Chirurgie


Kauter (8), Transformator 110 V

Transformator

Transformator 1934

 

 

1845 tötete der Wiener Zahnarzt Moriz HEIDER (1816-1866) einen Zahnnerv mittels elektrisch erhitztem Platindraht ab - in einem Gespräch mit dem in München lebenden (aus dem Elsass stammenden) Physiker Carl August von Steinheil (1801-1870) war er auf die Idee gekommen, das bis dahin übliche Glüheisen durch einen durch elektrischen Strom glühenden Platindraht zu ersetzen.

 

1846 beschrieb der Finne Gustav Samuel CRUSELL (1810-1858) in St. Petersburg das gleiche Verfahren und gab ihm den Namen "Galvanocaustie". Im April 1847 entfernte er mittels einer glühenden Platinöse einen Blutschwamm an der Stirn eines seiner Patienten. Vereinzelt wurde die Methode in Frankreich angewandt (Nelaton, Etiolles). Wirklichen Eingang in die Medizin aber fand das Verfahren erst, als Albrecht Theodor MIDDELDORFF (1824-1883) in Breslau 1854 in seinem Buch "Die Galvanokaustik" Erfolge mit der elektrischen Öse publizierte. Als einer der Ersten arbeitete damit der deutsche Chirurg Viktor v. BRUNS (1812-1883), da sie ein Operieren an schwer zugänglichen Stellen gestattete. Bruns arbeitete mit Gleichstrom (10-20 Ampère, 3-6 Volt).

 

- In einer ersten Phase stellten Ärzte ihren Strom selber her – ein teures und wartungsintensives Verfahren – der Umgang mit den Zink-Platin-Batterien erwies sich als äusserst diffizil. Aus diesem Grunde bevorzugten viele Chirurgen den Thermokauter von PAQUELIN, zumindest an den Orten, die leicht zu erreichen waren. Lit.: Rüdiger Kramme, Medizintechnik: Verfahren - Systeme – Informations-verarbeitung, Springer Verlag, 3. Aufl. 2007.

 

- In einer zweiten Phase nutzten die Chirurgen den Ende des 19. Jahrhunderts von dem in Paris lebenden Serben Nikola TESLA (1856-1943) und seinem Freund Jacques-Arsène d'ARSONVAL (1851-1940) in die Medizin eingeführten Wechselstrom, indem sie nachwiesen, dass dieser im Frequenzbereich von 2 kHz bis 2 MHz zu einer Gewebeerhitzung führt, OHNE dabei Muskel- oder Nervenreizungen hervorzurufen. 1900 berichtete Joseph-Alexandre RIVIÈRE (1859-1946) in Paris über Erfolge bei der Verkleinerung von Geschwülsten durch Funkenbehandlung. Der Aufbau eines öffentlichen Stromnetzes um 1895 gestattete schliesslich den Zugriff auf diese komfortable Neuerung. Exponat: "Transformateur portatif pour cautère et lumière fonctionnant sur courant alternatif de 110 volts" (J. De la Croix, bureaux et usine au 131 de la rue de Vaugirard,) mit zwei Rheostaten, die in einer runden, wegen der Hitzeentwicklung durchlöcherten, Dose zusammengefasst sind: einem für Licht, einem andern für den Kauter. So konnte der Arzt gleichzeitig sein OP-Feld (z.B. über eine Stirnlampe) beleuchten und brennen. Der Vorteil eines Elektrokauters besteht darin, dass man mit ihm schneiden kann und verletzte Gefäße durch die Hitze direkt verschlossen werden, so dass es nicht zu starken Blutungen kommt. Die Gewebezerstörung durch den Glühhitzeträger ist in ihrer Ausdehnung nur sehr grob zu bestimmen. Aus diesem Grunde muss man sich stets weit von grossen Gefässen und Nerven halten, um bedrohliche Komplikationen zu vermeiden. Als weiterer Nachteil der Methode ist zu erwähnen, dass die histopathologische Befundung von Tumoren durch die Kauterisation erschwert wird (ist der Tumor im Gesunden entfernt?), wenn das zu untersuchende Gewebe an den Schnittflächen durch Hitze zerstört wurde.

 

Grösse 23 x 14 x 10 cm, ovale Form, seitlicher Tragegriff. Gewicht 3.3 kg.

 

Abbildung in: Guillot, Fernand. - Catalogue illustré d'instruments de chirurgie, d'appareils de médecine et d'orthopédie Paris : s.n. Ivry : Impr. des Ets Hyperparaf, 1934" S. 51 "Boîte ovale pour cautère et lumière sur alternatif, réglage par 2 manettes à plots. Usage simultané du caut`ère et de la lumière ... 260 Francs" .

 

Herkunft: Carrère i.d. Aquitaine.