Geburtshilfe


Anatomisches Modell, 17. Jahrhundert

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Bildliche und figürliche Darstellungen sind immer mehr als nur "Darstellungen": sie haben immer eine Funktion. Die Funktion gerade der Elfenbeinpüppchen aber ist unbekannt.

 

Museale Beispiele

1) The pregnant woman statue (h: 170 mm) from the Académie nationale de Médecine in Paris, is a visceral manikin carved in ivory, probably in southern Germany, by Stefan Zick (1639-1715) from Nuremberg. It lies flat on its back and stuck in a box; its head and neck are slightly flexed and the two upper limbs are sagittally movable at the shoulder. The left elbow is flexed and the forearm blocks a removable thoraco-abdominal plastron under which a cavity showing the main viscera is carved: a pregnant uterus contains an orientable fetus and a removable intestinal shield covers it. The anatomical precision is limited by the size of the manikin but several visceral or vascular details are carved or drawn. Reported in 1912 by Wickersheimer, as an ‘anatomical Venus’, this object could be used for basic teaching to midwives and parturients.

2) Mannequin anatomique dit «la Maternité» XVIIème siècle, ivoire Stephan Zick; Olbricht Collection, Essen, Allemagne Exponat Schwangere aus Plastik, 1960er Jahre, importiert aus Miami / USA; Ebay 7/2017.

 

Exponat

15.8 cm lange "liegende Schwangere" aus Kunsstoff, Werbeartikel der Fa. Ortho* von 1972. Es handelt sich NICHT um die Kopie einer Figur von Stephan Z(w)ICK, für dessen Arbeiten der abgespreizte kleine Finger und die „eingeschnittene” Kniescheibe typisch sind. Stephan Zick (1639–1715) gilt neben seinem Vater Lorenz (1594–1666) als bedeutendster Vertreter der Kunstdrechslerei in Nürnberg. Er stellte nicht nur zerlegbare Frauen- und Männerfiguren aus Elfenbein her, sondern auch gedrechselte Augenmodelle. Unsere Kopie stammt, da weder der kleine Finger abgespreitzt noch die Kniescheide quer eingeschnitten ist, wohl von einem andern Nürnberger oder italienischen (?) Fabrikanten.

*Ortho Pharmaceutical Corporation wurde 1931 gegründet. Firmensitz in Raritan, New Jersey; die Firma ist die gynäkologische Sparte von Johnson&Johnson, und vertrieb ursprünglich spermizide Gels, später Scheidendiaphragmen, Spiralen und Pillen). 

 

Abschreckende Preise

"Das elfenbeinerne Lehrmodell Stephan Zicks besticht bei einer Größe von nur 15 cm durch eine außergewöhnliche Schnitzqualität. Die Arme sind beweglich und die inneren Organe entnehmbar. Geschätzt wird das Stück auf 20.000 bis 25.000 Euro. - der standard.at/1255048/Historische-Instrumente" (Versteigerung im Dorotheum/Wien, 2003).

"Auf einem schildpattbelegten Katafalk liegende Schwangere mit abnehmbarer Bauchdecke und herausnehmbaren Organen, zu öffnende Fruchtblase mit darin liegendem Zwillingspaar. Elfenbein. Umkreis Stephan Zick (1639-1715), Nürnberg. Figurenlänge 16,5 cm Limit 45.000 € Ergebnis 55.300 €. Auktionshaus Michael Zeller" (Versteigerung 112. Int. Bodensee-Kunstauktion 2017).

In dieser Preisklasse spielen nur einige wenige Museen mit.

 

Lit.:

Le Floch-Prigent P., Un mannequin anatomique, visceral, en ivoire, in: Acta Anatomica 1989;136:142–145 (Patrice Le Floch-Prigent, Laboratoire d’Anatomie, 45, rue des Saint-Pères, Paris; Unité de Recherches Ostéologiques (Equipe recommandée Paris-V), Paris, UFR de Médecine, Paris)