Innere Medizin


Induktionsapparat Reiniger, Gebbert & Schall (5)

um 1892 

Taucht man in einen Elektrolyten zwei Elektroden mit verschiedenen Potentialdifferenzen U1 und U2, entsteht eine Spannungsdifferenz. Ordnet man die Metalle nach Spannungs-differenzen ΔU, erhält man die galvanische Spannungsreihe:
Na -2,71/ Zn -0,76, Fe -0,44/ Pb -0,126//C u +0,35/ Au +1,5
Ein Element aus Cu und Zn liefert also eine Spannung von 1,1 Volt: (in einer CuSO4-Lösung)

Kohle-Zinkelement; Elektrolyt NH4Cl in Glasgefäss.

1812 entwickelte Giuseppe Zamboni (1776 – 1846) auf Basis des Elements Silber/Salzlösung/ Magnesiumoxid/Silber eine Hochspannungsbatterie aus bis zu 4.000 galvanischen Zellen.
1836 folgte der englische Chemiker John Frederic Daniell (1790 – 1845) mit einem Element aus Zn/ZnSO4/CuSO4/Cu, das als erste zuverlässige Stromquelle betrachtet und vor allem in britische und amerikanische Telegrafenanlagen eingebaut wurde, da es die einzig verfügbare Batterie mit geringer Selbstentladung war.
1839 oder 1840 entwickelte Sir William Robert Grove (1811 – 1896) das Zn/H2SO4/HNO3/Pt – Element. Neben dem Daniell-Element (Kupfer/Zink) kann z. B. auch aus Kupfer- und Silberelektroden ein galvanisches Element erzeugt werden: die Kupferelektrode taucht in eine Kupfersulfat-Lösung, die Silberelektrode in Silbernitratlösung, und verbunden werden diese durch einen Draht (Elektronenleiter) mit Voltmeter und einem Ionenleiter.
Sowohl die Kupferatome der Kupferelektrode als auch die Silberatome der Silberelektrode „streben“ danach, sich in der umgebenden Flüssigkeit zu lösen und damit zu (positiv geladenen) Ionen zu werden. Durch diese Ionenbildung entsteht an der Elektrode eine negative Ladung (da die Atome, die in Lösung gehen, ihre Elektronen abgeben). Dies würde dazu führen, dass sich die Atome der Elektrode nicht weiter lösen könnten, da die negative Spannung verhindert, dass sich weitere Elektronen ansammeln. Wenn jedoch beide Elektroden über einen elektrischen Leiter miteinander verbunden werden, sorgt die unterschiedliche Lösungstension der Elektroden dafür, dass die Reaktion weiterlaufen kann. Da das Redoxpotential von Kupfer (Reduktionsmittel) niedriger ist als das von Silber (Oxidationsmittel), ist die negative Ladung in der Kupferelektrode höher als die in der Silberelektrode, es entsteht also eine Spannung, bei der die Elektronen zur Silberelektrode hin „gedrückt“ werden. Das führt dazu, dass die Lösung der Silberatome gestoppt wird, stattdessen reagieren die überschüssigen Elektronen mit den Ag+-Ionen der Silbernitratlösung und sorgen dafür, dass sich diese als normale Silberatome an der Silberelektrode festsetzen.

Der vorgestellte Apparat wurde hergestellt von der Firma Reinige, Gebbert & Schall / Erlangen. Berlin - München - Wien. Der Kasten stammt aus dem Nachlass des ab 1936 in Luxemburg niedergelassenen Zahnarztes Dr. Camille MONTBRUN (1912-1986). Ob er den Strom zur Schmerzstillung benutzte erscheint mir fraglich, da in den dreissiger Jahren seine Konkurrenten bereits mit Allgemeinnarkose und örtlicher Betäubung mit Kelene arbeiteten. Möglicherweise behandelte er damit Trigeminusneuralgien im Facialisgebiet ...

Einen ähnlichen Kasten stellt die Universität Paris aus (https://www.bium.univ-paris5.fr/aspad/img/gd/electro30.jpg): "COFFRET AVEC APPAREIL ELECTRO-MAGNETIQUE de SPAMER. Pour faradisation. Allemagne ca.1890. Coffret en acajou avec tiroir de rangement d'accessoires très complet. Régulateur d'intensité de la bobine gradué. Interrupteur de la bobine par double bobine électromagnétique. Pile au bisulfite de mercure en cristal avec dépose de l'électrode en zinc pour le transport. Coffret remarquablement fini et conçu. Ce coffret figure dans le catalogue dentaire 1892 de la maison Geo Poulson de Hambourg".

Mitte des 19. Jahrhunderts hatten amerikanische Zahnärzte begonnen, Gleichstrom zur Lokalanästhesie einzusetzen. 1858 ließ sich der Zahnarzt J.B. FRANCIS aus Philadelphia/USA die Elektroanästhesie gar patentieren (US-Patent 20390 vom 25.Mai 1858) ...