Geburtshilfe |
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Neugeborenenwaage (1) |
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Erst seit 1815 werden Neugeborene gewogen - in der Maternité von Paris begann der Arzt Michel FRIEDLAENDER in jenem Jahr am Pariser "Hospice de la Maternité" mit dem Wägen der Neugeborenen! Fortschrittliche Hebammen führten von nun an aufwendige, platzraubende Waagen mit sich, so wie die hier vorgestellte Waage in einer aufklappbaren Holzkiste, mit säuberlich eingelegtem Messinggriff, die zwischen den Weltkriegen von einer Hebamme aus Verdun benutzt wurde. 1875 gründete Franz Schneider Senior eine feinmechanische Werkstatt in Heilbronn. Sie beschäftigte sich am Anfang mit der Reparatur der damaligen High-Tech-Produkte Fahrräder und Nähmaschinen. In den nachfolgenden Jahren wurde die Produktion von Präzisionswaagen aufgenommen. 1890 zog die Firma in ein eigenes, neu erbautes Gebäude in Sontheim bei Heilbronn und erweiterte die Waagenproduktion.
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Neugeborenenwaage (2) |
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«Durant des millénaires, le pesage a peu évolué. Les instruments mécaniques, fléau à bras égaux puis balance romaine, se sont améliorés avec les progrès de la métallurgie essentiellement, mais pas de révolution. Une évolution très importante fut apportée par l’invention du principe de la balance Roberval par Gilles Personne de Roberval en 1669, en permettant le dépôt de la charge et des poids d’équilibre au lieu de les suspendre. Puis la balance Béranger, du nom de son inventeur, fit son apparition en 1840 et fut suivie en 1849 du premier pont-bascule fabriqué par Béranger. En 1820, à Strasbourg, Quintenz mit au point la bascule décimale qui facilitera la pesée en ne nécessitant que le dixième de la charge à peser. C’est vraiment à partir du XIXe siècle que naîtra l’industrie du pesage. Die vorgestellte Waage stammt aus einer eingesessenen Pariser Praxis. Sie konnte von Privatpersonen gemietet werden; die Waage blieb dabei, wie das Etikett besagt "Eigentum der Firma Testut".
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Neugeborenenwaage (3) |
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Die hier vorgestellte Korbwaage erinnert an eine Waage der besonderen Art, die in der Renaissance im Kloster Marienthla bei Mersch in Gebrauch war: In einem Register, welches zwischen den Jahren 1677 und 1698 geführt wurde, verzeichnete eine Schwester Sakristanin alle die wunderbaren Heilungen, die in Marienthal vorkamen: Auch Van Werveke berichtet über einen Fall von Kindswägung in Marienthal (AEL, fond v.W. n0. 1675).
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Neugeborenenwaage (4) |
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Die hier vorgestellte Babywaage mit ihrer Tuchbespannung würde heute wohl nicht mehr von den Behörden in Brüssel zugelassen: welch eine Verletzungsgefahr an den 4 Metallbügeln, zwischen denen das Tuch ausgespannt ist! |
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Neugeborenes absaugen |
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Das Absaugen des Neugeborenen verfolgt im Prinzip zwei unterschiedliche Ziele: ad a) Viele Neugeborene kommen stark verschleimt zur Welt und haben mütterliches Blut und Fruchtwasser aspiriert - manche sogar Mekonium (Kindspech). Die oberen Atemwege (Nasenöffnung, Mundhöhle, Rachen) sollten schnellstmöglich von diesen Hindernissen befreit werden. Bei mekoniumhaltigem Fruchtwasser wurde bis vor kurzem empfohlen, Mund und Rachen des Kindes sogar möglichst noch vor dem ersten Atemzug abzusaugen um das Risiko einer Aspiration in die Lungen zu minimisieren. Das Absaugen von