Innere Medizin


Hygiene (1) Kantine Rümelingen

 

Viele Betriebe der Schwerindustrie unter- hielten Kantinen in denen Bergleute und Schmelz- arbeiter billig schlafen und sich verpflegen konnten. Die Hütten- gesellschaft "ARBED Terres - Rouges" hatte in Esch die "Kantine Wolter" errichtet. In Beggen, Differdingen, Lamade- laine, Oberkorn und Rümelingen gab es ähnliche Arbeiterwohn- heime.

1926 arbeiteten in Differdingen 4.427 Arbei- ter in dem Hüttenwerk und im Bergbau. Davon wohnten 272 in Werks- wohnungen, 120 in der Kantine in Oberkorn und 53 in der Kantine in Differdingen...

Hier die hygienischen Bestimmungen einer solchen Kantine, wie sie im Januar 1923 verfügt wurden:
- Der Kantinenwirt war verpflichtet, die Küche jeden Tag zu waschen. Tiere waren in Küche und Speiseraum nicht zugelassen. Lebensmittel durften nicht in der Küche, sondern nur separat aufbewahrt werden. Bei trockenem Wetter mussten die Schlafräume tagsüber für Licht und Luft offen gehalten werden, die Zimmer mussten täglich mit dem Besen gefegt werden, wobei durch eine vorherige Berieselung mit Wasser der Staub niedriggehalten werden sollte. Einmal wöchentlich waren sämtliche Fussböden bei reichlicher Begiessung zu waschen und abzutrocknen, die Fensterscheiben mit feuchtem und trocknem Waschlappen abzureiben. Die Betten mussten jeden Tag gemacht und das Bettzeug alle 3 Wochen [sic] mit rein und sauber gewaschenem erneuert werden.
- Der Kostgänger verpflichtete sich, für die Reinhaltung und den Unterhalt des Bettzeuges zu sorgen – bei Beschädigung von Bett oder Bettzeug haftete er; wenn der Missetäter nicht ermittelt werden konnte, haftete die gesamte Belegschaft des Schlafraumes... Ungewaschen [sic]durfte niemand zu Bett gehen! Zuwiderhandlungen wurden mit einer Geldstrafe von 5 Franken, im Wiederholungsfall mit dem Ausweis aus der Kantine bestraft. Notdurft durfte nur ausserhalb der Wohnung verrichtet werden...

Ein gesundes Milieu demzufolge, in dem sich der Arbeiter nach der Schicht erholen konnte. Die Arbeit in den Galerien war strapaziös: 10-12°C, hohe Luftfeuchtigkeit begünstigten das Auftreten von Rheuma. Arbeitsunfälle waren häufig, von harmlosen Quetschungen bis hin zu schweren Verletzungen, die Amputationen erforderlich machten. In der Zeit von 1864 bis 1981 kamen 1.477 Menschen in den Minen zu Grunde - nicht mitgezählt die Opfer der unzähligen Messerstechereien in den Kneipen und ... Kantinen.

Lit.:
Marcel Klein, Einiges über die Ess- und Trinkgewohnheiten der Bergleute, in: Luxemburger Wort vom 2.12.1978.

Vorgestellt wird eine Ansichtskarte "Edit. Ch. Arendt - Rumelange; DESAIX" aus den 20er Jahren. Im Hintergrund die Schmelz, rechts im Vordergrund die grosse Kantine...