Chirurgie


Aderlasslanzette (5)

SIRHENRY rechts
 

 

In seiner Fabrik in Bougival bei Versailles schmiedete Charles-Louis SIRHENRY aus Besançon, "aciériste et coutelier de la Faculté de médecine de Paris et de l'Hôtel des Invalides", um 1824 Säbel aus Damaszenerstahl für die Armee und Klingen für die Herren Chirurgen.

 

Ein Vorzeigebetrieb: "L'infant don Miguel a visité, lundi 26 juillet, la fabrique de damas français du sieur Sirhenry, située à Bougival, route de Saint-Germain, et lui a commandé plusieurs objets, tels que sabres, couteaux de chasse et épées, et autres pièces de coutellerie de son acier; S.A.R. a paru prendre beaucoup d'intérêt à son établissement, puisqu'il lui a fait espérer de l'honorer d'une seconde visite" (Le moniteur universel 1824, Bd. 73 S.1076).

 

 

Sein Geschäft aber befand sich in Paris, 4 rue de l'Observance, später place de l'Ecole de Médecine.

 

1822 Premier prix (médaille d'or) der Société d'encouragement

1823 Prix Monthyon

1823 und 1827 Silbermedaille der Jury der Exposition des produits de l'Industrie francaise.

1825 Brevet als "Fournisseur du Roi"

 

Hergestellt wurden sie von Messerschmieden, die ihre Punze auf das Messerchen schlugen:

       - Guillaume VIGNERON aus Paris mit einem Laden auf (!) dem Pont Saint-Michel, dessen Messerchen in Jenbach ausgestellt sind, erst 1807 verschwanden auf besagter Brücke die letzten Häuser – auf dem Ponte Vecchio in Florenz und der Rialtobrücke in Venedig sind die gottseidank stehen geblieben.

       - Thomas RAYE aus Liverpool, dessen Perlmutt-Lanzette hier ausgestellt ist,

       - Charles-Louis SIRHENRY aus Besançon, der in seiner Fabrik in Bougival bei Versailles ab 1814 Säbel aus Damaszenerstahl für die Armee und Klingen für die Herren Chirurgen schmiedete.

       - Joseph-Frédéric CHARRIÈRE aus dem schweizerischen Cerniat/Freiburg, der ab 1821 in Paris auf eigene Rechnuung niedergealssen war - seine Schildpatt-Lanzette hier ausliegt.

Die Hersteller brillierten mit Titeln wie

- aciériste et coutelier de la Faculté de médecine de Paris et de l'Hôtel des Invalides (Sirhenry)

- coutelier de la Chambre des Pairs (Sirhenry)

- coutelier des Hôpitaux de Paris (More

- Fournisseur titulaire de la Faculté de Médecine de Paris, des Hôpitaux civils et militaires, des Ministères de la Guerre, de la Marine et de l'Intérieur (Charrière).

 

 

Literarisches Denkmal

In Goethes "Wilhelm Meisters Wanderjahre" (1829) schwingt der angehende Wundarzt Wilhelm geschickt die Lanzette und rettet das Leben seines ohnmächtigen Sohnes: "Entseelt scheinend lag der holde Jüngling im Schiffe, und nach kurzer Überlegung fuhren die gewandten Männer einem Kiesweidicht zu, das sich mitten im Fluß gebildet hatte. Landen, den Körper ans Ufer heben, ausziehen und abtrocknen war eins. Noch aber kein Zeichen des Lebens zu bemerken, die holde Blume hingesenkt in ihren Armen! Wilhelm griff sogleich nach der Lanzette, die Ader des Arms zu öffnen; das Blut sprang reichlich hervor, und mit der schlängelnd anspielenden Welle vermischt, folgte es gekreiseltem Strome nach. Das Leben kehrte wieder; kaum hatte der liebevolle Wundarzt nur Zeit, die Binde zu befestigen, als der Jüngling sich schon mutvoll auf seine Füße stellte" (3. Buch, 18. Kapitel).

 

 

Exponat

Die beiden Lanzetten rechts im Bild mit ihren Griffen aus Horn stammen aus der Werkstatt von SIRHENRY, die Lanzette links mit Schildpattgriff ist unleserlich gepunzt. Das aus Schildpatt verfertigte Heft besteht aus zwei Blättern, die durch einen, über Rosetten vernieteten Stift mit der Klinge vereinigt sind.

Herkunft: Garons / Nîmes

 

Offenbar schmeckt Horn den Mäusen! Lohnt sich eine Restaurierung  (Auffüllung der Defekte mit Hartwachs)? Wohl kaum.