Mekonium über Nase und Mund des Babys noch vor der Entwicklung der Brust (intrapartales Absaugen) wird aber neuerdings als nicht wirklich sinnvoll beschrieben Da Kindspech unter anderem aggressive Enzyme aus der Gallenblase und der Bauchspeicheldrüse enthält, kann es die Lungenbläschen des Neugeborenen zerstören und zum gefürchteten Mekonium-Aspirations-Syndrom MAS führen. Ein vitales Neugeborenes, das innerhalb der ersten 5 bis 10 Sekunden zu schreien beginnt, braucht nicht abgesaugt zu werden. Absaugen ist für das Kind unangenehm, kann zu Schleimhautläsionen führen. Allerdings bringt kräftiges Husten beim Absaugen dem Kind 2 Punkte auf der Skala von Virginia APGAR (1909-1974) ein... Der Magen wird nur bei adäquater Oxygenierung und stabilisierter Atmung abgesaugt: ad b) Gelingt es nicht, den Katheter bis in den Magen vorzuschieben, besteht der Verdacht auf eine Oesophagusatresie. Cave: Auslösung eines vagalen Reflexes durch Berühren der Rachenhinterwand mit reflektorischer Bradykardie und Apnoe ist möglich. Daher wennmöglich Monitorüberwachung! Vorgestellt wird ein Mundsaugkolben, angeschlossen an einen Katheter Charrière 10 mit endständiger Öffnung (bei Frühgeborenen wird ein entsprechend dünnerer Katheter, z.B. Charrière 8 benutzt), wie er 1990 in der Maternité Charlotte in Luxemburg benutzt wurde. Link:
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Pater semper incertus, mater certa |
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"Pater semper incertus" - der Vater ist immer zweifelhaft. So ist auch der hochadelige Vater auf der Ansichtskarte, der stolz auf seine "Leistung" schaut, nicht wirklich der Erzeuger: der Page links im Bild hat ihm Hörner aufgesetzt - er war's! Als der britische Sexualforscher Robin Baker in Liverpool und dem Südosten Englands genetische Fingerabdrücke von Eltern und Kindern einholte, deckte er auf, dass der Anteil der so genannten "Kuckuckskinder", die nicht vom vermeintlichen Vater stammten, je nach Wohnbezirk bis zu 30 Prozent betrug. Der Mittelwert seiner Recherchen lag bei neun Prozent. Nach einer Studie der US-Universität Virginia Commonwealth (Richmond) sind etwa 5 - 10 Prozent aller Kinder in der westlichen Welt sogenannte "Kuckuckskinder". Einer rezenten Studie zufolge gibt es allerdings viel weniger “Kuckuckskinder” als bisher angenommen. Im europäischen Schnitt stammten nur 3,7 Prozent der Kinder nicht von dem Mann ab, der als Vater gilt, sagt Professor Mark Bellis von der John Moores University / Liverpool. Immerhin! Die Tatsache, dass es überhaupt solche Kinder "der Liebe" gibt, muss immer dann bedacht werden, wenn die Blutgruppenzugehörigkeit eine entscheidende Rolle spielt, z.B. bei der Rhesus- prophylaxe: man vergesse niemals einer rh-negativen Mutter während der Schwangerschaft (28. SSW) das Anti-D zu spritzen, selbst dann nicht, wenn der Vater ebenfalls rh-negativ ist und das Kind "eigentlich" nicht Rhesus-positiv sein dürfte.... Vorgestellt wird eine Ansichtskarte des bekannten Zeichners Marcel JEANJEAN (1893-1973) aus dem Jahr 1950. Titel der Karte „L’Orgueil“ - "der Stolz".
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Perforatorium (1) n. LEISNISCH |
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Schon FENOMENOFF, GUYON, LEISNISCH- KIEWISCH, MARTIN, PAJOT, RAPIN und WALCHER hatten Geräte angegeben, mit denen man den Schädel nicht mehr "nur" anstechen, sondern regelrecht anbohren konnte. Der "Trépan-Perforateur" nach BRAUN war nichts anderes als ein über eine Kurbelwelle angetriebener Kron-Trepan. Carl BRAUN von Fernwald (1822-1891) wurde in Zistersdorf in Nieder-österreich geboren. Studium in Wien, Assistenzjahre in der geburtshilflichen Klinik von KLEIN, wo er Nachfolger von SEMMELWEIS war.
