Anästhesie


Chloroform, Maske (3a)

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Maske n. SCHIMMELBUSCH, um 1900

 

 

   Trotz seiner Lebertoxizität war Chloroform lange Zeit ein beliebtes Anaesthetikum. Manchmal aber musste es "ohne" gehen: "Heute morgen wurde dem verunglückten Fußhöller das linke Bein über dem Knie amputiert. Wegen seines allzugroßen Schwächezustandes konnte der Bedauernswerte nicht chloroformiert werden. Sein Zustand ist sehr bedenklich" (Luxemburger Wort vom 16.5.1911).

 

Der Mann verschied nach wenigen Stunden: "Esch a.d. Alz., 17. Mai. Der im Clair-Chêne verunglückte Arbeiter Fußhöller ist heute morgen gestorben" (Luxemburger Wort vom 17.5.1911).

 

 

Exponat

Vorgestellt wird eine einfache Konstruktion von 1900 (von SCHIMMELBUSCH erstmals 1890 angegeben), mit Bügel, Rahmen und Griff aus Chrom (das Gestell liess sich sterilisieren und entsprach somit den Anforderungen der Aseptik), wurden mit einem beliebigen Überzug von der nötigen Größe bezogen.

 

Hersteller: Aesculap AG, Tuttlingen, Deutschland. Maße: ca. 17,5 x 11 x 5,5 cm. Die Schimmelbusch-Maske besteht aus einem ovalen Metallrahmen mit Griff, einem umlaufenden, aufklappbaren Spannbügel mit Griff und einem kreuzförmigen Metallgeflecht, das sich halbrund ausklappen lässt. Auf der Rahmen-Vorderseite ist das Aesculap-Logo eingepunzt, am Rahmengriff die Nummer "3". Die Schimmelbusch-Maske galt bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts als Standardgerät zur Narkotisierung. Mit Hilfe des Drahtgestells wurden Mullkompressen bzw. Tüll über Nase und Mund gespannt und mit dampfförmigen Inhalationsnarkotika (zumeist mit Hilfe eines Y-Tropfers) beträufelt. Bei der Schimmelbusch-Maske konnte erstmals überschüssige Flüssigkeit über die seitliche Rinne abfließen und aufgefangen werden: die Schimmelbusch-Maske, eine Weiterentwicklung der Maske von ESMARCH, war als erste mit einer Rinne ausgestattet, um die überschüssigen Wirkstoffe aufzufangen.

 

 

Curt Schimmelbusch (1860-95), Chirurg, Berlin. Er wurde durch seine in Berlin unter Ernst von Bergmann erarbeiteten Beiträge zur Entwicklung und wissenschaftlichen Begründung mechanischer Sterilisationsmethoden weltberühmt. Als Pionier des Faches Anästhesie wurde er hingegen nie gesehen. Seinen chirurgischen Werdegang startete er 1888 in Köln unter dem berühmten Chirurgen BARDENHEUER. 1890 beschreibt er unter primär aseptischen Gesichtspunkten seine Maske für die Äther- und Chloroformnarkose. "Curt Schimmelbusch was born on November 16th, 1860, as the son of a lord of a manor in Gross-Nogath/West-Prussia. Having graduated from high school in 1882, he studied medicine at Wurzburg, Gottingen, Berlin and Halle. The physician who was awarded the doctor's degree in Halle in 1886 as a co-worker of the histologist and pathologist Eberth at first dealt with research in the field of thrombosis. His surgical training took place in Cologne where he worked in 1888 with the famous surgeon Bardenheuer at the Burgerhospital. A year later he returned to Berlin to do research work at the institute at the Ziegelstrasse. Under the main aspects of hygiene he described a mask in 1890, which he used predominantly for ether anaesthesia, although he considered it to be suitable also for chloroform anaesthesia, in itself an exciting contribution he has made characterising the progress of anaesthesia in German-speaking countries up to the mid-50's of the 20th century".


Quelle:
Reinhard M, Eberhardt E., Curt Schimmelbusch, development of a mask for chloroform and ether anesthesia based on primary aseptic principles, in: Anasthesiol. Intensivmed. Notfallmed. Schmerzther. 1994 Feb;29(1):30-5.