Gynäkologie


Culdoskop

Culdoskop 2
 

 

        Die weiblichen Organe liegen im kleinen Becken, im sog. Douglas-Raum, benannt nach dem Schottischen Anatomen James DOUGLAS (1675-1742). Medizinstudium in Paris und in Utrecht, Abschluss des Studiums in Reims. 1700 war er in London niedergelassen, wo er 1706 Mitglied der "Royal Society of Medicine" wurde. Arzt der englischen Königin Caroline, Gattin von George II., ist er vor allem bekannt durch seine Beziehung zur Familie CHAMBERLEN, Besitzer über 3 Generationen des Monopols der geburtshilflichen Zange.

 

Wie aber diesen Raum untersuchen?

1901 berichtete der Petersburger Arzt und Geburtshelfer Dmitrij Oskarovic Edler von OTT (1855-1929) über die sogenannte "Ventroskopie", einen Zugang zur Abdominalhöhle ohne Optik über eine Kolpotomie im hinteren Scheidengewölbe (Ventroscopia, in: Zhurnal Akush I Zhensk Boliez 1901; 15:1045). Bewaffnet nur mit einem den Augenärzten abgeschauten Spiegel und einem gynäkologischen Scheidenspekulum, inspizierte er den Douglas-Raum.

Berichte über die sogenannte Kolpolaparoskopie stammen aus dem Jahr 1937 aus Wien von Emanuel KLAFTEN (1892-1971) (Die Kolpolaparoskopie; eine Methode zur direkten Betrachtung der Organe der Becken-Bauchhöhle vom hinteren Scheidengewölbe, in: Wien.Klin.Wochenschr 1947; 59(50):829): in der Sitzung der Wiener Medizinischen Gesellschaft stellte er eine wegklappbare, um 90° abgewinkelte Optik vor. 1939 führte Dr Richard W. TeLINDE (1894-1989) im Johns Hopkins Hospital in Baltimore ein Teleskop durch die Scheide in den Bauchraum und brachte dazu, wie es auch KLAFTEN getan hatte, seine Patientin in die übliche Steinschnittposition.

Ab 1938 arbeitete in New York Albert DECKER (1895-1988) mit einem ähnlichen Verfahren, um die inneren Organe der Frau ohne Vollnarkose zu begutachten. 10 Jahre lang praktizierte der 1895 in Ambia/Indiana geborene und 1920 am New York University's Bellevue Hospital Medical College zugelassene DECKER die klassische Laparoskopie, die er als junger Assistant am Knickerbocker and Governor Hospital in Manhatten /New York erlernt hatte. Aus Angst vor Komplikationen bei der Vollnarkose suchte er Ende der 30er Jahre nach einem Verfahren, bei dem er auf die Narkose verzichten konnte. Sein Instrument war ein leicht modifiziertes Laparoskop. Wichtiger aber war die neuartige Herangehensweise: die Knieellenbogenlage (frz. position génu-pectorale; engl. knee-chest posture)! 1944 veröffentlichte er seine Erfahrungen mit dem von der Fa. American Cystoscope Makers (ACM) hergestellten Instrumentarium. 1952 folgte sein Lehrbuch.

Daraufhin kam es in den USA zu einer Welle der Begeisterung für das Kuldoskop, während man in Europa eher skeptisch reagierte (Raoul PALMER/ Paris; Hans FRANGENHEIM/ Wuppertal) und bei der Laparoskopie verblieb. Um 1970 verblasste auch in den USA der Stern der Kuldoskopie, die heute eher ein historisches Interesse darstellt. Erst in neuerer Zeit erlebt das DECKERsche Verfahren im Rahmen der minimalen Chirurgie ein gewisses Revival, als unterstützende Maßnahme, in Kombination mit der subumbilikalen Laparoskopie.

 

Zur Technik

Die Patientin wird in Knieellenbogenlage gebracht – dazu sind 4 (!) Helfer notwendig. Dann aber geht der Eingriff schnell über die Bühne: das Scheidengewölbe wird örtlich betäubt oder auch eine leichte Vollnarkose verabreicht. Über einen Troicar wird der Douglasraum eröffnet (Kuldotomie) und das Kuldoskop ohne Pneumo-peritonäum, eingeführt. Dadurch können die Organe des kleinen Beckens (z. B. Eierstock, Adnexe) eingesehen und eine Gewebeentnahme vorgenommen werden. Auch Spülungen des Eileiters und Sterilisationen sind über diesen Zugang möglich. Während die Laparoskopie um die 30 Minuten beansprucht, kann ein Kuldoskopiker den Beckenraum binnen weniger Minuten begutachten und kleine Eingriffe vornehmen, die meist schon nach 2 bis 3 Minuten mit der Naht des hinteren Scheidengewölbes beendet sind.

 

Exponat

Culdoskop n. Albert Decker, 40/50er Jahre.

Herkunft: Oak Harbor, Ohio, United States.