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Perforatorium (2) n. SIEBOLD, DUBOIS und NAEGELE |
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War die Extraktion eines lebenden Kindes nicht möglich, so konkurrierten die Techniken Sectio, Heb-osteotomie und Kraniotomie. War das Kind bereits abgestorben, kam Anfang des 20. Jh. nur die Kraniotomie in Betracht "damit bei der in der Regel nachgeschickten, künstlichen Verkleinerung der Inhalt, das Gehirn, austreten kann". Voraussetzung war ein nahezu vollständig eröffneter Muttermund.... Zur Kraniotomie wurden in Deutschland Anfang des 20. Jh. vor allem die Scheren nach Nota: diese Scheren schneiden, wenn man sie öffnet - andere Scheren schneiden bei Schliessen! Doch blieben trotz Kraniotomie diejenigen Becken gebärunfähig, deren Conjugata vera kleiner als 5,5 cm betrug. Bei diesen absolut verengten Becken kam nur die Sectio in Frage. Eine weitere Einschränkung der Einsatzmöglichkeiten für die Kraniotomie stellte der nachfolgende Kopf dar: hier empfahl DÖDERLEIN von dem Versuch einer Kraniotomie abzusehen und das alte Verfahren von COHN anzuwenden, und die Halswirbelsäule einzuschneiden, damit das Hirn "wurstförmig" austreten könne. d) An die Perforatorien erinnert dieses etwas zierlichere, leicht gebogene, 20 cm lange Instrument, dessen Spitze, geschlossen, die dreieckige Form eines Perforatoriums besitzt. Das Instrument wird aber ganz anders geöffnet als ein Perforatorium. Öffnet man ein solches, so schneiden seine beiden Messer, öffnet man aber das hier vorgestellte Gerät, so zerreisst es mit den Seitenflächen der beiden Messers. Es handelt sich ... um eine Tonsillen-Abszess-Zange n. THILENIUS. Die Gravur "Rostfrei" deutet auf einen deutschen Fabrianten...
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Perforatorium (3) n. BLOT |
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Die Instrumente, die Hebammen bis ins 17. Jahrhundert hinein benutzten, glichen zum großen Teil jenen der Bader oder Wundärzte. Eucarius Rößlin hat 1513 in seinem Buch "Der Swangern Frauwen und hebammen Rosegarten" u.a. beschrieben, was die Hebamme tun sollte, wenn das Kind im Mutterleib gestorben war. Falls austreibende Medikamente wie Bibergeil, Myrrhe und Raute nicht wirkten, hatte sie Haken, Zange und Schere aus Eisen zu Hilfe zu nehmen. Lag das Kind mit dem Kopf zum Ausgang der Gebärmutter, konnte es mit den Haken (Dekapitationshaken, Geburtshaken) am Kopf gefasst und herausgezogen werden. War die Lage ungünstiger, mussten Extremitäten abgetrennt und einzeln hervorgebracht werden. Wenn der Kopf wegen einer Flüssigkeits- ansammlung zu groß war, hatte die Hebamme mit Lasseisen oder einem scharfen Messer einzugreifen. Später benutzte der Arzt für diese Zwecke Perforatorien. Aus der „Metzer Wunderkiste“ [um 1900] stammt dieses Perforatorium nach BLOT, in den Kliniken allgemein „der scharfe Dolch“ genannt. Hippolith BLOT (1822-1888) war Geburtshelfer, Direktor des Vaccinationsdienstes und „prof. agrégé“ der medizinischen Fakultät Paris. „Nichts sticht besser als der scharfe Dolch [nach BLOT]“, schrieb Albert Döderlein noch 1925 (zit. nach Anton Schaller, Instrumentarium obstetricium Viennense, Wien 2002 S. 70).
