Innere Medizin


Phonendoskop (1)

 

 

1894 liessen Aurelio BIANCHI, Professor für Pathologie und medizinische Propädeutik in Parma, und Eugenio BAZZI (1854-1921), Professor für Physik am "Instituto tecnico Galileo" in Florenz ein Stethoskop patentieren mit einer Membran, welche die Töne verstärkte.

 

Zu den Erfindern

Nach dem Tode des Leiters des „Ospedale Meyer“ in Florenz gab  BIANCHI, Assistent von Professor Levi, seine Universitätskarriere auf um Leiter des besagten Hospitals zu werden. Über BAZZI haben wir keine Daten finden können.

Nördlich der Alpen erfuhren die Ärzte 1896 von dem neuen Verfahren: "Verein deutscher Aerzte in Prag. Programm der heutigen Sitzung: 1. Dr. O. Piering: Demonstration. — 2. Prof. v. Jaksch: Demonsttation. — 3. Regierungsrath Prof. Pribram: Ueber das Phonendoskop" (Prager Tagblatt, 5. Juni 1896).

Im September 1896 bemühte sich BIANCHI nach Frankfurt zur 68. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte: "Bianchi (Florenz): Phonendoskopie und die phonendoskopische Projection des Körperinnern (in lateinischer Sprache). Vortragender demonstrirt den Gebrauch seines Apparates, mittelst dessen er die Grenzen jedes einzelnen Organes genau bestimmt. Wenn das Phonendoskop auf das betreffende Organ z. B. Magen, Leber, Herz oder dergleichen aufgesetzt wird, so wird ein über denselben mit dem Finger hervorgerufenes Streichgeräusch nur so weit fortgeleleitet, als das Organ reicht. Weiterhin demonstrirt Vortragender seine auf diese Weise nach Aufzeichnungen gewonnenen Bilder der Lage und Grösse der Körperorgane" (Internationale klinische Rundschau, 1896).

 

 

Zum Konstrukteur
1848 begann Martin Wallach in Kassel mit dem Großhandel von Gummi- und Guttapercha-Waren sowie der Fabrikation von Instrumenten und Bedarfsartikeln aus Hartgummi für Medizin und Pharmazie. Damit gehörte er zu den ersten in Deutschland in dieser Branche. Später kam der Vertrieb ärztlicher Instrumente aus Metall hinzu.

 

 

Exponat

Vorgestellt wird ein Phonendoskop mit Drehschieber (Berliner Waarenhauskatalog, S.2, um 1900), ital. "Fonendoscopio", frz. "Stéthoscope intercostal". Den feinen Stift, der auf die zweite Membran aufgeschraubt werden konnte, beim Transport aber am Metallgehäuse festgeschraubt "ruhte", diesen Stift konnte man zwischen die Rippen des Patienten anpressen, um dem Herzen und den Lungenflügeln besonders nahe zu kommen.

Herkunft des Objektes: Rambouillet in Frankreich.

 

Ein Modell im "Medical History Museum" trägt die Gravur:
"PAT. 10223./D.R.P. 85784./PHONENDOSCOPE BAZZI & BIANCHI/Martin Wallach Nachfolger./CASSEL ROMA".
Andere Modelle tragen die französische Patentnummer N247712

Das hier vorgestellte Modell trägt die Gravur
(USA): U.S.TRM 29723
(Grossbritannien) BRIT. 224200
(Deutschland) D.W.Z. 21493 / 49219

 

Die Tatsache, dass ein medizinisches Gerät patentiert wurde, führte in Kollegenkreisen zu heftiger Kritik: "Freely ye have received, freely give" - ärgerte sich ein gew. James P. Warbasse 1898. Offenbar hatte BIANCHI dieses uralte medizinische Gesetz vergessen ...