamponade nach Tonsillektomie, in: Journal European Archives of Oto-Rhino-Laryngology, springer Berlin / Heidelberg, Volume 129, Number 1 / March, 1931




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Kopfspiegel (1)

um 1900 

Seit der Jahrhundertwende gab es Stirnreflektoren [auch Beleuchtungs(hohl)spiegel genannt] mit verstellbarem Stirnreif. Sie wurden benutzt um die Mundhöhle zu untersuchen, eine Kehlkopfspiegelung oder eine Inspektion des äusseren Ohrkanals vorzunehmen.
Der Stirnreflektor ist bis in die heutige Zeit zum Symbol für den Hals-Nasen-Ohren-Arzt geworden.

Den Ausbau der direkten Kehlkopfspiegelung sowie der Spiegelung von Luftröhre und auch Speiseröhre verdanken wir dem Freiburger HNO-Arzt Gustav KILLIAN (1860-1921), der 1897 als Erster auf diese Weise einen Fremdkörper aus der Luftröhre entfernte.

Zum Zelluloid
Das erste Zelluloid wurde 1856 von Alexander Parkes hergestellt, der es aber nie schaffte, seine Erfindung (Parkesin) zu verwerten. Der Name Zelluloid entstand aus der 1870 registrierten Handelsmarke "Celluloid" der Celluloid Manufacturing Company, die die Zelluloide herstellte, die durch die Patente von John Wesley Hyatt geschützt waren. Hyatt hatte vergeblich nach einem preiswerten Ersatzmaterial für das Elfenbein von Billardkugeln gesucht und dabei einen Prozess entwickelt, bei dem Hitze und Druck die Herstellung vereinfachten. In den späten 1880er Jahren wurden Zelluloide als fotografische Filme entwickelt. Hannibal Goodwin (1887) und die Eastman Company (1888) erhielten beide Patente für einen Zelluloidfilm, aber Goodwin und die Investoren, denen er später seine Patente verkaufte, gewannen 1898 ein Patentverletzungsverfahren gegen die Eastman Kodak Company.

Verwendung
Mit der Entwicklung des Zelluloidfilms wurde der Grundstein für den fotografischen Film im heutigen Verständnis des verbreiteten Kleinbild- und Rollfilms gelegt, der nun in Konkurrenz zur fotografischen Platte trat und schließlich zur Entwicklung von Kinofilmen führte. Als Thermoplaste fanden die Zelluloide eine breite Anwendung im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aus diesem Material stellte man unter anderem Messergriffe, Kugelschreibergehäuse und Spielzeug her. Leider war es leicht brennbar und verwitterte, weshalb es durch Zellulose-Acetat Kunststoffe und Mitte des 20. Jahrhunderts durch Polyethylen ersetzt wurde. Ein typisches Zelluloid enthält etwa 70 bis 80 Teile Nitrozellulose, auf 11% Stickstoff nitriert, 30 Teile Kampfer, 0 bis 14 Teile Farbstoff, 1 bis 5 Teile Ethylalkohol sowie weitere Stabilisatoren und Zusätze, die den Kunststoff haltbarer und flammresistenter machen. Eines der letzten Produkte, welches man aus Zelluloid herstellt, sind Tischtennisbälle.
Quelle:
de.wikipedia.org/wiki/Zelluloid

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Kopfspiegel (2)

Modell aus der kanadischen "Trousse" 

Zwei kleine Bohrungen im Spiegel gestatteten dem Arzt ein dreidimensionales Betrachten des Objektes.

Im Gegensatz zu den meisten Spiegeln, die mit einem Ring um den Schädel getragen wurden, verfügt das hier vorgestellte Modell über einen fronto-occipitalen Bügel - ein Prinzip, das wir bei dem geburtshilflichen Stethoskop nach DeLEE (s.d.) und bei der elektrischen Stirnlampe nach Alfred KIRSTEIN (1883-1922) (Medicinisches Waarenhaus AG Berlin, 1910) wiederfinden.

Man beachte die fürsorgliche Polsterung des Bügels, sowohl an der Stirn- als auch an der Nackenfront.

Um Licht in den Rachen oder in das Ohr des Patienten zu werfen, hat man das Teil direkt vor einem Auge und schaut mit eben diesem Auge durch das Loch in der Mitte des Spiegels. Eine Untersuchungslampe ist neben dem Kopf des Patienten plaziert und zwar so, dass das Licht in den Stirnspiegel geworfen wird. Da das Teil konkav geschliffen ist, wird das Licht gebündelt und direkt in Blickrichtung des Arztes auf das zu untersuchende Feld geworfen. Man kann so sehr viel effektiver und vor allem mit freien Händen untersuchen, als dies z.B. mit einer Taschenlampe möglich wäre. Es erfordert allerding etwas Übung, den richtigen Winkel zu treffen - aber dann geht das ziemlich gut.

Mittlerweile gibt es aber auch schon Kaltlichtquellen, die man wie eine Grubenlampe auf der Stirn tragen kann. Die kommen meist im Op zum Einsatz. Ein Händler, der mir letzthin in Metz-Grigy eine weitere Kopflampe andrehen wollte, wusste mir die lustige Anekdote zu erzählen von seinem Freund, der die Lampe lange Jahre benutzt hatte ... zum Fröschefangen [hou'er Fransousen].




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Kopfspiegel (3)

 

Durch die Entwicklung der Untersuchungsmethoden wurde Mitte des letzten Jahrhunderts die Diagnose und Behandlung der Krankheiten von Ohr, Nase und Kehlkopf möglich. Nachdem ein Hohlspiegel mit Loch um 1855 Anwendung fand, wurde er zur Beleuchtung und Betrachtung des Trommelfells benutzt.

Adam Politzer (1835 - 1920) führte den Stirnreflektor in die Otologie ein. Politzer wurde am 01.10.1835 in Alberti (Ungarn) geboren. Nach Abschluss seines Studiums in Wien besuchte er die wichtigsten Institute seiner Zeit, z. B. in Würzburg (von Troeltsch), Heidelberg (von Helmholtz), Paris (Bernard) und London (Toynbee). 1863 kehrte er nach Wien zurück und wurde zum Dozenten, später zum Professor der Medizinischen Fakultät der Universität Wien und Leiter der Universitäts-Ohrenklinik berufen. Unter seiner Führung wurde die Klinik die bedeutendste otologische Schule überhaupt. Aus ihr gingen viele wichtige Otologen späterer Zeit, z.B. der Nobelpreisträger Robert Barany, hervor. Politzer entwickelte viele Diagnose- und Therapieverfahren der Ohrenheilkunde. Zu nennen wäre beispielsweise die Belüftung der Mittelohren über die Eustachschen Röhren mit der Politzerolive, das sogenannte “Politzern”.

Mit einem Stirnspiegel charakterisieren immer wieder mehr oder weniger begabte Witzezeichner - auch heute noch - einen Arzt. Warum, ist nicht klar; außer HNO-Spezialisten verwendet praktisch kein Arzt mehr den durchlöcherten Spiegel zum Beleuchten seines Arbeitsfeldes.

Vorgestellt wird ein Stirnspiegel mit schmalem Stirnreif aus Fibermasse aus der Zeit um 1910 (Katalog "Medicinisches Waarenhaus A.G.,Berlin), Geschenk von Frau Dr. Irene MALBURG/Luxemburg. Gleitend verstellbares Stirnband.