Paediatrie


Wickelband, sog. Fatsche

um 1950 

Als Fatsche resp. Fetsche oder Fätsche (vom lateinischen fascia = Binde, Wickel), bezeichnet man einen breiten Leibriemen (Gürtel), der in deutschsprachigen Alpenregionen heute noch als Teil der bodenständigen Männertracht zur Lederhose getragen wird. Ursprünglich war das "linteolum" resp. die "fascia" eine Wickelschnur für Kinder. Analog nennt man ein straff gewickeltes Neugeborenes "Fatschenkind".

Lit.: K. BEITL, Volksglaube. Zeugnisse relig. Volkskunst, München 1983.

Das Wickeln des Kindes ist nur bedingt eine medizinische Angelegenheit. Dennoch kann gerade das unsinnige "Pucken" zu ernsthaften Komplikationen führen.

Bei rachitischen Kindern verhinderte dieses Wickeln zwar das Auseinanderweichen des unteren Rippenbogens beim schreienden Kinde - eine kosmetische, symptomatische Behandlung. Doch war der Preis hoch: die Einengung der Atembewegungen durch das Wickeln bewirkte oft eine ernstliche Unterbelüftung (Atelektase) der kindlichen Lunge und brachte manches Wickelkind zu Tode.
Die Unsitte gab es schon in der Antike. Die Griechen puckten, die Aegypter nicht. Der Historiker C.J. Sommerville schrieb, dass es fast soviele verschiedene Begründungen für den Brauch gab wie Gesellschaften, in denen er praktiziert wurde. Manche Gesellschaften behaupteten, dass die Kinder davon ein gerades Rückgrat bekommen, manche sind der Meinung, dass es sie warm hält. In andern will man damit die Kinder daran hindern, sich zu verletzen, über den Anblick der eigenen Arme und Beine zu erschrecken [!] oder zu masturbieren .

"Depuis l’Antiquité et particulièrement au Moyen âge, les nouveaux-nés étaient emmaillotés jusqu’à l’âge de la marche (Alexandre-Bidon, 1986). Le maillot était constitué d’une bande de tissus que l’on enroulait des pieds de l’enfant maintenus joints jusque sous les épaules. Le bandage s’achevait par un dernier tour partant de l’épaule droite vers la taille du côté gauche. La France a conservé plus longtemps que d’autres pays cette pratique contre laquelle s’est élevé l’écrivain Jean-Jacques Rousseau en 1792 dans « L’Emile » (Rousseau, 1999). En Angleterre, dès 1693, des écrivains comme John Locke (Adamson, 1922) puis en 1748, des médecins comme William Cadogan, dénoncent ce procédé qui sera abandonné dès la première moitié du 19° siècle dans ce pays alors que l’usage du maillot perdurera en France jusqu’au début du 20° siècle" .

Trotz der frühen Warnungen hielt sich die Unsitte jahrhundertelang. Charles-Michel BILLARD (1800-1832), Arzt am Pariser Findelhaus, schrieb dazu:
"Das allgemeine Unbehagen des Neugeborenen im Wickelband ist oft die Ursache seines Geschreies. Zwar wickelt man die Kinder nicht mehr so stark wie früher, doch gibt es noch heute Stellen, zu denen die Stimme des Genfer Philosophen Rousseau (im "Emile") noch nicht gedrungen ist. Täglich sieht man in dem Pariser Findelhaus, wie die Schwestern, die Dienstmädchen oder die Ammen aus den Kindern feste Pakete machen, statt sie so zu kleiden, dab sie ihre Glieder frei bewegen und frei atmen können".

Besonders hartnäckig hielt sich das straffe Wickeln in den Alpen. So schleppten Gastarbeiter aus Norditalien die Methode immer wieder nach Luxemburg ein.