Innere Medizin


Injektionen (04): Glasspritzen mit Metallkolben

Spritzen, um 1940 

Gegen 1900 gewann die Spritze an Bedeutung, als Medikamente auf den Markt kamen, die derart aggressiv waren, dass sie unmittelbar in die Blutbahn eingebracht werden mussten - etwa das Salvarsan. Neue Spritzen wurden entwickelt, allen voran die Rekordspritze (Berlin 1906). Die Zerbrechlichkeit des Kolbens bewog die Fabrikanten um 1900 zur Entwicklung von Metallkolben. Durch Schleifen des Kolbenkopfes wurde eine zuverlässige Abdichtung erreicht.

1910 warb das "Medizinische Waarenhaus Berlin" für die "Record-Spritze":
"Präzisionsspritze "RECORD", D.R.G.M.
Die Spritze ist zerlegbar, Gewinde und Schrauben sind nicht vorhanden. Der Glaszylinder trägt oben und unten einen festgelöteten Metallansatz. Der Nickelkolben ist präzis luftdicht in den Glaszylinder eingeschliffen".

Bei der geringsten Verunreinigung des Schaftes aber klemmte die Spritze und war oft abfalleimerreif. Eine gleichwertige Abdichtung bei geringerer Anfälligkeit der Spritze wurde dadurch erreicht, dass man einen annähernd kreisförmigen federnden Ring in einen Nut um den Kolbenkopf legte.

1956 erfand der neuseeländische Pharmazeut und Tierarzt Colin Albert MURDOCH (1929-2008) mit 27 Jahren "aus Sorge um Weitergabe von Krankheitserregern" die Einwegspritze. Er präsentierte seine Erfindung beim Gesundheitsamt, wo sie allerdings als „zu futuristisch“ eingestuft wurde. Mangels finanzieller Unterstützung war die Weiterentwicklung seiner Idee für einige Jahre nicht möglich. Als er später das Patent zugesprochen bekam, wurde die Einwegspritze ein weltweiter Erfolg, der heute täglich millionenfach in Verwendung ist. Trotz seiner zahlreichen Erfindungen wurde Murdoch kein reicher Mann; er vermied es, Patentklagen gegen Kopien seiner Ideen anzustrengen, da er nach eigener Aussage froh war, wenn dadurch Menschen geholfen würde.