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Geburtshilfe |
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Phantom |
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Phantome werden seit dem 18. Jahrhundert zu Lehrzwecken eingesetzt.
Erstmals in einem Lehrbuch des Schweden Johann van HORN finden wir die Beschreibung eines Lehrgerätes, das aus zwei Elementen bestand: einem weiblichen Becken (die meisten Konstrukteure des frühen 18. Jh. benutzten natürliche weibliche Becken von Leichen) und einer mit Baumwolle und Haar ausgestopften Puppe. HORN scheint das Modell ab 1705 benutzt zu haben. 1739 bildete MANNINGHAM in London seine Schüler an einer ähnlichen "machine" aus. Ebenfalls kurz vor 1740 sah der Engländer SMELLIE in Paris ein Mannequin eines gew. Grégoire, das aus Weidenzweigen geflochten war, und SMELLIE nicht überzeugte. Nach seiner Rückkehr nach England konstruierte er 3 grosse "machines" mit 6 passenden Puppen, die alle bis dahin entwickelten Phantome in den Schatten stellten. Neben natürlichen Knochen (das weibliche Becken war schwer mit Kunstmaterialien nachzubilden) verwandte er Leder bei der Nachbildung der Bänder, Muskeln und der Haut. Neu an SMELLIE's Modellen war die Beweglichkeit der Gebärmutter, deren "Mund" sich öffnen konnte, sowie die Möglichkeit, mit Wasser eine volle Fruchtblase nachzuahmen. Die Kinderpuppen waren aus Holz, wobei die Gesichter fein skulptiert und der Unterkiefer beweglich waren. 1752 veröffentlichte G.F. MOHR in "Die Gebährende Frau" eine Abbildung eines deutlich primitiveren Modelles, das nur den Vorteil besass, dass es in Serie produziert und preiswert für 6 florin an Hebammen und Entbinder verkauft werden konnte.
1877 wurde für die staatliche Entbindungsanstalt Luxemburg "un mannequin avec foetus & placenta" bei der Fa. Clasen in Brüssel gekauft.
Exponat Seit 1890 ist "Das geburtshilfliche Phantom" nach Prof. Bernhard Sigmund Schultze-Jena (1827-1919) weltweit Bestandteil der Aus- und Weiterbildung in der Geburtshilfe. Rest eines solchen Phantoms ist die hier vorgestellte Puppe. Sie wurde um 1950 in der Universitätsfrauenklinik Köln benutzt (Prof. Dr. Rudolf KAISER).
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Plazenta-Kürette |
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"An early 20th century Gyn spiral uterine auger curette. This curette can be introduced through a very slightly dilated cervix, and by slight turning of the handle and using the curette motion the blade of this curette will separate completely every particle of an adhered placenta, without injuring the uterine walls. It is indispensible in miscarriages" (Sears & Roebuck surgical Instrument Catalog, 1904). Die Spiralkürette wurde insbesondere bei puerperalen Infektionen eingesetzt, um die mit infektiösem Material gefüllte Uterushöhle zu säubern: "Auger-Curette" d.h. Spiralkürette - Import aus Bradenton/Florida. In den USA sieht man diese Kürette immer wieder in geburtshilflichen Bestecken aus der Zeit um 1900. Länge 30 cm. Bei uns ist dieser Typ von Kürette mit seiner an die Saugkürette von AUVARD (1855-1941) (siehe Kapitel Gynäkologie, Saugkürette) erinnernden Absaugvorrichtung völlig unbekannt!
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Plazenta-Oel |
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In den 1930er Jahren begannen deutsche Unternehmen, kosmetische Produkte aus Plazenten herzustellen.
Dieses kleine Fläschchen mit Plazenta-Hautöl wurde hergestellt von der 1936 von der Kosmetikerin Margarethe Sendler und der Ärztin Bertha ROEBER gegründeten Fa. MARBERT.
Noch heute bietet die Firma eine «Tonale-Abdeckcreme mit Plazenta» an, das besondere tierische Protein bezieht sie aus Schafplazenta. |