Innere Medizin


Phototherapie

 

Die keimabtötende Wirkung der Lichtstrahlen (Sonnenlicht, elektrisches Licht) wurde im Laufe des 19. Jh. deutlich. Dabei erwiesen sich die kurzwelligen blauen und violetten sowie die ultravioletten Strahlen als besonders wirksam. Man bemühte sich deshalb, künstliche Lichtquellen zu entwickeln, die solche Lichtstrahlen in grösserer Menge als das Sonnenlicht freisetzen. Einzelformen der Lichttherapie waren
- das Sonnenbad (Heliotherapie), bei der die Badenden in einem gegen Wind geschützten Raume in der Sonne lagen.
-bei den sog. Glühlichtbädern benutzte man einen gewöhnlich achteckigen, zum Sitzen eingerichteten Kasten, in den der Patient durch eine Tür eintrat, wobei der Kopf im Freien blieb. Solche Lichtkästen finden wir in der Bäderabteilung von Mondorf.
- die grösste Bedeutung aber fand die Phototherapie in Form von lokalen Anwendungen, wobei zumeist ein durch Sammellinsen konzentriertes Licht benutzt wurde. Eine an ultravioletten und blauen Strahlen besonders reiche Lichtart sendet glühender, niedriggespannter Quecksilberdampf aus. Man gewann dieses Licht indem man durch eine mit Quecksilberdampf gefüllte luftleere Glasröhre den elektrischen Strom passieren liess. Da für gewöhnlich aber Glas für diese kurzwellige Strahlung nicht durchlässig ist, fertigte man diese Lampen aus Quarz an, bis es um 1900 gelang, ein für solche Strahlen durchlässiges Spezialglas herzustellen (Uviollampe von Schott/Jena).
Neben der Röntgenstrahlung und der Elektrotherapie war die Behandlung mit Licht ein Charakteristikum der Jahrhundertwende.

Ein Metzer Arzt inserierte frech in der luxemburger Tagespresse:
"Dr. WOLFF, Spezialarzt für Hals-, Nasen-, Ohren- und Geschlechtskrankheiten. Römerstrasse 33.31, Metz Lichtheilanstalt, Röntgencabinett" (Luxemburger Nachrichten vom 5.7.1914).

Farblicht-therapie
Die Verwendung von farbigem Licht zu Heilzwecken (Chromophototherapie) hat Ergebnisse nur bei Hauterkrankungen gezeigt. Zum Ausschluss der chemisch wirksamen Strahlen bediente man sich roter Gläser und roter Vorhänge, um einen leichteren Ablauf von Masern, Blattern und sonstigen Hauterkrankungen zu erzielen.
Eine besonders vordringliche Aufgabe aber stellten um 1900 die Lupuskranken dar, besonders dann, wenn die Gesichtshaut immer mehr dieser zerfressenden Form der Tuberkulose zum Opfer fiel und schwerste Entstellungen zurückblieben. Ein Lichtblick im strengsten Sinne des Wortes wurde die Entdeckung von Niels Ryberg. FINSEN*, Professor für Dermatologie in Kopenhagen, der die wohltuende Wirkung von Licht auf den Lupus erkannte.
* N.R.FINSEN war am 15.12.1860 in Thorshavn auf den Faröern geboren, studierte ab 1882 in Reykjavik auf Island, promovierte 1890 in Kopenhagen, war bis 1893 Prosektor und beschäftigte sich seither fast ausschliesslich mit der physiologischen Wirkung des Lichtes. 1899 gründete er das von ihm geleitete "Institut für Lichttherapie" des Lupus vulgaris.

Lit.:
- N.R. Finsen, Das Licht als Incitament, in: Hospitalstidende, 1895.
- N.R. Finsen, Über die Anwendung von konzentrierten chemischen Lichts in der Medizin, Kopenhagen 1896.
- N.R. Finsen, La photothérapie, Paris 1899.

Auch in der Psychiatrie fand das farbige Licht dankbare Verwendung. Den psychisch anregenden Einfluss roten und gelben Lichtes nutzten Irrenärzte zur Behandlung von Melancholischen, den beruhigenden Einfluss blauen Lichtes bei erregten Geisteskranken.

Lit.:
- Böder, Zur Frage von der Heilkraft des Lichtes , in: Kaiserl. Gesundheitsamt, Bd. 17, 1900.
- Brieger und Mayer, Licht als Heilmittel, Berlin 1904
- Gebhardt, Die Heilkraft des Lichtes, Leipzig 1898
- Kattenbracker, Das Lichtheilverfahren, Leipzig 1899
- Möller, Der Einfluss des Lichtes auf die Haut in gesunden und krankhaften Zustande, Leipzig 1900.
- Strebel, Die Verwendung des Lichtes in der Therapie, München 1902.

Eine totgesagte Wissenschaft nahm einen neuen Aufschwung Ende des 20. Jh. Vom 19-21.2.1998 lief in Zürich der "First World Congress of Photomedicine in Gynecology" (E-mail der Kontaktperson an der UFK ist Frau E. Traudisch: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!).