Paediatrie


Schnuller Lutschbeutel

 

Die Probleme des Beruhigungssaugers finden immer wieder das Interesse der Pädiater, aber auch der Kieferorthopäden.

In der Antike lutschte das Kind an tönernen Tierchen, die manchmal mit Honig gefüllt waren. Im Mittelalter wurden Lutschbeutel verwendet, Stofflappen, die zu einem Säckchen gefaltet und mit einem Mus aus Mehl, Brot und Honig gefüllt wurden - gelegentlich mit einem Zusatz von Alkohol. Angeblich sollen die früher relativ häufigen sogenannten "Dorfidioten" eine Folge dieser Unsitte des "Schnapsbeutels" gewesen sein. Böse Zungen behaupten, manche Leute hätten ihren unruhigen Kindern auch mal Magsamen (Mohn) in den Lutschbeutel getan, dann seien sie eingeschlafen und manchmal nicht mehr aufgewacht...

Optisch kann der Lutschbeutel stärker noch als der Schnuller seine Verwandtschaft zum Knebel (!) in Form und Funktion nicht verbergen. In den Zeichnungen von Wilhelm Busch (1832-1908) findet man öfter die Darstellung von Babies, die einen solchen Knebel im Mund haben. Diesen "Schlotzer" behielten die Kleinen bis zur Zahnung oft Tag und Nacht in ihrem Mund - eine der häufigen Komplikationen war Soor im Mund der Kinder. Dieser wurde dann von der Mutter mit Milch, Zuckerwasser oder Honig behandelt...
Es gab sogar Erstickungsfälle, wenn Kinder den Lutschbeutel in die Luftröhre aspirierten und dann elends erstickten.

Ansichtskarte "Serie 393" gestempelt am 9.10.1908 in Lüttich/Belgien: ein Dackel zerrt den Lutschbeutel aus dem Mund des Säuglings...