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Spiegel n. GLATZEL

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Ernst Glatzel *3. Juli 1867 in Malapane in der damals deutschen Provinz Schlesien als Sohn des Knappschaftsarztes Dr. Paul Glatzel.


Er gehörte der K.W.-A. an vom 30.3.1887 bis 30.9.1891, wurde promoviert am 25.2.1891 mit einer These "Differentialdiagnose der Jacksonschen Rindenepilepsie". Am 26.7.1892 wurde er zum Assistenzarzt befördert. Er war bei der K.W.-A. tätig vom 27.7.1898 bis 31.3.1902, erhielt Kommando an die Hals- und Nasenklinik der Kgl. Charité in Berlin in der Zeit vom 20.1.1900 bis 31.3.1902, die damals Bernhard Fränkel leitete.
1901 berichtete er erstmalig über seine Versuche mit einer polierten Metallplatte, mit der er eine hygrometrische funktionelle Untersuchung der Luftdurch-gängigkeit der Nase durchführte. Die erste Mitteilung (1887) über die Möglichkeit, den «Atem- oder Hauchfleck», der bei der Ausatmung vor der Nase auf einer Glasplatte entsteht, diagnostisch zu verwenden, stammt von Hendrik Zwaardemaker (1857-1900) in Utrecht. Glatzel verwendete einen desinfizierbaren polierten Spiegel aus vernickeltem Zinkblech und gab ihm eine handliche Form. Die «Glatzelsche Spiegelprobe» wird noch heute in vielen Ländern als grobe Orientierung zur Nasenwiderstandsmessung benutzt.

 

"(Aus der Klinik für Hals- und Nasenkranke von Professor B. Fränkel in Berlin.) Zur Prüfung der Luftdurchgängigkeit der Nase. Von Dr. Glatzel. Die schädlichen Folgen gestörter Nasenathmung fallen zum Theile mit jenen der Mundathmung zusammen: Katarrhe sämmtlicher Luftwege, Schädigung des Geschmack- und Geruchsinnes u. s. w. Es ist demnach für den praktischen Arzt oft wichtig, sich von der Durchgängigkeit einer Nase zu vergewissern, was nicht immer ganz einfach ist, da selbst die Untersuchung mit dem Nasenspeculum im Stiche lassen kann. In hervorragend einfacher und sicherer Weise lässt sich die Durchgängigkeit der Nase mittelst der Spiegelprobe feststellen. Der Spiegel— von Dr. Schneider in Berlin, Bülowstrasse, um 3 Mark zu beziehen— ist aus einem auf galvanischem Wege hergestellten Metallpapier gefertigt, auf welchem die Athemflecke sehr deutlich sichtbar werden. Er trägt eine aus Kreisbögen bestehende Eintheilung. Derselbe darf vor der Benützung nicht erwärmt werden. Der zu Untersuchende entfernt die den Hals beengenden Kleidungsstücke, reinigt die Nase durch Schneuzen und athmet dann einmal bei geschlossenem Munde ruhig über den horizontal an die Oberlippe ungehaltenen Spiegel hin. Bei freier Nasenathmung entstehen zwei schmetterlingsflügelförmige, bis zum Halbkreis IV und darüber reichende, annähernd symmetrische Athmungsflecke, welche in einer bis drei Minuten verschwinden. Ist auf einer Seite die Nase verengt, so ist hier der Athemfleck kleiner und verschwindet rascher. Ist die Nase beiderseits verengt, so sind beide Athmungsflecke kleiner. Bleibt ein Athmungsfleck auch nach Coca'inisirung der betreffenden Nasenhälfte klein, so handelt es sich um mehr als um eine Schleimhautschwellung, nämlich um ein solides Hinderniss (Crista, Spina, Septumverbiegung, Polypen etc.). Der Spiegel kann auch zur Feststellung offener Nasensprache benützt werden. Beschlägt er sich beim Hersagen des Alphabetes ausser bei m und n noch bei anderen Lauten, so liegt offene Nasensprache vor (Die Therapie der Gegenwart, 1901. Nr.8)" (Wiener klin. Wochenschrift 6. März 1902 S.272).

 

Glatzels weiterer Lebensweg ist wissenschaftlich nicht ergiebig. Er gehörte der Schutztruppe für Südwestafrika vom 22.9.1904 an, nahm teil am Herero- und Hottentotten-Feldzug 1904/05 und war in Ostafrika in Dar-es-Salam Chefarzt des Sara-Hadji-Hospitals vom 7.9.1905 bis 26.11.1905. Glatzel war preussischer Militärarzt und signierte alle seine Veröffentlichungen mit «Stabsarzt Dr. Glatzel» - 1910 war er Oberstabsarzt und Regimentsarzt des Infanterie-Regimentes Nr.54 in Kolberg (Ostsee). Er heiratete am 11.8.1906. Sein Todesjahr ist unbekannt.

 

Ein immer noch beliegter Test

"Die ersten Versuche zur Objektivierung der Nasenatmung wurden 1877 unternommen. Sie bestanden in der Überprüfung der Kraft des Ausatemstroms am Handrücken und der Erfassung des Atemgeräuschs bei forciertem Ausatmen aus der Nase.
Die Messung des Kondensationsflecks auf einer polierten Metallplatte beim Ausatmen wurde von Glatzel 1904 eingeführt. Der Glatzel’sche Spiegel erfreut sich seit der letzten Modifikation durch Zwaardemaker 1925 heute noch grosser Beliebtheit. Seine aktuellste, jedoch weniger gebräuchliche Form stellt die Rhinohygrometrie dar. Die durch den Wasserdampf der Ausatemluft mittransportierte Wärme wird auf einer thermosensiblen Platte gespeichert. Die Grösse des Niederschlags kann anschliessend exakt ausgemessen werden. Die Variationen des Glatzel - Spiegels sind von der Feuchte der Umgebungsluft, der Temperatur und der unterschiedlichen Feuchte der Schleimhaut abhängig.
Die Messung der Luftdurchgängigkeit - die Rhinomanometrie - wurde durch Kaiser 1885 eingeführt. Er saugte eine bestimmte Menge Luft bei geöffnetem Mund durch die Nase und mass die dafür benötigte Zeit, dieses Verfahren wurde passive, posteriore Rhinomanometrie genannt. Courtadé entwickelte 1902 den Grundstein zur anterioren, aktiven Rhinomanometrie, indem er den Druck der einen Nasenhälfte auf einem Manometer aufzeichnete, während der Patient durch die andere Nasenhälfte atmete. 1958 führte Semerák die heute noch gebräuchliche Form der anterioren, aktiven Rhinomanometrie ein" (Maranta).

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1453476620082/Funktionsdiagnostik-der-Nasenatmung-1994.pdf

Lit.:
Glatzel E., Zur Prüfung der Luftdurchgängigkeit der Nase, in: Ther Ggw N F, 3:501–504 (1901).
Prof. Günther Habermann
Wätzold, Stammliste der Kaiser Wilhelm-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen, Springer 1910.

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