Innere Medizin


Hammer (1) n. TRAUBE

um 1930 

 

 

Als Kind hatte Leopold AUENBRUGGER (1722-1809) bei seinem Vater, der Gastwirt war, miterlebt, wie dieser den Füllungsstand seiner Weinfässer prüfte, indem er die Fässer beklopfte. Der pfiffige Österreicher übernahm die Methode in die Heilkunde und publizierte 1761 (die damals wenig beachtete Schrift) "Inventum novum ex percussione thoracis humani". Der Pariser Arzt Jean CORVISART (1755-1821), Chefarzt an der berühmten Pariser Charité und ab 1807 Leibarzt Napoleon's, übersetzte das "Inventum novum" 1808 und verhalf der Methode endlich zum verdienten Durchbruch. Welcher Mediziner erinnert sich nicht mit Schmunzeln an seine Teilnahme an einem "Klopfkurs" - bei dem er viel zu hören bekam von Lehrern, die angeblich so viel hörten - und selber nie irgend etwas in einem der dargebotenen Brustkörbe hören konnte.

 

Die ersten Perkussionisten klopfen mit den Fingerspitzen ihrer rechten Hand direkt auf den auf den Patienten. Der Finger der rechten Hand des Arztes wurde alsbald durch ein Instrument ersetzt, einen kleinen Hammer. Mehrere Internisten gaben später Hämmerchen an, sog. "marteaux percuteurs", um den Patienten "wissenschaftich" abzuklopfen: TRAUBE, CURCHMANN, SALZ... Die Hämmerchen setzten sich als Perkussionsinstrumente nicht durch, in der Praxis wurden sie bald nur noch benutzt als "Reflexhammer", um den Patellar- und Bizepssehnenreflex zu überprüfen. Der neurologische Missbrauch wird besonders deutlich bei denjenigen Hämmerchen, in denen eine spitze Nadel integriert ist, mit der man den Dermographismus und Hautsensibilität prüfen konnte (Modelle nach MULLER etc). EBSTEIN gab ein Hämmerchen an, das man sich auf den Finger stecken konnte. Es wurde zusammen mit einem Plessimeter in einer Metallbüchse verkauft.

 

Vorgestellt wird ein russischer Hammer nach Ludwig TRAUBE (1818-1876), der um 1999 in Bulgarien benutzt wurde. TRAUBE begab sich 1843 nach Wien, um die damals neue Technik der Auskultation und Perkussion zu erlernen. Zurück in Berlin lehrte er die Technik - er wurde einer der ersten jüdischen Professoren Berlins, leitete ab 1857 die Propädeutische Klinik der Charité (siehe auch seine Verdienste um die Fiebermessung >Thermometer). Weniger glücklich war sein Vorschlag, ventiliertes Hammelblut auf Patienten zu übertragen (1874).